Mit Gravierstichel und moderner Technik - Berliner Münzdesigner Bodo Broschat gestaltet zahlreiche numismatische Meisterwerke



Bodo Broschat hat das Graveurhandwerk von der Pike auf gelernt und bedient sich uralter, schon in der Antike geübter Techniken.



Aus der Serie über deutsche Kaiser und Könige stammen die Medaillen mit Bildnissen von Herrschern, die Preußen und das römisch-deutsche Reich regiert haben.



Die Gravier- und Reduziermaschine überträgt das Relief vom großen Modell auf den Stempel und braucht dafür viel Zeit. (Fotos: Caspar)

Wer kennt schon die Gestalter unserer Münzen, die Schöpfer von Medaillen, und wer hat ihnen schon einmal bei der Arbeit zugeschaut? Der Köpenicker Graveur und Münzdesigner Bodo Broschat machte es möglich. In Kürze kommt das neueste „Kind“ aus der Werkstatt des Fünfundfünfzigjährigen heraus, ein aus Silber beziehungsweise einer Kupfer-Nickel-Legierung (Neusilber) bestehendes Zehn-Euro-Stück zum 250. Geburtstag des Berliner Bildhauers und Grafikers Johann Gottfried Schadow. In der Staatlichen Münze Berlin geprägt, zeigt die Gedenkmünze das Porträt des 1850 im hohen Alter von 86 Jahren verstorbenen Künstlers. Drei seiner Werke - die Prinzessinnengruppe in der Nationalgalerie, ein Pferdekopf von der Quadriga auf dem Brandenburger Tor und ein Detail vom Fries an der Königlichen Münze Berlin - hat Broschat um Schadows Bildnis angeordnet.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der gelernte Graveur mit Schadows Werk auseinandergesetzt hat. Schon 1997 schuf er eine Medaille zur 27. Münztechnikertagung in Berlin, auf der das an der Alten Münze am Molkenmarkt befindliche Relief eine Ansicht der Geldfabrik sowie eine lange Zeit im Einsatz gewesene Prägepresse umschließt. Bodo Broschat schnitt vergrößerte Gipsmodelle beider Seiten, von denen eine Form aus Silikonkautschuk und ein Modell aus Epoxidharz gewonnen wurde. „Die Reliefs werden in eine elektrisch angetriebene Gravier- und Reduziermaschine eingespannt. Sie schneidet mit ganz feinen Werkzeugen die Form in Werkzeugstahl, und das kann je nach der Größe der Stempel viele Stunden, ja auch schon mal ein paar Tage dauern“, erklärt Broschat den Vorgang. Wenn die Patrizen graviert sind, müssen sie von Hand nachgearbeitet werden. Dazu braucht der Künstler gute Schneidwerkzeuge, eine ruhige Hand, ein geübtes Auge, gute Vergrößerungsgläser und viel Erfahrung. Mit diesen Patrizen, die gehärtet und angelassen werden, werden dann die Prägestempel mit dem vertieften Relief hergestellt. An seinem Arbeitsplatz hat Bodo Broschat gerade eine Patrize in die so genannte Gravierkugel eingespannt. Wie die Gravuren aussehen, kann der Graveur in der eigenen Werkstatt durch Probeabschläge feststellen, die er auf großen und kleinen Pressen in Blei oder anderen Metallen anfertigt. Eine solche Hydraulikpresse hat eine Preßkraft von 400 Tonnen und eignet sich sehr gut zur Herstellung von Medaillen mit großem Durchmesser und hohem Relief.

Bodo Broschat hat sein Handwerk im damaligen VEB Münze der DDR gelernt. 1990 absolvierte er seine Meisterprüfung und machte sich danach erst auf dem Künstlerhof in Alt-Marzahn und 2005 im Berliner Bezirk Köpenick selbstständig. Seine Aufträge erhält er aus allen Himmelsrichtungen. So schuf er für die Firma MDM Deutsche Münzen in Braunschweig aufwändig gestaltete Medaillenserien wie „1200 Jahre deutsche Münzgeschichte“ und „Deutsche Kaiser und Könige“. Viele seiner Medaillen , wie die jährlich erscheinende Ausgabe der eine Unze schweren Medaille „Silberquadriga“, werden in der Staatlichen Münze Berlin geprägt.

Für Auftraggeber im In- und Ausland liefert Broschat eigene Entwürfe, er führt aber auch fremde Ideen aus. Regelmäßig nimmt er an künstlerischen Wettbewerben für die neuen deutschen Gedenk- und Kursmünzen teil. Erfolgreich war er bisher mit diesen Gedenkstücken: 100 Jahre Berliner U-Bahn (2002), Justus von Liebig (2003), Nationalpark Bayerischer Wald (2005), Bertha von Suttner (2005), Weltkulturerbe Lübeck (Gold, 2007), Himmelsscheibe von Nebra (2008), 100 Jahre Internationale Luftfahrtausstellung (2009), Leichtathletik-WM (2009), 175 Jahre Eisenbahn in Deutschland (2010), Alpine Ski-WM (2010), Bremen (2 Euro, 2010), 150 Jahre Rotes Kreuz (2013) und Johann Gottfried Schadow (2014).

Direkt in den Stempel zu schneiden, wie es die Altvorderen getan haben, macht zwar Spaß, geschieht aber in der Werkstatt von Bodo Broschat vergleichsweise selten. Der Künstler ist viel öfter mit großen Gipsmodellen befasst, die dann als Vorlagen für die Prägestempel dienen. Schon jetzt richtet er sich gedanklich auf weitere Emissionen ein. Da der Weg von der Ausschreibung zur fertigen Prägung einige Jahre lang ist, schaut er schon heute auf das Jahr 2017, wenn der 500. Jahrestag des Beginns der Lutherschen Reformation begangen wird. Dieses und andere Jubiläen wären interessante Themen, bei denen sich Bodo Broschat und andere Künstler ordentlich ins Zeug legen werden. Dass es zu Luther eine deutsche Gedenkmünzen geben wird, ist noch nicht bekannt, aber dass Medaillen dem epochalen Ereignis des Thesenanschlags von 1517 gewidmet sein werden, steht außer Frage.

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