Stolpersteine für Nazi-Opfer - Berliner Metallplatten werden im Internet nach Personen und Straßen aufgelistet



Stolpersteine am Eichborndamm erinnern an Berliner Kinder, die nicht einmal das dritte Lebensjahr erreichten.



In der Friedenauer Stierstraße liegen besonders viele Stolpersteine aus. Eine Bürgerinitiative sorgte dafür, dass die Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns nicht vergessen werden. (Fotos: Caspar)

Nach der Errichtung der NS-Diktatur vor 80 Jahren begann die massive Verfolgung und Ausgrenzung von Juden, aber auch von Nazi-Gegnern und anderen Personen, die nicht in das politische und rassistische Weltbild der Nationalsozialisten passten. Unzählige Menschen fielen nach 1933 dem braunen Terror zum Opfer. Sie verschwanden in den Folterhöllen der SA und Gestapo oder in den Konzentrationslagern. Allein 50 000 Berliner Juden wurden in den Vernichtungslager ermordet. An sie erinnern über die Stadt verteilte Denkmäler und Gedenktafeln, aber auch vor Wohnhäusern in das Straßenpflaster eingelassene Schrifttafeln aus Messing. In einer Metallwerkstatt auf dem Künstlerhof im Pankower Ortsteil Buch gefertigt, nennen sie die Namen von Männern, Frauen und auch Kindern, die ihr Leben verloren, weil sie Juden, Sinti und Roma oder Widerstandskämpfer waren oder weil sie als „erbkranke Ballastexistenzen“ eingestuft wurden, so die damalige Diktion. Der aus Berlin stammende, jetzt in Köln lebende Künstler Gunter Demnig hat in Deutschland bereits tausende Stolpersteine verlegt. Hinzu kommen weitere Platten in Ländern, die im Zweiten Weltkrieg unter der deutschen Besetzung litten und hohe Blutopfer bringen mussten.

Die in der Hauptstadt ausgelegten Stolpersteine können neuerdings im Internet unter der Adresse www.stolpersteine-berlin.de aufgerufen werden. Dort zeigt eine Karte, wo die Stolpersteine liegen und an wen sie erinnern. Die Internetseite gestattet eine zielgerichtete Suche nach Personen und Straßen. Sie ist nach Bezirken und Ortsteilen geordnet und teilt auch wichtige Daten über diejenigen mit, an die die Stolpersteine erinnern. Unter den Opfern waren auch junge Patienten der Nervenklinik Wittenau. Stolpersteine vor dem heutigen Reinickendorfer Tiefbau- und Landschaftsplanungsamt gegenüber dem Rathaus Reinickendorf erinnern an drei Kinder, die nicht einmal das dritte Lebensjahr erreichten. Sie waren Insassen einer so genannten Kinderfachabteilung und hießen im NS-Jargon Reichsausschusskinder. Vom „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ ausgesucht, waren sie unmenschlichen Experimenten ausgesetzt und mussten den so genannten Gnadentod erleiden. Dem beteiligten Personal ist in der Regel nach dem Ende der NS-Herrschaft nichts geschehen. Die Ausstellung „Totgeschwiegen 1933-1945“ über die Ermordung von kranken Männern, Frauen und Kindern im Haus 10 der Karl-Bonhoeffer-Klinik Wittenau nennt die Opfer und Täter.

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