Moral und ewige Werte - Was sich hinter dem numismatischen Begriff „Miszellanmedaillen“ verbirgt



Amor bezwingt den wilden Löwen auf der vergoldeten Medaille mit dem verliebten Paar und der Inschrift GOTT HATS GEFÜGT DAS UNS GENÜGT.



Mehr noch als die Henne ihre Küken, lieben sich Männer und Frauen, lässt uns die aus Schlesien stammende Silbermedaille wissen. (Repros: Caspar)

Zu Weihnachten, Ostern und an anderen Feiertagen, aber auch bei einer Hochzeit oder Taufe geprägtes Metall zu verschenken, ist ein alter Brauch. Wer es sich leisten konnte, bedachte seine Lieben mit geprägtem Gold und Silber und hatte dabei den Vorteil, dass man in Notzeiten die Stücke einschmelzen oder sonst wie „umrubeln“ konnte.

Weihnachtstaler und solche mit Bildern vom Leben und Sterben Jesu Christi und von seiner Auferstehung waren im 16. Jahrhundert und danach sehr beliebt und stellen, wie überhaupt Münzen und Medaillen mit christlichen Motiven und solchen zum Thema Liebe und Freundschaft, Heirat, Kindersegen und Tod, aber auch Moral, Anstand, Sitte und weitere ewige Werte ein reizvolles Sammelgebiet dar, für das der Handel interessante Angebote bereit hält. Viele Stücke geben in Bild und Schrift schöne Ratschläge dafür, wie Männer und Frauen klugerweise miteinander umgehen sollten, und sie warnen davor, dem Pfad der Tugend nicht zu verlassen, weil sonst Ungemach droht. Alle diese Prägungen werden als „Miszellanmedaillen“ geführt. Unter ihnen versteht man Stücke, die nicht eigentlich Landes-, Personen- oder Geschichtsmünzen sind. In dieser Rubrik befinden sich alle Ausgaben allgemein-menschlichen und moralischen Inhalts. (Miszellan kommt von lat. miscellum=Vermischtes.)

Im weiteren Sinne findet man unter diesen Prägungen Madonnentaler und andere Nominale mit Mariendarstellungen. Deren Geschichte geht bis in die Zeit der byzantinischen Kaiser zurück. In Katalogen finden sich zahlreiche meist undatierte Gepräge neueren Datums mit der von Ochs und Esel beobachteten Geburt des Jesuskindes im Stall zu Bethlehem. Weitere Motive sind die Verkündung des Engels und die Anbetung der Heiligen drei Könige.

Der Gebrauch der Präge- oder Gussstücke als Schmuck brachte es mit sich, dass sie häufig gehenkelt, vergoldet und/oder durchlöchert vorkommen. Solche „Zutaten“ sind bei Sammlern unbeliebt. Aber bei aller Kritik sollte man überlegen, ob man sie nicht in ihrem historischen Zustand belässt. Wenn man nicht anders kann, sollte die Reparatur einem Fachmann übergeben werden.

Bereits im byzantinischen Kaiserreich wurden Münzen mit der Muttergottes zunächst allein, dann mit dem Kind auf dem Arm geprägt. Sie wird betend oder den Kaiser segnend dargestellt; ihr Name hat die Attribute „ruhmvoll“ oder „hochgelobt“. Langsam eroberte sich die Madonna, die an zahllosen Orten verehrt wurde und der man viele Kirchen und Kloster widmete, auch die abendländischen Münzen. Wurde sie auf Denaren Karls des Großen nur als Heilige Maria erwähnt, aber noch nicht dargestellt, so erscheint die Muttergottes in den folgenden Jahrhunderten stehend auf der Mondsichel oder als thronende Himmelskönigin. Anfangs schmückt ein Schleier, später eine Krone ihr Haupt.

Umgeben von einem Strahlenkranz oder Sternen, hat man die Muttergottes auch mit einem Zepter in der Hand auf Münzen verewigt. Sie kommt auf Talern und Dukaten ebenso wie auf bescheidenen Groschen und Pfennigen vor. Dass sie auf Münzen und Medaillen als Schutzpatronin eines bestimmten Landes wie Bayern oder Ungarn dargestellt wurde, resultiert aus der besonderen Verehrung, die man ihr dort entgegen gebracht hat. Andere Münzen mit der Madonna in flammender Gloriole flehen Segen und Erleuchtung auf ein Land oder eine Stadt herbei.

Ausgesprochene Museumsstücke sind die gegossenen oder geprägten Medaillen aus erzgebirgischen Münzstätten mit Motiven aus dem Alten und dem Neuen Testament. Sie fungierten als eine Art tragbare Bibel und waren als Amulette zum Schutz vor Krankheiten und menschlichen Anfeindungen beliebt. Ausgaben etwa aus Köln zeigen, wie sich die Menschen die Heiligen drei Könige vorstellten. Auch auf Münzen des Bistums Münster kann man die exotisch gekleideten Weisen aus dem Morgenland erkennen. Wer sucht, wird weitere Stücke finden und mit einiger Geduld eine kultur- und religionsgeschichtlich interessante Spezialsammlung anlegen können. Dazu kämen zahlreiche Weihnachtstaler und weitere Ausgaben zu religiösen Themen, die heutige Prägeanstalten in unterschiedlichen Metallen anbieten.

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"