„Es ist erreicht“ - Über den berühmten Friseursalon Haby in Berlin gibt es jetzt ein interessantes Buch



Elisabeth Bartel hat die Geschichte des legendären Kaiserbart-Friseurs recherchiert und darüber ein Buch verfasst.



Teile der von Henry van de Velde gestalteten Ausstattung des Friseursalons Haby gehören zu den extravaganten Schaustücken des Märkischen Museum.



Wer ganz sicher gehen wollte, dass seinem Bart nichts passiert, trank aus solchen Tassen. Eine Auswahl ist im Märkischen Museum ausgestellt. (Fotos: Caspar)

Der Mann von heute trägt Bart in den tollsten Varianten, und manchmal sieht er aus wie einer aus der Kaiserzeit, als sich Wilhelm II. von seinem Hoffriseur François Haby diesen zwirbeln, stutzen und pomadisieren ließ. Ein neues Buch schildert Einzelheiten und erzählt, wie Teile seines edel gestalteten Salons ins Märkische Museum kam, das zur Stiftung Stadtmuseum gehört. Wenn sich der aus einer Hugenottenfamilie stammende Coiffeur Haby im Berliner Stadtschloss von seinem wichtigsten Kunden, dem deutschen Kaiser und König von Preußen Wilhelm II., verabschiedete, soll dieser gesagt haben „Donnerwetter tadellos“. Habys berühmtes Friseurgeschäft befand sich im Erdgeschoss des Domhotels an der Ecke Mittel-/Friedrichstraße eine Minute vom Bahnhof Friedrichstraße entfernt. Wie Elisabeth Bartels bei der Vorstellung ihres von der Stiftung Stadtmuseum herausgegebenen Buches „Donnerwetter tadellos! Kaiser, Hoffriseur und Männerbärte“ (Verlag M, 84 S., zahlr. Abb., 6,90 Euro, ISBN 978-3-939254-14-0) erzählt, war Habys Salon Treffpunkt der eleganten Männerwelt, doch wurden hier auch gut betuchte Damen verschönt. Man konnte sich bei Haby nicht nur die Haare schneiden, legen und einölen und den Bart stutzen, formen und zwirbeln lassen. Zu kaufen gab es auch diverse Parfums, Puder und Pomaden sowie spezielle Scheren, Brenngeräte, Bürsten und Kämme. Im Angebot waren auch Gesichtsmassagen, Fußpflege und sogar Höhensonne. Ein besonderer Schlager waren die von Haby erfundenen Bartbinden, die sich der Mann von Welt anlegte, um die gute Form seiner Gesichtsbehaarung zu schützen nach dem Motto „Wer schön aussehen will muss leiden“. Ausgestellt sind Porzellantassen mit einer eingebauten Stütze, auf der der kostbar geformte Bart beim Trinken lag. „Ein starker Bart macht oft Verdruß, / Mehr noch beim Trinken als beim Kuß“ und ähnliche Sprüche sind auf den Barttassen zu lesen.

Hoffriseur Haby nutzte seine Kontakte zu Wilhelm II., um für sich und sein Unternehmen mit Slogans wie „Es ist erreicht“, „Wach auf“ oder „Allen voraus“ sowie „Ich kann so nett sein“ zu werben. Angesichts wachsender Einnahmen konnte er sein Geschäft opulent einrichten. Dazu wurde der berühmte Jugendstildesigner Henry van de Velde engagiert, der nicht nur die edel geformten Holzmöbel und Frisiertische gestaltete, sondern auch alle in dem Salon gebrauchten Gefäße und Geräte. Die Firma und ihre Einrichtung überstanden im Wesentlichen den Zweiten Weltkrieg. Als aber das kriegsbeschädigte Gebäude 1964 abgerissen wurde - auf dem Grundstück befindet sich heute das Kulturkaufhaus Dussmann - ließ die Bauakademie der DDR das Inventar auslagern. Teile kamen nach Weimar, Dresden sowie ins Märkische Museum, wo man zwei in den vergangenen Jahren restaurierte Arbeitsplätze samt Scheren, Bürsten, Rasiermesser, Parfümschalen, Brenneisen und andere Utensilien bewundern kann. Das Märkische Museum am Köllnischen Mark in Berlin-Mitte ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 5, ermäßigt 3 Euro. Jeden 1. Mittwoch im Monat ist der Eintritt frei. Weitere Informationen www.stadtmuseum.de

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