Otto der Faule und Lenin warten auf Erlösung - Für Denkmäler aus Marmor und Bronze entsteht in der Zitadelle Spandau ein Museum



In Reih und Glied stehend, warten die Herrscher von der Berliner Siegesallee auf ihren Umzug ins Haus 6 der Spandauer Zitadelle.



Markgraf Otto der Faule (Mitte) war schon in der Kaiserzeit Ziel von Schülerspott. In zwei Jahren kann er mit weiteren Figuren im neuen Skulpturenmuseum bewundert werden. Der fehlende Kopf von König Friedrich Wilhelm II. (links) wird nicht ergänzt. (Fotos: Caspar)

Das Skulpturenmuseum auf der Spandauer Zitadelle lässt noch auf sich warten, der Eröffnungstermin 2013 ist nicht zu halten. Andrea Theissen, Leiterin von Spandaus Stadtgeschichtlichem Museum und Kulturamtsleiterin, nennt jetzt als Ziel das Frühjahr 2014. Vor allem seien es Unsicherheiten in der Finanzierung, die zur Terminverschiebung geführt hätten. Doch zum Glück sei die Lottostiftung mit 1,2 Millionen Euro eingesprungen, so dass die Lücke geschlossen werden konnte. „Aktuell liegen die Bauplanungsunterlagen zur Prüfung beim Berliner Senat. Wir gehen davon aus, dass die Umgestaltung der beiden für die Ausstellung vorgesehenen Gebäude aus der Renaissance-Zeit beziehungsweise aus dem 19. Jahrhundert bald beginnen kann.“ In Gutachten seien Feuchtigkeitsschäden und statische Probleme festgestellt worden, die noch beseitigt werden müssen. All das habe die Planungen ein wenig durcheinander gewirbelt.

Parallel zu den Baumaßnahmen wird der historische und gegenwärtige Bestand an Denkmälern im öffentlichen Raum Berlins erforscht und kartiert. Ziel ist eine Dokumentation, in der ergänzend zu der Skulpturenschau über Schicksale von Denkmälern berichtet und dargestellt wird, was von ihnen im Laufe der Zeit verloren ging oder was umgesetzt oder ins Depot genommen wurde.

Susann Schröter und Carmen Mann, die die Ausstellung mit dem Titel „Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler“ vorbereiten, freuen sich, dort Marmorfiguren von der Berliner Siegesallee zeigen zu können. Bis es so weit ist, finden Führungen und Workshops statt, die mit dem Schicksal der von Kaiser Wilhelm II. vor über einhundert Jahren gestifteten und von namhaften Bildhauern ausgeführten „Puppenallee“ bekannt machen, wie die Berliner spotteten. Eine Witzfigur ist heute wie damals Markgraf Otto der Faule, der mit seinen halb geschlossenen Augen und schlaffen Knien so aussieht, als würde er im Stehen schlafen. Er und die anderen Herrscherfiguren, aber auch der Kopf vom Lenindenkmal auf dem früheren Leninplatz im Bezirk Friedrichshain sowie Kriegerdenkmäler und andere Skulpturen warten darauf, aus ihrer Wartestellung hinter einem Gitter erlöst zu werden. „es ist nicht zu befürchten, dass die unter freiem Himmel aufgestellten Figuren durch Regen, Schnee und Frost leiden. Restauratoren haben Risse und Löcher provisorisch geschlossen, um das Eindringen von Wasser zu verhindern. Es könnte sonst den empfindlichen Marmor aufsprengen“, erklärt Susann Schröter. Carmen Mann ergänzt, dass die Figuren von der Siegesallee so gezeigt werden, wie sie das Kriegsende im Tiergarten überstanden haben. „Fehlende Köpfe, Arme und andere Gliedmaßen werden nicht ergänzt, lediglich werden die Herrscher und die Büsten, die zu ihren Seiten aufgestellt waren, gereinigt und von Mikoorganismen befreit“.

Zur Zeit wird an einem Buch zur Ausstellung gearbeitet, in dem detailliert dargestellt wird, welche Ziele mit Denkmälern unter freiem Himmel in der Zeit der Monarchie, während der Weimarer Republik, in der Zeit des Nationalsozialismus sowie nach dem Krieg in der geteilten und wiedervereinigten Stadt verfolgt wurden. Weitere Informationen über die Arbeiten auf der Zitadelle im Internet unter www.enthuellt-berlin.de.

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