Doppelte Ehrung für Schadow - In einer Feierstunde zum 250. Geburtstag des Berliner Bildhauers wurden 60-Cent-Marke und Zehn-Euro-Münze übergeben



Die Zehn-Euro-Münze zu Ehren von Johann Gottfried Schadow wurde in der Staatlichen Münze Berlin (Buchstabe A) als Silberversion in einer Auflage von 200 000 Exemplaren und in der Neusilberversion in einer Auflage von 1,2 Millionen Exemplaren geprägt. Für die Briefmarke wurde keines der bekannten Schadow-Porträts oder eine Skulptur ausgewählt, sondern das von Kennern als besonders reizvoll und charakteristisch für das aus etwa 2000 Blättern bestehende grafische Werk des Meisters ausgewählt.



Klaus Gehrmann, Geschäftsführer der Schadow Gesellschaft Berlin e V. links, erhält von Staatssekretär Dr. Michael Meister die Gedenkmünze und eine Mappe mit den Sonderbriefmarken. (Fotos: Caspar)

Die Stiftung Stadtmuseum Berlin und die Schadow-Gesellschaft Berlin e. V. luden am 16. Mai 2014 zu einem Festakt anlässlich des 250. Geburtstags des Bildhauers, Grafikers und Akademiedirektor Johann Gottfried Schadow in die Nikolaikirche ein. Vorangegangen war im Märkischen Museum am Köllnischen Park in Berlin die von der Stiftung Stadtmuseum veranstaltete Tagung „Europäisch-klassizistisch oder preußisch-universalistisch? Neue Denkbilder aus Anlass des 250. Geburtstags von Johann Gottfried Schadow“. Nach Orgel- und Violinenspiel wurden die Teilnehmer von Prof. Dr. Dominick Bartmann, dem Abteilungsdirektor der Stiftung Stadtmuseum Berlin, begrüßt. Die Teilnehmer der Feierstunde erfuhren interessante Einzelheiten aus der Biographie des großen Berliners, der in seinem langen Leben von 1764 bis 1850 vier preußischen Königen diente und mit seinen Skulpturen und Zeichnungen, aber auch durch seine kunsttheoretischen Schriften und sein Erinnerungsbuch „Kunstwerke und Kunstansichten“ Geschichte geschrieben hat. Klaus Gehrmann, der langjährige Geschäftsführer der Schadow Gesellschaft Berlin e. V. und einer der Empfänger der in Silber ausgeführten neuen Münze und der Sonderbriefmarke, schilderte den langen Weg von der Idee, den Künstler auf diese Weise öffentlich und nachhaltig zu ehren und dankte dem Bundesminister der Finanzen, Dr. Wolfgang Schäuble, und seinem Parlamentarischen Staatssekretär Dr. Michael Meister, für die die dabei erwiesene Unterstützung sowie den beiden beteiligten Künstlern für ihre zündenden Ideen.

Bei der Präsentation der von Prof. Heribert Birnbach (Bonn) geschaffenen 60-Cent-Briefmarke und der von Bodo Broschat (Berlin) entworfenen Zehn-Euro-Münze betonte Staatssekretär Meister, dass vor allem Schadows Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin Weltruhm erlangt hat. Die nun in hoher Auflage in alle Himmelsrichtungen verschickte Briefmarke mit dem von Schadow geschaffenen Doppelporträt der Schwestern Luise Charlotte Elisabeth Börger, geb. Fomme (1776-1809, links) und Friederike Susanne Henriette Fromme (1783-1828) trage auf besonders einnehmende Weise dazu bei, die Bekanntheit des herausragenden Vertreters der klassizistischen Bildhauer- und Zeichenkunst über die Grenzen unseres Landes hinaus zu verbreiten. Das Doppelbildnis der beiden Schwestern lenke die Aufmerksamkeit der Betrachter auf die zu Unrecht hinter den Leistungen von Schadow als Bildhauer zurück stehende Zeichenkunst dieses großartigen Klassizisten. Dass er in der zweiten Hälfte seines Lebens keine öffentlichen Aufträge für Standbilder bekam und sein Ruhm in „Rauch“ aufging, womit der Ruhm seines vom preußischen Königshaus mit bedeutenden Aufträgen bedachten Schülers Christian Daniel Rauch gemeint war, gehörte zum Auf und Ab in seinem langen Leben.

In seinem Festvortrag befasste sich der Berliner Kunsthistoriker Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan unter dem Motto „Großmut und Augenmaß“ mit Schadows Blick auf die Welt und seine Rolle im Berliner Kultur- und Kunstleben. Neue Forschungen zu Leben und Werk des Künstlers veröffentlicht die Schadow Gesellschaft Berlin e. V. in einer vor 14 Jahren begonnenen Schriftenreihe. Die von Claudia Czok vorgelegte Studie „Das Doppelporträt der Schwestern Fromme von Schadow, oder: die Liebe in den Zeiten der frühen Lithographie“ erschien 2010 als Band XIII dieser Serie. Da Henriette Fromme zeitweilig die Geliebte des 1806 bei Saalfeld gefallenen Preußenprinzen Louis Ferdinand war, wirft die Autorin auch einen Blick auf die Berliner Hofgesellschaft und den dort als Frauenheld agierenden Louis Ferdinand von Preußen. Weitere Informationen auf der Internetseite www.schadow-gesellschaft-berlin-de.

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