Welterbe Kloster Lorsch - Bundesrepublik Deutschland gibt 2014 eine weitere Hundert-Euro-Münze aus Gold heraus



Der von Frantisek Chochola geschaffene Entwurf für die Lorscher Klostermünze wird alsbald in den Händen der Sammler liegen.



Mit dem zweiten Preis zeichnete die Jury den Vorschlag von Lorenz Crössmann aus. (Fotos: Hans-Joachim Wuthenow, BADV)

Obwohl die Benediktinerabtei Kloster Lorsch im südhessischen Kreis Bergstraße nur in Resten erhalten ist, erhielt sie 1991 wegen ihrer herausragenden kultur- und religionsgeschichtlichen Bedeutung einen Platz auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes. Dieser „Adel“ ist ein guter Grund dafür, dass das anno 764, also vor 1250 Jahren, gegründete Kloster 2014 durch eine Goldmünze im Wert von 100 Euro gewürdigt wird. Die Geschichte ging mit dem Architektur- und Kunstdenkmal aus karolingischer Zeit nicht gerade freundlich um. Im Mittelalter zu den größten und mächtigsten Anlagen dieser Art gehörend und reich mit Landbesitz, Pfründen und Kunstgegenständen ausgestattet, wurde die Abtei im Dreißigjährigen Krieg von spanischen Marodeuren fast ganz zerstört. Nur drei Gebäude überstanden Feuer und Plünderungen. Wie damals üblich, hat man anschließend die Ruinen als Steinbruch verwendet und nach und nach abgetragen. Erhalten blieben und später restauriert wurden die mit romanischen Bögen ausgestattete Torhalle, genannt Königshalle, sowie ein Stück von der ehemaligen Basilika und ein 900 Meter langer Rest der früheren Klostermauer.

Für die neue Goldmünze wurden interessante Modelle eingereicht. Den ersten Platz gewann der Hamburger Designer Frantisek Chochola mit der Darstellung der Westfassade des Torhauses in Kombination mit einem Text aus der berühmten Lorscher Chronik. Die Jury befand, der Entwurf beeindrucke durch die gekonnte Umsetzung der drei Säulen, auf denen die Bedeutung des Klosters ruhe: Grundherrschaft, Geisteswissenschaft und Baugeschichte. „Der Verfasser hat die wichtigsten Elemente zentral ins Bild gesetzt. Die Bildseite besticht durch die geschickte Komposition von Torhalle und Textur“, stellt das Preisgericht fest und weist darauf hin, dass die Lorscher Chronik kürzlich in das Verzeichnis des Weltdokumentenerbes der Unesco aufgenommen wurde. Dem Adler auf der Wertseite bescheinigt die Jury, er entspreche in würdevoller Weise dem insgesamt zeitgemäßen Entwurf, der demnächst ausgeführt und in die Hände der Sammler kommen wird. Die auf dem Modell vorgestellte Textsammlung ist nicht nur ein herausragendes Beispiel für die in dem Kloster gepflegte Schriftkultur, sondern vermittelt auch tiefe Einsichten in die Heilkunst und das Arzneiwesen zu Zeiten, als sich das Kloster allerhöchster Gunst erfreute und zahlreiche gekrönte Häupter zu seinen Gästen und zahlungskräftigen Gönnern zählte. Bedeutsam war Lorsch als Wallfahrtsort, weil hier unter anderem die aus Rom nach hierher gebrachten Reliquien des Heiligen Nazarius aufbewahrt und verehrt wurden. Da Lorsch überragende Bedeutung als heiliger Ort besaß, ließen sich hier mittelalterliche Potentaten bestatten.

Andere nicht weniger bemerkenswerte Entwürfe für die neue Goldmünze bilden die Torhalle allein beziehungsweise ergänzt durch ein Relief mit musizierenden Engeln ab, mit denen das Gebäude innen ausgemalt ist. Beim Anblick des Hundert-Euro-Stücks muss man wissen, dass im Kloster Lorsch große Mühe darauf verwandt wurde, alles damals verfügbare Wissen zu sammeln. Allerdings blieb von der ehemals berühmten Bibliothek nicht viel übrig. Nur noch 300 Bücher können auf drei Kontinenten nachgewiesen werden. Das Lorscher Arzneibuch bezeichnet die Heilkunst als göttliche Gabe und nennt sie einen Akt der Nächstenliebe. Kenner schätzen das Buch als Grundlagenwerk der modernen Medizin. Große wissenschaftliche Bedeutung besitzen auch die Lorscher Chonik und weitere reich mit Illustrationen ausgestattete Codices.

So großartig der Aufstieg des Klosters Lorsch als wichtiges Kultur-, Geistes- und Wirtschaftszentrum war, so tragisch war auch sein Ende. Mitte des 15. Jahrhunderts an die Kurpfalz verpfändet, erlitt es während der Reformation das Schicksal vieler anderer Einrichtungen dieser Art. Es wurde aufgelöst, und seine Schätze verschwanden in alle Himmelsrichtungen. Den Todesstoß erhielt das Kloster Lorsch, wie eingangs erwähnt, im Dreißigjährigen Krieg. Die erhalten gebliebene und vor einigen Jahren restaurierte Königshalle genießt als einer der ältesten, noch vollständig erhaltenen Steinbauten Deutschlands aus nachrömischer Zeit einen guten Ruf. Beim Besuch kann man sich innen und außen einen guten Eindruck von der Wucht und den Feinheiten der karolingischen Architektur aus der Entstehungszeit verschaffen und erfährt auch einiges darüber, was sonst noch zu der imposanten Anlage gehört hat.

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