Weiterbildung auf hohem Niveau - Neue Forschungsergebnisse beim 21. Deutschen Numismatikertag in Berlin vorgelegt







Die Staatliche Münze Berlin prägte anlässlich des 21. Deutschen Numismatikertages eine Medaille mit der Darstellung des Berliner Bode-Museums, in dem das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz seit 1904 untergebracht ist.



Einmalig ist das nach links gewandte Bildnis Friedrichs II. aus dem Berliner Friedrichsdor von 1749, der mit vielen anderen Münzen im neuen Katalog über die Prägungen des preußischen Königs abgebildet ist. (Fotos/Repro: Caspar)

Die Deutsche Numismatische Gesellschaft und die Numismatische Gesellschaft zu Berlin haben Anfang Oktober in Verbindung mit dem Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz und der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel den 21. Deutschen Numismatikertag veranstaltet. Das Thema „Zeitenwandel? Zäsuren und Brüche der Geschichte im Medium der Münze und Medaille“ des seit 1968 und 1975, damals noch in „Mauerzeiten“, zum drittenmal in der Hauptstadt veranstalteten Treffens bot Berufs- und Laienforschern, Sammlern und Händlern die großartige Gelegenheit, sich mit neuesten Erkenntnissen der Münz- und Medaillenkunde von der Antike bis zur Gegenwart vertraut zu machen und ihr Wissen auf den neuesten Stand zu bringen. Darüber hinaus nutzten die Gäste die Möglichkeit, Berlin und seine Museumsinsel einschließlich der im Bode-Museum und an anderen Stellen ausgestellten Schätze des Münzkabinetts kennenzulernen. Da zeitgleich die Münzbörse NUMISMATA auf dem Messegelände am Funkturm stattfand, konnte man mit Recht von einem randvoll gepackten numismatischen Wochenende sprechen.

Der Direktor des Berliner Münzkabinetts, Bernd Kluge, nannte die Tagung am Eröffnungsabend in der mit einer bemerkenswerten Münz- und Geldscheinsammlung gesegneten Kreditanstalt für Wiederaufbau am Gendarmenmarkt sowie tags darauf im Bode-Museum eine allseitige Weiterbildungsveranstaltung auf hohem Niveau, bei der jeder von jedem lernt. Er würdigte ausdrücklich die Leistungen der numismatischen Laienforscher und betonte, die Deutschen Numismatikertage seien das Gute in der Numismatik, weil sie sammelnde Forscher und forschende Sammler zusammenführen. Die Grenzen zwischen Berufsnumismatikern, Sammlern und Händlern seien fließend, und die einen würden von den anderen profitieren.

Wie das geht, erlebten die Tagungsteilnehmer am Beispiel der Untersuchungen von Günter Unsheim, der mit dem Eligiuspreis der DNG ausgezeichnet wurde. In über 40jähriger Arbeit hat er alles über bergische und märkische Goldwaagen des 18. und 19. Jahrhunderts erkundet. Sein nun Sammlern, Museumsleuten, Historikern und Händlern in die Hand gelegtes Nachschlage- und Zitierwerk wurde bei der Preisverleihung als großartiges Zeugnis dafür gewertet, was zähes Suchen und manches Sammlerglück zustande bringen können. Die junge Archäologin und Numismatikerin Angela Berthold hat Signaturen erforscht, mit denen sich Künstler seit dem fünften vorchristlichen Jahrhundert auf Münzen und Gemmen verewigt haben, und erhielt für ihre Untersuchung den für Nachwuchswissenschaftler bestimmten Walter-Hävernick-Preis. Den nach Johann Veit Döll benannten Deutschen Medailleurpreis erhielt außerdem der bekannte Stempelschneider und Medaillenkünstler Victor Huster. Darüberhinaus wurden ein neues, von Bernd Kluge unter Mitarbeit von Elke Bannicke und Renate Vogel verfasstes Standardwerk über die Münzen König Friedrichs II. von Preußen 1740-1786 sowie ein umfangreicher Katalog der Medaillen des Dresdner Künstlers Peter Götz Güttler vorgestellt.

Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, DNG-Präsident Nicol Worbs, Michael Gnatzy, der Erste Vorsitzende der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin (BNG), und weitere Redner betonten in ihren Ansprachen den Nutzen numismatischer Erkenntnisse für die Erforschung unseres Woher und Wohin und unterstrichen die Bedeutung der am Berliner Münzkabinett geleisteten Bildungs- und Forschungsarbeit. Seit 1904 im Bode-Museum, dem früheren Kaiser-Friedrich-Museum, tätig, so hob der Archäologe Parzinger hervor, sei das Münzkabinett mit einer halben Million zum Teil einmaligen Objekten quer durch alle Zeiten und Kulturen so etwas wie der ruhende Pol in der Berliner Museumslandschaft, weil es nicht wie die anderen über beide Stadthälften verteilten Sammlungen nach der Wiedervereinigung zusammengeführt werden musste, sondern in großartiger Kontinuität am angestammten Platz seinen Forschungs- und Bildungsauftrag ausführt und vielen Freunden der Münzen und Medaillen mit Rat und Tat zur Seite steht. Die anerkennenden Worte des Stiftungspräsidenten für eines der kleineren Häuser im Berliner Museumskosmos wurden mit großem Beifall aufgenommen, und manche Tagungsteilnehmer mögen sich erinnert haben, dass dergleichen aus dem Mund führender Museumsleute nicht immer selbstverständlich war. Parzinger hob insbesondere die Arbeit der BNG hervor, die seit einiger Zeit als Förderverein des Münzkabinetts hilft, dass die älteste Sammlung der Staatlichen Museen zu Berlin Publikationen zu erschwinglichen Preisen herausbringen und ihre Bestände nach und nach auch im Interaktiven Katalog weltweit jedermann zur Kenntnis geben kann.

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"