„Arbeit macht frei“ - Umgekehrter Buchstabe B aus einem zynischen Motto der Nazis wurde zum Denkmal



Der umgekehrte Buchstabe B aus poliertem Stahl, nur wenige Schritte vom U-Bahnhof Wittenbergplatz entfernt, erinnert an den Überlebenswillen der Auschwitz-Häftlinge. (Foto: Caspar)

Der zwei Meter hohe Buchstabe B auf dem Wittenbergplatz sieht merkwürdig aus, an der fünf Tonnen schweren Stahlskulptur stimmt etwas nicht. Eine kleine Tafel klärt auf, dass der Buchstabe dem Motto „Arbeit macht frei“ über dem Eingangstor zum Vernichtungslager Auschwitz nachempfunden ist. Auszubildende der Volkswagen AG haben das Denkmal in vielen Arbeitsstunden nach einer Idee der Französin Michèle Déodat geschaffen. Eine kleine Ausführung der Skulptur wird seit 2005 bedeutenden Persönlichkeiten verliehen. Träger der Auszeichnung sind unter anderem Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundeskanzlerin Angela Merkel und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Während des Zweiten Weltkriegs hatten KZ-Häftlinge in das zynische Motto „Arbeit macht frei“ der Nationalsozialisten ein auf dem Kopf stehendes B geschmuggelt, und niemandem war die versteckte Botschaft für den Willen aufgefallen, die lähmende Angst zu überwinden und später einmal der Welt zu berichten, was in Auschwitz geschehen ist. Das Denkmal erinnert nach Aussagen des Auschwitz-Komitees „an das Leid aller Häftlinge, an den Mord an den Juden Europas und den Sinti und Roma und an ihren Überlebenswillen“. Millionen Juden mussten das Tor passieren und wurden entweder gleich ins Gas geschickt oder zur Sklavenarbeit für die deutsche Kriegsindustrie gezwungen. Nach dem Willen der Nationalsozialisten sollte die Inschrift bei den KZ-Häftlingen die Hoffnung nähren, eines Tages nach entbehrungsreicher Arbeit wieder die Freiheit zu erlangen. Um diesen Glauben zu unterstützen, ließ Heinrich Himmler, als Reichsführer SS oberster Chef der Lager und Herr über Leben und Tod ihrer Insassen, zusätzlich zu der Inschrift noch die Parole „Es gibt einen Weg zur Freiheit. Seine Meilensteine heißen: Gehorsam, Fleiß, Ehrlichkeit, Ordnung, Sauberkeit, Nüchternheit, Wahrhaftigkeit, Opfersinn und Liebe zum Vaterland!“ anbringen.

Das Motto „Arbeit macht frei“ ist keine Erfindung der Nationalsozialisten, sondern stammt aus dem Jahr 1849, als es in einer theologischen Zeitschrift hieß: „Das Evangelium und, auf seine ursprüngliche Wahrheit zurückgehend, die Reformation wollen freie Menschen erziehen, und nur die Arbeit macht frei“. Es diente später als Titel einer in Wien veröffentlichten Erzählung des Theologen, Schriftstellers und Sprachkundlers Lorenz Diefenbach über die Bedeutung der Arbeit für die Emanzipation von Frauen.

Als Ende 2009 haben Metalldiebe die Inschrift „Arbeit macht frei“ über dem Tor zum Vernichtungslager Auschwitz stahlen, war Empörung weltweit groß. Die Gedenkstätte Auschwitz ließ den Schriftzug durch eine Kopie ersetzen, und schon bald fand die polnische Polizei das in drei Teile zersägte Original und machte die Diebe dingfest, die mehrjährige Gefängnisstrafen erhielten.

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