Vorsicht Fälschungen - Neues Buch macht mit DDR-Blüten und nachgegossenen Münzen bekannt



Die Warnung der Deutschen Notenbank aus dem Jahr 1949 vor falschen Hundert-Mark-Scheinen war nur für den internen Gebrauch bestimmt.



Das Hartgeld der DDR wurde gelegentlich im Gussverfahren nachgeahmt. (Fotos: Caspar)

Seit es Münzen und - vom 17. Jahrhundert an - Geldscheine gibt, werden sie gefälscht. Polizei und Justiz waren und sind den Betrügern dicht auf den Fersen. Sie unternehmen alles, um ihnen das Handwerk zu legen und sie dingfest zu machen. Ursprünglich mit großer Grausamkeit vollzogene Hinrichtungen sind Geschichte; heute kommen Münz- und Banknotenfälscher für ein paar Jahre ins Gefängnis. Was sich in der DDR agierende Fälscher einfallen ließen, um den von ihnen fabrizierten Geldscheinen und Münzen den Anschein des Echten zu geben, schildert der Berliner Wirtschaftshistoriker Peter Leisering in seinem neuen Buch „Falschgeld in der DDR“ (Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2014, 319 S., zahlr. Abb., 16,99 Euro, ISBN 978-3-360-02178-6). Bereits 2011 hatte der Autor das Buch „DDR-Geld - Geldgeschichten aus der DDR“ herausgebracht, in dem er auf der Grundlage intensiver Archivstudien und der Befragung von Zeitzeugen der Münz- und Geldgeschichte des zweiten deutschen Staates auf den Grund ging und die Schwierigkeiten bei der Geburt neuer Kurs- und Gedenkstücke sowie von Banknoten kompetent und unterhaltsam darlegte (Gietl Verlag Regenstauf 2011, 211 S., zahlr. Abb., 20 Euro, ISBN 978-3-86646.836-8).

Peter Leisering behandelt in seinem neuen Buch ein Thema, das es in der DDR eigentlich gar nicht geben durfte und über das man in der Öffentlichkeit nicht sprach - die illegale Herstellung von Banknoten und Münzen zum Zwecke der persönlichen Bereicherung und wohl auch, weil damit für manche Leute ein gewisser Nervenkitzel verbunden war. Immer wieder wurden falsche Scheine an Ladenkassen und in Kneipen angeboten und auch abgesetzt; dazu kamen nachgemachte Münzen. Wie der Autor in seinem fast wie ein Krimi zu lesenden Buch schildert, kam es vor, dass die im Hinterzimmer mit bunten Farben nachgemalten, manchmal nur abfotografierten und kolorierten sowie nachgedruckten oder aus zerschnittenen Scheinen zusammen geklebten Blüten und die plump gefälschten Münzen von den Empfängern schnell weiter gegeben wurden. Man wusste, dass das als Anschlag auf den Staat gewertete Falschgeld ersatzlos eingezogen wird. Wer es besaß oder wem es untergejubelt wurde, geriet unweigerlich in den Blick der Volkspolizei und bekam die ganze Härte des Gesetzes zu spüren.

Die Hundert-, Fünfzig- oder Zwanzig-Mark-Scheine sowie die Münzen waren viel Geld in der DDR, und wenn sie in gefälschter Form erkannt wurden, waren die Falschgeldexperten der Notenbank und die Kripo zur Stelle und verhaftete die Täter, sofern man ihrer habhaft wurde. Obwohl Zuchthausstrafen bis zwölf Jahre drohten, ließen sich die Fälscher vor allem in den später 1940-er und den frühen 1950-er Jahren nicht abschrecken, denn sie glaubten, nicht erwischt zu werden. Sie konnten sich auch nicht vorstellen, dass eine Phalanx von Falschgeldjägern auf der Lauer lag, denn jede neu auftauchende Banknote oder Münze konnte der Beginn einer größeren Serie sein, die vielleicht sogar die sozialistische Planwirtschaft in der DDR zu untergraben imstande war. Deshalb gingen die Behörden einschließlich der Falschgeldstelle der Notenbank jedem Betrugsfall akribisch nach und ordnete ihn in verschiedene Klassen und Unterklassen ein. Manchen Betrügern kamen die offenen Grenzen in der Vier-Mächte-Stadt Berlin und zwischen beiden deutschen Staaten zugute. In den Akten der Notenbank konnten insgesamt 12 300 Falschnoten im Wert von rund 250 000 Mark (Ost) nachgewiesen werden. Dem gegenüber war die Zahl der falschen Münzen mit 366 nachgewiesenen Stücken im Wert von knapp 2500 Mark gering. Das Buch stellt echte und falsche Geldzeichen gegenüber und zeigt, woran man die Blüten aus Papier und Metall erkennen kann. Die meisten Machwerke tauchten in Ost-Berlin und Dresden auf, doch hat man welche auch in Leipzig, Magdeburg und Brandenburg angehalten. Im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg kam die Polizei einem Fälscherkönig auf die Schliche, doch die meisten Betrüger waren kleine Fische, die mit primitiven Kopien wenig Glück hatten. Nach der Machart zu urteilen, gingen die Falsifikate auf neun bis zwölf Fälscher beziehungsweise Fälschergruppen zurück. Da die Medien nicht oder nur sehr zurückhaltend über immer wieder auftauchende falsche Banknoten und Münzen berichteten, konnte es geschehen, dass unbescholtenen und unwissenden Bürgern das eine oder andere Stück untergeschoben wurde, so wie das heute mitunter auch mit dem Eurobargeld geschieht. Im letzten Teil seines Buches geht Leisering auf die Frage ein, wie die Zwanzig-, Zehn- und Fünf-Markstücke der DDR nachgeahmt wurden und wie leichtfertig die Fälscher mit ihnen Geldautomaten bestückten oder bezahlten. Vor allem durch Nachguss hat man schon in früheren Jahrhunderten Taler und Gulden nachgemacht. Dass der sich ab den 1960-er Jahren stark entwickelnden Gemeinde der Münzsammler in der DDR manche auf „alt“ gemachte Fälschung angedreht wurde, wird in dem Buch nicht näher behandelt. Das Thema wäre ein neues Buch wert.

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