Ehrung für den Eisernen Kanzler - Der vor 200 Jahren geborene Otto von Bismarck wird 2015 mit einer Gedenkmünze bedacht



Der von Michael Otto eingereichte Entwurf für die Bismarck-Gedenkmünze 2015 wird in der Staatlichen Münze Berlin ausgeführt.



Otto von Bismarck wurde durch unzählige Denkmäler verherrlicht. Eines ist im Vestibül des Deutschen Historischen Museums Unter den Linden in Berlin ausgestellt.



Obwohl es unzählige Bismarck-Medaillen gibt, kommt erst 2015 eine ihm gewidmete Gedenkmünze heraus. (Fotos: Wuthenow/BADV, Caspar)

Obwohl es Hunderte Medaillen mit dem Bildnis des Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1896) gibt, hat es weder in der Kaiserzeit noch in der Weimarer Republik und danach zu einer ihn ehrenden Gedenkmünze gereicht. Angeblich soll 1915 zum einhundertsten Geburtstag des „Eiserner Kanzlers“ eine solche Sonderausgabe geplant gewesen sein. Doch hat man damals, im zweiten Jahr des Ersten Weltkriegs, von dem Plan abgelassen, und auch später waren die Zeiten nicht so beschaffen, dass man sich seiner mit einer Gedenkmünze erinnerte. Zu sehr rieb man sich an dem Politiker; zu gegenwärtig war noch seine Art, gegen elementare Interessen großer Teile des deutschen Volkes, vor allem aber gegen die lautstark an die Tore der Macht klopfende Arbeiterbewegung zu regieren. Als der 75 Jahre alte Kanzler 1890 von Kaiser Wilhelm II. unter wenig ehrenvollen Umständen abgehalftert wurde, gab es bei seinen vielen Gegnern ein tiefes Aufatmen. Man erwartete frischen Wind in der deutschen Politik und empfand Bismarck als einen Mann von gestern. Das vom jungen Kaiser praktizierte „persönliche Regiment“ war allerdings so beschaffen, dass sich viele Deutsche schon bald die gute alte Bismarck-Zeit zurück wünschten.

Im kommenden Jahr wird man anlässlich von Bismarcks zweihundertstem Geburtstag die Verdienste des „Urpreußen“ um die Einigung der Deutschen im und nach dem Krieg gegen Frankreich 1870/71 hervorheben und betonen, dass dabei viel „Blut und Eisen“ im Spiel war und das Deutsche Reich Frucht einer von den Fürsten angezettelten „Revolution von oben“ unter preußischer Führung war. Man wird beim Bismarck-Gedenken an die Furcht des Kanzlers und seinesgleichen vor demokratischer Beteiligung der Massen an den öffentlichen Dingen hervorheben und zugleich betonen,. welche gigantische Leistung es war, die noch ganz dem alten Partikularismus verpflichteten Deutschen zu einer Nation zusammenzuschmieden.

Wenn die Bundesregierung im Jubiläumsjahr 2015 eine Zehn-Euro-Gedenkmünze aus Silber beziehungsweise Neusilber mit Bismarcks Bildnis herausgibt, dann ist sie sich bewusst, dass der Spross aus einer altmärkischen Adelsfamilie eine umstrittene Person war. Der durch zahllose Denkmäler und auf Medaillen verherrlichte Bismarck verdient es, dass man sich mit ihm auch heute kritisch auseinandersetzt. Das haben die anlässlich eines künstlerischen Wettbewerbs eingereichten Münzentwürfe getan. Die Designer konnten aus dem reichen Fundus an Bismarck-Bildnissen schöpfen, und die meisten zeigen den Kanzler im Profil. Lediglich der Siegesentwurf von Michael Otto bildet den markanten Kopf von vorn ab. Sein Bismarckporträt verdeutlicht nach Meinung des Preisgerichts „in eindrucksvoller Weise die Ambivalenz, die mit der Persönlichkeit Bismarcks verbunden ist. Bismarck war kein einfacher Mann; er verkörperte beides: Tradition und Moderne“. Dem Künstler gelinge es, diese Komplexität der Person in einer sehr eigenständigen Arbeit umzusetzen. Der Entwurf fordere den Betrachter zur Auseinandersetzung mit diesem Staatsmann auf und biete interpretatorischen Spielraum, urteilt die Jury und fügt hinzu: „Die En-Face-Ansicht ist handwerklich fein ausmodelliert. Die Umschrift schafft eine harmonische formale Klammer zwischen Bild- und Wertseite. Das würdig dargestellte Hoheitszeichen wird optisch getragen von einer Basis, die von den Europa symbolisierenden Sternen gebildet wird.“

Die in der Staatlichen Münze Berlin mit dem Kennbuchstaben A geprägte Zehn-Euro-Ausgabe erhält als Randschrift das Bekenntnis „DIE POLITIK IST DIE LEHRE VOM MÖGLICHEN“. Sie wird in zwei Prägequalitäten und Legierungen geprägt, und zwar in der Qualität Stempelglanz als Kupfer-Nickel-Legierung (CuNi25) im Gewicht von 14 Gramm sowie in der höchstmöglichen Spiegelglanzqualität aus einer Legierung von 625 Tausendteilen Silber und 375 Tausendteilen Kupfer mit einem Gewicht von 16 Gramm. Diese Version ist durch den Hinweis „SILBER 625“ besonders gekennzeichnet.

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