„Warum schweigt die Welt?!“ - Gedenkstätte Deutscher Widerstand erinnert an das Konzentrationslager Columbia-Haus



Eine Gedenkstätte erinnert am Columbiadamm gegenüber dem Flughafen Tempelhof, dass hier in einem alten Militärgefängnis zwischen 1933 und 1936 etwa 8000 Gegner des Nazi-Regimes gefoltert und viele von ihnen ermordet wurden. (Foto: Caspar)

Nach der Errichtung der NS-Diktatur entstanden in Berlin etwa 150 „wilde“ Folter- und Terrorstätten, in denen Regimegegner, Juden und andere Personen unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten und viele von ihnen ermordet wurden. Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand widmet dem besonders berüchtigten KZ Columbia-Haus im Rahmen des Themenjahrs „Zerstörte Vielfalt“ eine Sonderausstellung. Die bis zum 11. Oktober 2013 laufende Dokumentation „Warum schweigt die Welt?!“ übernimmt den Titel eines Berichts, den der Journalist Berthold Jacob aus eigener leidvoller Erfahrung 1936 in Paris veröffentlichte. Darin wird geschildert, auf welch entsetzliche Weise die Häftlinge im KZ Columbia-Haus von SS-Leuten ausgepeitscht und gefoltert wurden. „Müsste nicht das Weltgewissen darauf dringen, auf die Frage, die ich hier stelle, Antwort zu erhalten. Warum schweigt die Welt?!“ fragt Jacob. In der Ausstellung werden weitere Häftlinge, die das tägliche Grauen in der ehemaligen Militärhaftanstalt am Tempelhofer Feld überlebt haben, mit Berichten darüber zitiert, was ihnen von den Schlägertypen in der SS-Uniform angetan wurde und wie man sie systematisch erniedrigt und zu „Geständnissen“ gezwungen hat. Die insgesamt 8000 Gefangenen waren in überbelegten Zellen zusammengepfercht, sie litten an Hunger, und eine ärztliche Versorgung gab es nicht. Viele Häftlinge erlagen den Misshandlungen, manche wurden mit fadenscheinigen Begründungen im Columbus-Haus exekutiert. Wer der Hölle entkam, musste sich zu striktem Stillschweigen verpflichten und stand unter der Kontrolle der Gestapo. Nicht wenige trugen bleibende körperliche und psychische Schäden davon. Unter den Gefangenen befanden sich Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, aber auch Homosexuelle sowie andere als Staatsfeinden abgestempelte Menschen.

Im Zusammenhang mit dem Bau des Flughafens Tempelhof wurde das in Berlin als Ort totaler Rechtlosigkeit bekannte KZ Columbia-Haus Ende 1936 aufgelöst und abgerissen, weil der aus der Kaiserzeit stammende Komplex den Bauarbeiten im Wege stand. Die Häftlinge wurden in das neu gegründete KZ Sachsenhausen überführt, und mit ihnen zogen zahlreiche Wächter um, die im Columbia-Haus ihr blutiges Handwerk gelernt hatten und ihre Karriere in weiteren Konzentrations- und Vernichtungslagern fortsetzten. Am Schluss der Ausstellung ist zu erfahren, dass es nach 1945 zwar Verfahren wegen der im Columbia-Haus begangenen Verbrechen gegeben hat und in einem Fall sogar ein Wachmann wegen Gefangenenmisshandlung zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Den KZ-Kommandanten geschah aber nichts, weil sie in der Zwischenzeit verstorben waren. Einige ehemalige Angehörige der Kommandantur wurden wegen ihrer Untaten in anderen KZ zur Verantwortung gezogen, lautet das ernüchternde Facit dieser Dokumentation.

Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendlerblock an der Stauffenbergstraße 13-14, 10 Minuten Fußweg vom Potsdamer Platz entfernt, ist Montag bis Mittwoch sowie am Freitag von 9 bis 18 Uhr, am Donnerstag von 9 bis 20 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.

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