Einheit von Natur und Baukunst - Das zum Weltkulturerbe gehörende Dessau-Wörlitzer Gartenreich wird 2013 auf einer Goldmünze zu einhundert Euro abgebildet



Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich im Bundesland Sachsen-Anhalt wird 2013 durch eine neue Goldmünze aus der Weltkulturerbe-Serie gewürdigt. Der Entwurf stammt von Lorenz Crössmann.



Mit dem zweiten Preis wurde der Entwurf von Wolfgang Reuter ausgezeichnet. (Fotos: BADV Fuchs/Wuthenow)



Fürst Friedrich Franz III. versammelte im Gotischen Haus nicht weit vom Wörlitzer Schloss mittelalterliche Kunst und wird dafür als ein Mann gewürdigt, der sich vor vielen anderen für den Erhalt historischer Hinterlassenschaften einsetzte. (Foto: Caspar)

Die im Jahr 2003 begonnene Serie deutscher Goldmünzen zu einhundert Euro wird 2013 mit einer Ausgabe fortgesetzt, die das auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes vermerkte Dessau-Wörlitzer Gartenreich würdigt. Damit ist das Bundesland Sachsen-Anhalt erneut auf einer deutschen Gedenkmünze verewigt. Vorausgegangen waren 1998 die Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale auf einem silbernen Zehn-Mark-Stück, 2003 die von der Unesco zum Welterbe erhobene Stadt Quedlinburg auf einer goldenen Hundert-Euro-Münze sowie 2004 das Bauhaus in Dessau, das ebenfalls den Welterbetitel trägt, auf einem silbernen Zehn-Euro-Stück. Außerdem wurden 2005 Magdeburg und 2008 die berühmte Himmelsscheibe von Nebra 2008 durch Zehn-Euro-Stücke gewürdigt. Die archäologische Sensation war 1999 auf dem Mittelberg bei Nebra im Burgenlandkreis entdeckt worden und wird heute im Landesmuseum für Landkreis Vorgeschichte in Halle an der Saale gezeigt.

Sieger des künstlerischen Wettbewerbs für die Wörlitz-Münze ist der Berliner Designer Lorenz Crössmann. Er bildet die wichtigsten Elemente des vom Fürsten Friedrich Franz III. von Anhalt-Dessau im ausgehenden 18. Jahrhundert im Rahmen der Landesverschönerung geschaffenen Gartenreichs ab. Ganz oben ist die nach englischem Vorbild im Stil des Frühklassizismus nach Plänen des Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff zwischen 1769 und 1773 erbaute Sommerresidenz dargestellt. Darunter steht eine Baumgruppe, zwischen der man eine auf der Rousseau-Insel stehende Urne und einen Schwan erkennt. Der Münzentwurf überzeuge auf beiden Seiten durch die harmonische Komposition und ihren korrespondierenden Zusammenklang, schreibt das Preisgericht und stellt fest, die Bildseite schließe Landschaft und Architektur zusammen und berücksichtige die beiden Seiten des Gartenreiches.

Fürst Friedrich Franz III. von Anhalt-Dessau, der sich ab 1807 Herzog nannte, war ein innovativer, den Idealen der Aufklärung verpflichteter Herrscher, der sich im Unterschied zu vielen seiner Standesgenossen um das Wohl und Wehe seiner Untertanen kümmerte, für sie Schulen und andere Bildungseinrichtungen schuf und für ein Klima der Humanität und Toleranz sorgte. Das von Christoph Martin Wieland als „Zierde und Inbegriff des 18. Jahrhunderts“ gelobte Schloss und der nach englischen Vorbildern angelegte Landschaftspark avancierten zum Mekka von Kunstfreunden aus aller Welt und wurden Vorbilder für weitere Bauten dieser Art.

Weitgehend im Zustand der Erbauungszeit erhalten, vermittelt das vom Fürsten bescheiden als Landhaus bezeichnete Schloss ein Gefühl dafür, wie der Bauherr die Inschrift „Liebe und Freundschaft haben es erbaut, Einigkeit und Ruhe mögen es bewohnen, so werden häusliche Freuden nicht fehlen“ verstanden wissen wollte. Besucher erleben das Gotische Haus in der Nachbarschaft als eines der frühesten Zeugnisse der Neogotik auf deutschem Boden. Es diente dem Fürsten als privates Refugium und zur Unterbringung seiner Sammlungen „altdeutscher“ Kunst, wie man damals sagte. Lange galten Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Glasfenster und Gebrauchsgegenstände aus der Zeit vor der Renaissance und dem Barock als vernachlässigenswerte Hinterlassenschaften, gar als Unkunst. Man trennte sich bei Umbauten und Modernisierungen von ihnen, und wenn der auf seinen Reisen nach England, Frankreich und andere Länder geprägte Fürst von Anhalt-Dessau davon erfuhr, besorgte er sich solche Stücke und leistete damit einen wichtigen Beitrag für ihre Erforschung und Pflege.

Während das Schloss der Kultur und Architektur der Antike verpflichtet ist, atmet das Gotische Haus den Geist des Mittelalters. Die dort ausgestellten Werke der bildenden Kunst oder in die Fenster, Wände und Decken eingefügten Architekturelemente gäbe es nicht mehr, hätten sie nicht der kunstsinnige Fürst und seine Helfer im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Bauschutt bergen lassen. Beim Anblick der neuen Goldmünze wäre auch dieser Aspekt früher Erbepflege zu beachten, lange bevor es einen staatlich organisierten Denkmalschutz gab.

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