Genialer Bildhauer ganz in Silber - Staatliche Münze Berlin würdigt Johann Gottfried Schadow, der vor 250 Jahren geboren wurde



Johann Gottfried Schadow wird 2014 durch eine neue Zehn-Euro-Münze aus Anlass seines 250. Geburtstags gewürdigt.



Dieter Folgmann stellt die Spiegelglanzmünzen her und überprüft regelmäßig ihre Qualität.



Mit einer Medaillenserie ehrt die Staatliche Münze Berlin den vor 250 Jahren geborenen Künstler. Dargestellt sind links der Münzmeister und sein Gehilfe beim Prägen, in der Mitte der stehende Bildhauer und rechts das Strecken des Münzmetalls. (Fotos: Caspar)

Berlin begeht den 250. Geburtstag des Bildhauers und Grafikers Johann Gottfried Schadow 2014 mit einer Serie von Ausstellungen und Publikationen. Zu den Feierlichkeiten passend wird eine Zehn-Euro-Münze nach einem Modell des Berliner Designers Bodo Broschat in der Staatlichen Münze Berlin geprägt. Ende 2013 bestand die Möglichkeit, sich von der Qualität des Entwurfs und der Ausführung zu überzeugen. Dieter Folgmann stellt die Silberversion her. Er betätigt die Presse mehrfach, um die letzten Feinheiten von den beiden Stempeln auf das Metall zu übertragen. Das Relief hebt sich matt vom spiegelblanken Untergrund ab. Stück für Stück legt Folgmann die Münzen auf ein Tablett. Sie werden dann so verpackt, dass sich keine Fingerabdrücke auf der Oberfläche zeigen. Bei der Massenprägung der Neusilbervariante gibt es diesen Service nicht.

Auf der Vorderseite des Broschat’schen Entwurfs schaut der Bildhauer und Zeichner Schadow den Betrachter direkt an. Neben ihm steht seine berühmte, von 1795 bis 1797 geschaffene Doppelstatue der aus Mecklenburg-Strelitz stammenden und mit preußischen Prinzen vermählten Prinzessinnen Luise und Friederike. Die in der Alten Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel ausgestellte Marmorskulptur gehört zu den Inkunabeln der klassizistischen Bildhauerkunst, kam aber bei Luises Gemahl, dem 1797 auf den preußischen Thron gelangten König Friedrich Wilhelm III., nicht gut an. „Ist mir fatal“, soll der Monarch beim Anblick der ganz und gar unmajestätisch aufgefassten jungen Frauen gesagt haben. So verschwand die als Vorlage für Ausformungen in der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin geschaffene Gruppe in hinteren Zimmern des Berliner Schlosses, bis sie ein Jahrhundert später in ihrer ganzen Schönheit und kunsthistorischen Bedeutung entdeckt und anerkannt wurde.

Auf der anderen Seite von Schadows Bildnis erkennt man ein Pferd, das zu der von dem Künstler entworfenen Quadriga vom Brandenburger Tor gehört. Der Bildhauer musste 1806, nach der preußischen Niederlage gegen die Franzosen bei Jena und Auerstedt, fassungslos zuschauen, wie die Figurengruppe abgebaut und als Kunstbeute nach Paris verschleppt wurde. Um so größer war seine Freude, als 1814, nach der Niederlage Napoleons I. bei Leipzig und seiner Abdankung als Kaiser der Franzosen, die Wagenlenkerin mit ihren vier Pferden wieder nach Berlin zurück kehrte und ihren Platz wieder auf dem Brandenburger Tor einnahm.

Im unteren Teil der neuen Gedenkprägung hat Bodo Broschat den Mittelteil des Frieses von der im Jahr 1800 eröffneten Königlichen Münze am Werderschen Markt in Berlin untergebracht. Eine Kopie dieses nach einer Zeichnung von David Gilly in Schadows Werkstatt ausgeführten Bilderstreifens schmückt seit den 1930-er Jahren die Münze am Molkenmarkt, in der in der NS-Zeit Hartgeld mit dem Hakenkreuz produziert wurde. Nach dem Ende des „Dritten Reichs“ wurden im nunmehrigen VEB Münze der DDR Pfennige und Markstücke sowie Medaillen und Orden des zweiten deutschen Staats und seit der Wiedervereinigung 1990 Kurs- und Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland hergestellt. Nach dem Umzug der Staatlichen Münze Berlin 2006 in ein neues Gebäude im Bezirk Reinickendorf steht der weitläufige Komplex leer, wird aber gelegentlich für Ausstellungen, Filmaufnahmen, Modenschauen und andere Anlässe genutzt.

Wie Andreas Schikora, der Leiter der Staatlichen Münze Berlin, bei einer Betriebsbesichtigung erklärte, hat das Traditionsunternehmen den 250. Geburtstag von Johann Gottfried Schadow am 20. Mai 2014 fest im Blick. „Wir bringen eine Gedenkschrift heraus, in der wir näher auf Schadows berühmten Münzerfries eingehen und auch zeigen wollen, welche numismatischen Spuren der Künstler hinterlassen hat. In einer Ausstellung wollen wir sodann Münzen und Medaillen zeigen, die an Berlins berühmten Bildhauer und Zeichner erinnern“, sagt Schikora. Geplant sei auch, eine achtteilige Medaillenserie mit Motiven aus dem Sandsteinrelief herauszubringen. Während die Vorderseiten unterschiedlich gestaltet sind, zeigt die Rückseite nach einer Grafik aus dem 19. Jahrhundert den stehenden Schadow beim Betrachten eines Denkmalmodells. Die überlebensgroße Bronzefigur des Reformators Martin Luther schmückt seit 1821 den Marktplatz zu Wittenberg. Geschützt wird das Monument durch ein von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Baldachin aus Eisen.

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