Widerstand wurde mit Massenmord geahndet - Ausstellung in der Topographie des Terrors über den Warschauer Aufstand vor 70 Jahren



Die Ausstellung über den Warschauer Aufstand von 1944 im Außenbereich der Topographie findet bei Besuchern aus aller Welt großes Interesse. (Foto: Caspar)

Als die Wehrmacht am 1. September 1939 Polen überfiel und das Land schon nach fünf Wochen geschlagen war, begann eine furchtbare Leidenszeit für seine Bewohner. Eine noch bis zum 26. Oktober 2014 laufende Ausstellung in der Topographie des Terrors berichtet, wie sich die Polen vor 70 Jahren beim Warschauer Aufstand ihrer deutschen Unterdrücker erwehrten und welche Opfer sie bringen mussten. Hitler und Stalin hatten sich am 23. August 1939 in einem Geheimabkommen darüber geeinigt, Polen unter sich aufzuteilen. Wer sich ihren Armeen in den Weg stellte, wurde, ob Soldaten oder Zivilisten, verschleppt und ermordet. Die Ausstellung über den Warschauer Aufstand vom 1. August bis 2. Oktober 1944 zeigt, wie sich mutige Polen im Untergrund in Erwartung baldiger sowjetischer Hilfe gegen die deutschen Besatzer erhoben und einen eigenen Staat bildeten. Doch die Rote Armee wartete auf Stalins Befehl in sicherer Entfernung ab und kam ihnen nicht zu Hilfe. Der sowjetische Diktator war an einem Sieg der von England aus geführten Aufständischen nicht interessiert und nahm in Kauf, dass die Deutschen die Stadt an der Weichsel zertrümmerten und insgesamt Männer, Frauen und Kinder auf brutalste Weise ermordeten. Insgesamt spricht die vom Museum des Warschauer Aufstands in Warschau unter der Schirmherrschaft der polnischen Staatspräsidenten der Republik Polen und des deutschen Bundespräsidenten, Bronisław Komorowski und Joachim Gauck, gestaltete Ausstellung von fast 700 000 Toten und zeigt Bilder von einer Trümmerwüste, denn fast 80Prozent der Bauten waren zerstört. Im Zweiten Weltkrieg beherbergte Warschau als Hauptstadt des so genannten Generalgouvernements wichtige Dienststellen des von Himmler geleiteten SS-Staats. Hitler und sein Henker befahlen, alle Bewohner von Warschau zu töten und keine Gefangenen zu machen. „Warschau soll dem Erdboden gleichgemacht werden, um auf diese Weise ein abschreckendes Beispiel für ganz Europa zu statuieren“.

Lange, viel zu lange war der Warschauer Aufstand im kommunistischen Herrschaftsbereich ein Tabuthema, denn das passive Verhalten der Sowjets angesichts höchster Not passte nicht in das offizielle Bild polnisch-sowjetischer Freundschaft, so wie der Kreml über Jahrzehnte hinweg die Existenz und barbarischen Folgen jenes geheimen Zusatzprotokolls zum Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 leugnete. Die mit zahlreichen Fotos und Dokumenten, aber auch Sachzeugen aus der Zeit des Aufstands bestückte Ausstellung zeigt, wie Warschau gleich nach Kriegsende aus Ruinen neu erstanden ist und zu einer blühenden Metropole wurde. Sie schildert zugleich, dass die Schreckensherrschaft von Stalin und seinen polnischen Handlangern und ihre Rache an den antikommunistisch eingestellten Aufständischen tiefe Spuren hinterlassen hat. Die Besucher lernen, dass der Zusammenbruch des kommunistischen Systems vor 25 Jahren in Polen und weiteren unter sowjetischer Oberhoheit stehender Staaten einschließlich der DDR nicht zuletzt auf den nie gebrochenen Widerstand freiheitsliebender Polen zu verdanken ist. Die Topographie des Terrors ist täglich bei freiem Eintritt von 10 bis 20 Uhr geöffnet.

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