Schadow schaut uns an - Neue Zehn-Euro-Münze würdigt den vor 250 Jahren geborenen Berliner Bildhauer Schadow



Johann Gottfried Schadow wird 2014 durch eine neue Zehn-Euro-Münze aus Anlass seines 250. Geburtstags gewürdigt. Der Entwurf stammt von Bodo Broschat, Berlin.





Bodo Broschat setzte sich schon 1997 mit dem Gilly-Schadow-Fries auf einer Medaille zur Internationalen Münztechnikertagung in Berlin auseinander.



Das Zehn-Mark-Stück zum 225 Geburtstag von Johann Gottfried Schadow zeigt die nicht ganz vollständige Figurengruppe auf dem Brandenburger Tor. (Fotos: Wuthenow/BADV, Caspar)

Der 250. Geburtstag des Berliner Bildhauers und Grafikers Johann Gottfried Schadow wird 2014 mit einer Serie von Ausstellungen und Publikationen begangen. Die zu den Feierlichkeiten passende Zehn-Euro-Münze wird nach einem Modell des Berliner Designers Bodo Broschat in der Staatlichen Münze Berlin, kenntlich am Buchstaben A auf der Adlerseite, in einer Silber- und einer Neusilberlegierung geprägt. Das Preisgericht hatte aus einer Fülle ansprechender Entwürfe zu wählen, doch sagte ihm das Modell von Broschat am meisten zu. „Die Münze überzeugt durch ihre hohe Qualität der Gestaltung, die wesentliche künstlerische Leistungen Schadow wiedergibt“, urteilte die Jury. Die Komposition sei mit großer Kennerschaft realisiert, und sie besteche durch eine sehr feingliedrige Modellierung.

Auf der Vorderseite des Broschat’schen Entwurfs schaut uns der Bildhauer den Betrachter direkt am. Neben ihm steht die berühmte, von ihm von 1795 bis 1797 geschaffene Doppelstatue der aus Mecklenburg-Strelitz stammenden und mit preußischen Prinzen vermählten Prinzessinnen Luise und Friederike. Die in der Alten Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel ausgestellte Marmorskulptur gehört zu den Inkunabeln der klassizistischen Bildhauerkunst, kam aber bei Luises Gemahl, dem 1797 auf den preußischen Thron gelangten König Friedrich Wilhelm III., nicht gut an. „Ist mir fatal“, soll der Monarch beim Anblick der ganz und gar unmajestätisch aufgefassten jungen Frauen gesagt haben. So verschwand die als Vorlage für Ausformungen in der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin gemeißelte Gruppe erst einmal in hinteren Zimmern des Berliner Schlosses, bis sie ein Jahrhundert später in ihrer ganzen Schönheit und kunsthistorischen Bedeutung entdeckt und anerkannt wurde.

Auf der anderen Seite des Schadow’schen Bildnisses erkennt man ein Pferd, das zu der von Schadow entworfenen Quadriga vom Brandenburger Tor gehört. Im unteren Teil der neuen Gedenkprägung hat Broschat den Mittelteil des Frieses von der im Jahr 1800 eröffneten Berliner Prägeanstalt am Werderschen Markt untergebracht. Eine Kopie dieses nach einer Zeichnung von David Gilly in der Werkstatt von Schadow ausgeführten Bilderstreifens schmückt die Münze am Molkenmarkt, in der in der NS-Zeit schadow mit dem Hakenkreuz, danach Pfennige und Markstücke sowie Medaillen und Orden der DDR und seit der Wiedervereinigung Kurs- und Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland geprägt wurden. Nach dem Umzug der Staatlichen Münze Berlin 2006 in ein neues Gebäude im Bezirk Reinickendorf steht der weitläufige Komplex leer, wird aber gelegentlich für Ausstellungen, Filmaufnahmen und anderen Anlässen genutzt.

Weitere Münzentwürfe zu Ehren von Johann Gottfried Schadow zeigen das zeitgenössischen Porträts nachempfundene Bildnis sowohl des jungen als auch des alten Schadow allein und in einem Fall in Kombination mit der Berliner Prinzessinnengruppe sowie dem von dem Künstler geschaffenen Wittenberger Lutherdenkmal. Der Designer Reinhard Eiber hat auf ein Schadow-Porträt verzichtet und schlug statt seiner Stelle das anmutige Doppelbildnis der Prinzessinnen Luise und Friederike vor. Erwähnt sei, dass die DDR 1989 eine von André Kahane und Gerhard Rommel gestaltete Zehn-Mark-Münze aus Silber heraus gab, die eine Auflage von knapp 40 000 Exemplaren erlebte. Versehen mit der Ansicht der Quadriga auf dem Brandenburger Tor, ist das Silberstück auch heute im Münzhandel relativ preiswert zu haben. Wer es genau betrachtet, sieht, dass im Lorbeerkranz, den die Friedensgöttin an einer Stange hält, etwas fehlt. Bevor die Figurengruppe aus gehämmertem Kupfer 1958 auf das Brandenburger Tor gehievt wurde, ließen die DDR-Behörden den preußischen Adler und das Eiserne Kreuz über und in dem Kranz entfernen. Nach dem Ende der DDR wurden die von seinerzeit als militaristisch verteufelten Attribute wieder eingefügt.

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