Von A für Berlin bis G für Stettin - Friedrich II. von Preußen führte 1750 für seine Münzstätten Kennbuchstaben nach dem Alphabet ein



Die in Breslau und Kleve geprägten Silbermünzen mit dem Bildnis Friedrichs II. und dem Preußenadler sind unschwer an den Buchstaben B und C zu erkennen. (Foto: Caspar)

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts standen Münzstätten in Preußen, und nicht nur dort, zwar unter staatlicher Aufsicht, doch die leitenden Beamten aber konnten dort relativ unkontrolliert schalten und walten und auch manchen Taler in die eigene Tasche wirtschaften. König Friedrich II., der Große, machte mit Schlendrian und „Unterschleif“ Schluss. Die an die Finanzverwaltung und die Münzstätten ergangenen Edikte des Königs lassen keinen Zweifel aufkommen, dass Personen, die bei der Metallbeschaffung und -verarbeitung nicht genau nach den Vorschriften arbeiten, allerhöchste Ungnade sowie Festungshaft, Vermögenseinzug und in besonders schweren Fällen die Todesstrafe droht.

Im Rahmen der nach dem aus Braunschweig stammenden Generalmünzdirektor Johann Philipp Graumann benannten Graumannschen Münzreform verordnete Friedrich II. 1750 den preußischen Münzstätten neue Signaturen nach dem Alphabet und verbot die individuelle Kennzeichnung der Geldstücke mit den Initialen der jeweiligen Münzmeister. Für das Buchstabenalphabet von A bis G hatte der Monarch französische Vorbilder. Am Buchstaben A erkannte man, dass die Münze in Berlin geprägt wurde und bis heute wird, B steht für Breslau, C für Kleve, D für Aurich, E für Königsberg, F für Magdeburg und G für Stettin. Es dauert also nicht lange, bis man preußische Münzen aus dieser Zeit an ihrem Herkunftsort erkennt.

Da die Finanzverwaltung große Mühe hatte, das für die Massenprägung von Gold- und Silbermünzen nötige Edelmetall zu beschaffen, lag die Produktivität der Münzstätten, von Berlin und Breslau abgesehen, unter den Erwartungen, die Graumann beim König mit optimistischen Prognosen geweckt hatte.

Zahlreiche bis 1750 hergestellte Breslauer Gepräge sind am W für Wratislavia zu erkennen. Vor der preußischen Inbesitznahme im Ergebnis der Schlesischen Kriege benutzte die Prägeanstalt eine veraltete Technik, die Friedrich II. für die geplante Großproduktion von Goldmünzen, Talern, Halbtalern und kleineren Werten aufrüsten und ertüchtigen ließ. Für 1747 wird eine Scheidemünzenprägung im Umfang von 100 000 Talern angegeben. Hinzu kommt eine umfangreiche Emission von einfachen und doppelten Friedrichs d’ors. Anfangs bezog man die Stempel aus Berlin, schnitt aber mit der Zeit auch eigene. Einzelheiten über den Münzbetrieb, die technische Ausstattung und das Personal der preußischen Prägeanstalten von Berlin bis Magdeburg und die entsprechenden Belegstücke finden sich in dem Buch von Bernd Kluge „Die Münzen König Friedrichs II. von Preußen 1740-1786“ (Berlin 2012) und in dem Buch von Manfred Olding „Die Münzen Friedrichs des Großen“ (Regenstauf 2006).

In Breslau fand während des Siebenjährigen Kriegs (1756-1763) eine umfangreiche Münzung preußischen, aber auch sächsisch-polnischen und anderen Gepräges statt. Die Masse der hier produzierten Gold- und Silbermünzen geht in die Millionen, weshalb in vielen Preußensammlungen mehr oder minder gut erhaltene Belegstücke liegen. Da in Preußen nach 1763 die die Graumannsche Münzreform mit der Prägung neuer Geldstücke fortgesetzt wurde, endeten unzählige Münzen zur Gewinnung von Edelmetall auf Nimmerwiedersehen im Schmelztiegel. Es verwundert daher nicht, dass viele banale und unscheinbare, aber für die Münzgeschichte wichtige Geldstücke selten sind und beachtliche Preise erzielen.

Ins Gerede kam die Breslauer Münze 1781 durch die nicht genehmigte Herstellung der dem Provinzialminister Karl Georg Graf von Hoym gewidmeten so genannten Hoym-Münzen. Der dafür verantwortliche Münzdirektor Karl Gotthelf Lessing, ein Bruder des Dichters Gotthold Ephraim Lessing, bekam für die von so genannten Münzjuden veranlasste Ausgabe der mit dem Datum D. 20. AUG. 1781 versehenen Geburtstagsmünzen einen amtlichen Rüffel und musste die betreffenden Stücke, so weit möglich, wieder einziehen und vernichten. Das gelang nicht vollständig, und so kamen einige Exemplare von den irregulären Friedrichs d’ors, Reichstalern und Dreikreuzern in Sammlerhand und avancierten zu den ganz großen Raritäten der in dieser Hinsicht nicht armen preußischen Münzgeschichte. Das Berliner Münzkabinett zeigte die seinerzeit als „unschicklich“ gerügte Serie 2012 in der Ausstellung „Für 8 Groschen ist’s genug“ zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen. Nach dem Tod des Königs (1786) wurden von dem Hoym-Taler für Preußensammler einige Abschläge gefertigt. Der Altmeister der brandenburgisch-preußischen Münzkunde, Emil Bahrfeldt, berichtete in den „Berliner Münzblättern“ (Neudruck 1913), dass Hoym-Taler „mittelst aufgelötheter oder gravirter Aufschrift D. 20. August bisweilen gefälscht“ vorkommen.

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