Von Aachen bis Zellerfeld - In numismatischen Ratgebern und Zeitschriften findet man viele nach Erhaltungsgraden abgestufte Preisangaben



Bei der Beurteilung des Preises dieser Taler der Stadt Halberstadt von 1630 (links) und Kursachsen von 1693 muss man auch auf die Erhaltung achten.



Kleine Werte wie das Sechs-Mariengroschen-Stück aus Einbeck von 1673 und der Magdeburger Zweidrittel-Taler von 1675 erreichen je nach Zustand recht moderate Preise. (Fotos: Caspar)

Wer Münzen kaufen oder verkaufen will, findet in der numismatischen Ratgeberliteratur und in Zeitschriften Hinweise auf aktuelle Preise alter und neuer Münzen. Wer auf ihrer Grundlage kalkuliert, wird um die Problematik solcher Angaben wissen. Es handelt sich um Verkaufspreise, die auf der Beobachtung des Marktes beruhen und Auktionserlöse einbeziehen. Die Angaben berücksichtigen die Auflagezahlen der jeweiligen Stücke, so weit sie bekannt sind oder sich aus dem heutigen Vorkommen ableiten lassen. Da und dort findet man bei besonders spektakulären Stücken die Angabe LP. Darunter ist der Preis zu verstehen, den Liebhaber für eine numismatische Rarität der Extraklasse zu zahlen bereit sind.

Auf der World Money Fair Anfang Februar 2013 in Berlin haben sich Besucher an verschiedenen Ständen erkundigt, was eine bestimmte Münze wert ist. Sie konnten Bewertungskataloge und andere Publikationen kaufen, um zuhause ihre numismatischen Lieblinge genauer bestimmen und bewerten zu können. Im Angebot war unter anderem der von Volker Weege und Udo Lindner verfasste Bewertungskatalog „Deutsche Lande 1500 bis 1806“ aus dem Money trend Verlag Wien. Das großformatige Buch hat 177 Seiten, ist reich bebildert und kostet je nach Ausstattung 77 beziehungsweise 33 Euro (ISBN 978-3-9503022 in Farbe bzw. 978-39503022-3-3). In seiner Einleitung betont Weege, dass wegen der Turbulenzen auf den Weltmärkten und den Börsen die Preise von Sachwerten einschließlich von Münzen und Medaillen steil nach oben gegangen sind. Die bei der Berliner Münzmesse und bei anderen Gelegenheiten getätigten Umsätze haben gezeigt, dass dieser Trend noch lange nicht beendet ist.

Das Buch beginnt mit einem Literaturverzeichnis und macht mit den in den Staaten des Römisch-deutschen Reiches umlaufenden Münzen und ihren Unterteilungen bekannt. Außerdem werden Gemeinschafts- und Vertragsmünzen erwähnt und in einer Übersicht die in dem Buch genannten großen und kleinen Nominale vorgestellt. Wer sich etwa für das umfangreiche Gebiet der Goldgulden, Taler oder Groschen interessiert und nach diesen Stücken sucht, findet in dem Einleitungsteil interessante Hinweise und Anregungen. Wichtig sind auch die Angaben über Erhaltungsgrade, die bei der Bewertung eine große Rolle spielen. Selbstverständlich müssen individuelle Merkmale wie Henkelspuren, Kratzer oder Vergoldungen bei der Einstufung von Münzen berücksichtigt werden.

Der Bewertungskatalog aus Wien beginnt bei den Münzen der Stadt Aachen und endet mit den bekannten Tauftalern der Stadt Zellerfeld aus dem frühen 18. Jahrhundert. Da die Abbildung jeder aufgeführten Münze, ja auch die Auflistung aller vorkommenden Jahrgänge und Varianten den Rahmen dieses Buches gesprengt hätte, haben die Autoren eine Auswahl vorgenommen. Es versteht sich, dass mancher Leser genau die Stücke vermisst, die in seiner Sammlung liegen. In der Natur der Sache liegt es, dass man sich stets auch in der Spezialliteratur orientieren und auch die vom Münzhandel veröffentlichten Ergebnisse von Auktionen und Preislisten studieren muss, um ein umfassendes Bild zu bekommen.

Bei der Durchsicht des Buches erkennt man erhebliche Preisunterschiede, die sich auf der mehr oder minder umfangreichen Prägetätigkeit einzelner Fürstentümer und Städte ergeben. So stehen etwa die meist sehr teuren Münzen der brandenburgischen Kurfürsten und der ersten beiden preußischen Könige denen der sächsischen Kurfürsten gegenüber, die im Erzgebirge bedeutende Silbervorkommen besaßen und sie bequem und in großen Stückzahlen in klingende Münze verwandeln konnten. Ähnliche Beobachtungen kann man auch bei Münzen kleiner weltlicher und geistlicher Potentaten und von Städten machen, die vor allem aus Prestigegründen geprägt wurden und in winzigen Stückzahlen überliefert sind. Wo bestimmte Münzen als Doppelstücke oder in Form von Goldabschlägen vorkommen, sind ihren erhebliche Preise sicher, die in dem Buch ausgewiesen sind. Der Verlag plant eine weitere Auflage, in der Lücken, die immer in solchen Katalogen vorkommen, geschlossen werden.

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