Verbrannte Gotteshäuser, zerstörtes Leben - Stiftung Neue Synagoge Centrum Judaicum erinnert an Nazi-Pogrome von 1938



Vor dem Hauptportal der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße wird in Bild und Schrift über die Pogrome vom 9. November und die Folgen berichtet. (Foto: Caspar)

Die Stiftung Neue Synagoge Centrum Judaicum an der Oranienburger Straße erinnert mit zwei Ausstellungen an die Novemberpogrome der Nationalsozialisten vor 75 Jahren. Die Dokumentation „Von innen nach außen“ berichtet über die ungezügelte Gewalt in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gegen Juden und ihren Besitz sowie über die Reaktion diplomatischer Vertretungen an ihre Regierungen. In den Berichten wird zum Teil sehr präzise und emotional geschildert, wie der braune Mob durch die Straßen des damaligen Großdeutschen Reichs zog und Synagogen, Geschäfte und andere Einrichtungen zerstörte und wie Juden unter den Augen einer johlenden Menge in die Konzentrationslager und Gefängnisse abgeführt wurden, aus denen viele nicht mehr zurück kehrten. Die Gesandtschaftsberichten äußern sowohl Abscheu vor den Gewaltakten als auch Sympathie für die von der NS-Führung gebilligten und gesteuerten Ausschreitungen, je nach den politischen Grundsätzen der jeweiligen Diplomaten. Aus über 20 Ländern stammend, enthalten einige Dokumente Vorschläge, wie den in Lebensgefahr schwebenden, unter Ausgrenzung, Todesangst und Verarmung leidenden deutschen Juden etwa durch Hilfe bei der Emigration geholfen werden kann. Als Teil des Themenjahre 2013 „Zerstörte Vielfalt“ wird die Ausstellung bis zum 11. Mai 2014 Montag bis Donnerstag von 10 bis 18 und am Freitag von 10 bis 14 Uhr gezeigt.

Vor dem ehemaligen Hauptportal der Neuen Synagoge lädt eine Freiluftausstellung zum Gedenken ein. Sie zeigt an Beispielen die Folgen der Zerstörung Berliner Synagogen und führt bis in die fünfziger Jahre, als die Ruinen in beiden Teilen der Stadt dem Wiederaufbau weichen mussten. Die wenigen Überlebenden des Holocausts, die im Mai 1945 von der sowjetischen Armee befreit wurden, sammelten sich in den zerstörten Synagogen, in denen sich langsam wieder jüdisches Leben entwickelte. Die Ausstellung hinter einem für die Besucher geöffneten Zaun geht ferner der Frage nach, warum die nach 1990 wiedervereinigte Berliner Jüdische Gemeinde in die Oranienburger Straße und damit zu ihren Wurzeln in der Mitte Berlins zurückgekehrt ist. Bis zum 5. Januar 2014 ist diese eindrucksvolle Dokumentation geöffnet.

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