Zwischen Gut und Polierter Platte - Bei der Bewertung von Münzen und Medaillen spielen die Erhaltungsgrade eine große Rolle



Da Taler wie diese aus Nürnberg, Augsburg und Lüttich sehr lange im Umlauf waren, muss man ihren schönen oder sehr schönen Zustand akzeptieren. Noch bessere Erhaltungsgrade bilden eine Ausnahme und werden entsprechend teuer bezahlt. (Fotos: Caspar)

Wer hätte nicht gern makellos erhaltene Münzen in seiner Sammlung, Stücke ohne Kratzer und Kerben und solche, die aussehen, als seien sie gerade aus der Prägepresse gefallen? Um sie einordnen und damit auch faire Preise bestimmen zu können, steht ein System von Erhaltungsgraden zwischen „gut“ und „Polierte Platte“ zur Verfügung. Wir empfehlen zum Weiterlesen die Bücher von Wolfgang J. Mehlhausen „Handbuch Münzensammeln“ und „Handbuch der Münzenpflege“ aus dem Gietl Verlag Regenstauf (Preise jeweils 10 Euro). Es versteht sich, dass unsere hier grob vorgenommene Einstufung recht subjektiv ist und manchen Ermessensspielraum und auch manches Streitpotenzial enthält.

Gut müsste eigentlich schlecht heißen, denn die so eingestuften Stücke sind derart abgegriffen und abgeschliffen, dass man auf ihnen kaum etwas erkennen kann.

Sehr gut ist auch eine Übertreibung. Stücke mit diesem Erhaltungsgrad eignen sich als historische Belege und zur Ergänzung einer auf Vollständigkeit ausgerichteten Sammlung.

Schön klingt schon besser. So bezeichnete Münzen und natürlich auch Medaillen, die wir hier nicht außer Acht lassen wollen, weisen erhebliche Abnutzungsspuren auf, man kann aber schon die meisten Details erkennen. Neuzeitliche Münzen dieses Erhaltungsgrades eignen sich wenig als Sammelstücke und schon gar nicht zur Geldanlage. Da sie aber häufig recht preiswert zu haben sind, findet man sie in vielen Sammlungen. Wenn es sich ergibt, sollte man sie durch besser erhaltene Ausgaben ersetzen.

Sehr schön heißen viele Münzen, die lange im Umlauf waren. Die Reliefs sind zwar abgenutzt, doch ist der Allgemeineindruck akzeptabel. Historische Münzen, ob alte Griechen, Römer oder Kelten, ob alte Pfennige, Gulden oder Taler kommen sehr häufig in dieser Erhaltung vor, weisen aber auch Rückstände auf, die auf langes Liegen in der Erde oder an anderen Orten deuten. Angesichts des langen Umlaufs von Hand zu Hand, von Beutel zu Beutel sollte man sich mit dem Gedanken anfreunden, sie nur in diesem durchaus annehmbaren Zustand zu bekommen.

Als vorzüglich eingestufte Stücke weisen keinerlei grobe Beschädigungen auf, und auch der Rand ist einwandfrei erhalten. Winzige Kratzer, die nur unter der Lupe zu erkennen sind, können vorkommen.

Stempelfrisch sind Stücke ohne Fehl und Tadel. Die so eingestuften Münzen waren nie im Umlauf und weisen deshalb die dafür charakteristischen Merkmale nicht auf. Viele stempelfrische Münzen sind im Laufe ihres „Sammlerlebens“ angelaufen und entbehren des charakteristischen hellen Metallglanzes. Die von Sammlern geschätzte Patina ist ein gutes Echtheitsmerkmal nach dem schönen Spruch aus Goethes „Faust“, der da lautet „Das ist es ja, was man begehrt / Der Rost macht erst die Münze wert“. Sollte man auf die Idee kommen, sie durch Putzen oder andere Eingriffe zu beseitigen, würde man seinen numismatischen Lieblingen Gewalt antun und ihren Wert herabsetzen. Geputzte Münzen und solche, bei denen ein Henkel entfernt ist oder ein Loch gestopft wurde, sind Sammlern und Händlern ein Gräuel.

Stempelglanz beschreibt den Zustand einer Münze, wie sie aus der Presse in einen Korb fällt. So möchte man seine Münzen haben, doch wenn man sie mit der Lupe oder unterm Mikroskop betrachtet, wird man auf ihnen winzige, mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbare Verletzungen sehen, die sich aus dem Herstellungsprozess ergeben, aber auch nicht schlimm und preismindernd erweisen.

Polierte Platte ist das Ergebnis einer besonders sorgfältigen Herstellungsweise. Bereits im 19. Jahrhundert hat man dann und wann in wenigen Exemplaren für Sammler und Münzkabinette Stücke geprägt, bei denen sich das Relief matt vom spiegelglatt glänzenden Untergrund abhebt. Solche Münzen oder auch Medaillen werden einzeln mit Hilfe extra polierter Stempel angefertigt, eine Berührung mit anderen Prägestücken gibt es dabei nicht. Bei diesem höchsten Erhaltungsgrad verbietet es sich, dass man sie betastet, denn Fingerabdrücke können die PP, wie die Polierten Platten abgekürzt genannt werden, nachhaltig beeinträchtigen und den Handelswert der Stücke mindern. Da PP-Münzen im Unterschied zu anderen sehr teuer sind, fehlt es nicht an Versuchen, diesen Zustand künstlich zum Zweck der Wertsteigerung zu erzeugen. Wer das tut, vergreift sich an dem Stück und erreicht genau das Gegenteil, nämlich eine Wertminderung. der Hinweis gilt natürlich auch für Stücke, deren Zustand durch „Bearbeitung“ geschönt und damit beeinträchtigt wird.

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