Gnadenloser Kampf gegen die Kirche - Hitler wollte unbotmäßige „Pfaffen“ nach dem so genannten Endsieg vernichten



Pfarrer der Apostel-Paulus-Kirche und Gemeindemitglieder nahmen Repressalien der Nazis in Kauf und widerstanden dem Zeitgeist. Die Inschrift im Eingangsbereich erinnert nicht nur an den Bau, die Zerstörung und den Wiederaufbau des Gotteshauses, sondern auch an den Widerstand mutiger Gemeindemiglieder in Deutschlands dunkelster Zeit. (Foto: Caspar)

So gern er es getan hätte, doch frontal konnte der totalitäre Nazi-Staat gegen die Kirche nicht angehen. Zu viele glaubten mehr an Gott als den Verheißungen der braunen Machthaber, die vor 80 Jahren ihr Terrorregime im Deutschen Reich installierten. Doch fanden sich willige Helfer, die sich in der rassistisch und antisemitisch geprägten Bewegung der Deutschen Christen (DC) organisierten und sich stolz „SA Jesu“ nannten. Die Gruppe um den Reichsbischof und preußischen Staatsrat Ludwig Müller behauptete, dass jeder, der die nationalsozialistischen Rassengesetze umsetzt, ein gottgefälliges Werk tut und am Fortbestand des deutschen Volkes mitwirkt. In diesem Sinne versuchten Vertreter der Deutschen Christen, die Bibel „judenrein“ zu machen. In einer „Entschließung der Glaubensbewegung Deutsche Christen des Gaus Groß-Berlin“ vom 13. November 1933 wird gefordert, „dass eine deutsche Volkskirche Ernst macht mit der Verkündigung der von aller orientalischen Entstellung gereinigten schlichten Frohbotschaft und einer heldischen Jesus-Gestalt als Grundlage eines artgemäßen Christentums, in dem an die Stelle der zerbrochenen Knechtseele der stolze Mensch tritt, der sich als Gotteskind dem Göttlichen in sich und in seinem Volke verpflichtet fühlt“.

Gegen alle Versuche der Gleichschaltung wandte sich die Bekennende Kirche, deren Vertreter lieber Verfolgung, Bestrafung und Einweisung in die Konzentrationslager in Kauf nahmen, als sich für die Ziele der Nazis vereinnahmen zu lassen. In der Apostel-Paulus-Kirche an der Klixstraße in Berlin-Schöneberg wird auf einer Tafel zur Baugeschichte des aus der Kaiserzeit stammenden Gotteshauses ausdrücklich vermerkt, dass sich die Bekennende Gemeinde gegen die Deutschen Christen behauptete, und sie war nicht die einzige in Berlin und dem Deutschen Reich, die sich gegen den Zeitgeist zur Wehr setzte. Vertreter beider Konfessionen klärten ihre Gemeinden über die Ermordung der als „Ballastexistenzen“ eingestuften Kranken und Schwachen auf, und sie riskierten Freiheit und Leben, als sie verfolgte Juden zu sich nahmen und ihnen zu überleben halfen.

Am liebsten hätte der Hitler „alle diese Pfaffen“ zum Teufel gejagt, doch er verlegte ihre Vernichtung auf spätere Zeiten. In einem seiner Monologe im Führerhauptquartier behauptete er am 8. Februar 1942: „Der größte Krebsschaden sind unsere Pfarrer beider Konfession! Ich kann ihnen jetzt nicht die Antwort geben, aber das kommt alles in mein großes Notizbuch. Es wird der Moment kommen, wo ich mit ihnen abrechne ohne langes Federlesen. [...] Ich schätze, dass in zehn Jahren das alles ganz anders aussieht. Um die grundsätzliche Lösung kommen wir nicht herum“. Da der so genannte Endsieg aber ausblieb, konnte Hitler seine Pläne und Drohungen nicht wahrmachen.

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