Ehrung für den Architekten der Volksbühne - Tafel erinnert an Oskar Kaufmann, der von den Nazis vertrieben wurde



Die hundert Jahre alte Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz ist das Hauptwerk von Oskar Kaufmann, an dessen Leben und Werk jetzt eine Gedenktafel erinnert. (Foto: Caspar)

Im Rahmen des Themenjahrs „Zerstörte Vielfalt“ erinnert eine Gedenktafel vor der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz an den ungarisch-jüdischen Architekten Oskar Kaufmann (1873-1956). Berlin verdankt ihm das Hebbeltheater, das Renaissance Theater, die Volksbühne und die Komödie sowie einige Villen und andere Bauten der Moderne. Im Büro des bekannten Theaterarchitekten Bernhard Sehring ausgebildet, entwarf Oskar Kaufmann im ehemaligen Scheunenviertel für den Verein Berliner Volksbühne einen großartigen Theaterbau, der vor genau einhundert Jahren am damaligen Bülowplatz errichtet wurde und zu den markanten Kulturstätten der Stadt gehört. Nach der Errichtung der NS-Diktatur vor nunmehr 80 Jahren wurde Kaufmann die Arbeit im Deutschen Reich unmöglich gemacht. Der Künstler emigrierte nach Palästina, wo er weiterhin in seinem Beruf tätig war. Nachdem er 1939 über Rumänien in seine ungarische Heimat zurück gekehrt war, geriet er in Lebensgefahr, denn in Ungarn, das 1944 von der deutschen Wehrmacht besetzt wurde, machte die Gestapo erbarmungslos Jagd auf Juden. Oskar Kaufmann überlebte den Holocaust und war nach der Befreiung seines Landes ein Jahr später weiterhin als Architekt tätig. Die ungarische Regierung gewährte ihm sogar eine Rente, die ihm ein bescheidenes Dasein sicherte. Die unlängst aufgestellte Tafel macht nicht nur auf einen zu Unrecht in Berlin vergessenen jüdischen Künstler aufmerksam, sondern zeigt auch, was Berlin und das ganze Land nach der Errichtung der Hitlerdiktatur aufgrund der nationalsozialistischen Ausgrenzung und Verfolgung von Juden und anderen „Fremdvölkischen“ verloren hat.

Zurück zur Themenübersicht "Geschichte, Zeitgeschichte, Ausstellungen"