Wie aus Feinden Freunde wurden - Das AlliiertenMuseum in Dahlem erzählt vom Leben im geteilten Berlin und Deutschland



Ein britisches Transportflugzeug, das bei der Berliner Luftbrücke eingesetzt war, steht im Außenbereich des AlliiertenMuseums.



Ein ehemaliger Beobachtungsturm der DDR-Grenzer aus der Bernauer Straße fand im AlliiertenMuseum Asyl.



Dem amerikanischen Sender RIAS wird im Outpost-Theater ein besonderer Platz eingeräumt.



Ausführlich wird im Outpost-Theater über die Luftbrücke während der Berlin-Blockade informiert. (Fotos: Caspar)

Das AlliiertenMuseum an der Clayallee besitzt eine große, auch international wettbewerbsfähige Sammlung. Aus Platzgründen kann es nur einen Teil seiner wertvollen Objekte zeigen. Seit Jahren bestehende Pläne für einen Umzug in den früheren Flughafen Tempelhof befinden sich auf einem guten Weg. Im Außenbereich des Museums sind als Zeugnisse der deutsche Nachkriegsgeschichte unter anderem Reste der Berliner Mauer und ein ehemaliger, von DDR-Grenzsoldaten benutzter Wachturm aufgestellt, der vermutlich aus der Bernauer Straße stammt. Beliebt bei den Besuchern ist ein britisches Flugzeug, mit dem während der Berlin-Blockade 1948/49 dringend benötigte Kohle in den freien Teil der ehemaligen Reichshauptstadt transportiert wurde. Nicht minder aussagestark sind eine originale Kontrollbaracke vom Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße und der Restaurantwagen eines Militärzugs, der regelmäßig zwischen Berlin und Straßburg fuhr.

Alle diese Exponate wären im Hangar 7 des früheren Flughafens Tempelhof besser aufgehoben als heute unter freiem Himmel. „Der Aufwand für ihre Instandhaltung ist groß, wir müssen das Flugzeug vom Typ Hasting TG 503 und die anderen Wind und Wetter ausgesetzten Großobjekte regelmäßig restaurieren, konservieren und reinigen, und das ist teuer. In der Halle am Tempelhofer Damm unweit vom U-Bahnhof Paradestraße könnten wir bisher im Depot stehende Panzer, Autos, Hubschrauber, Leichtflugzeuge sowie weitere Zeugnisse aus der Zeit des Kalten Krieges zeigen. Die Halle böte außerdem viel Raum für technische Gerätschaften, Uniformen, Fotos, Zeitungen und viele andere Exponate, die wir bisher in unseren Depots aufbewahren“, sagt Gundula Bavendamm, die Leiterin des AlliiertenMuseums. Die Vorplanungen für den Umzug seien gut gediehen, noch in diesem Jahr soll ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden. Die Historikerin ist zuversichtlich, dass Kulturstaatsministerin Monika Grütters die Pläne positiv begleitet, denn das AlliiertenMuseum wird zu hundert Prozent vom Bund finanziert.

In der aktuellen Ausstellung sind Stücke aus den Jahren zu sehen, als nach dem Zweiten Weltkrieg aus Feinden Freunde wurden. Die Exponate stammen aus der Hinterlassenschaft der westalliierten Truppen, aber auch aus privater Hand. Gundula Bavendamm konnte unlängst zwei Privatsammlungen zur Geschichte der alliierten Truppen in Deutschland nach 1945 übernehmen. Die Uniformen, Abzeichen, Schilder, Fotos, Zeichnungen, Zeitungen und weitere Dokumente ergänzen den Bestand auf ideale Weise, sagt die Historikerin. Besonders aussagestarke Stücke werden bereits jetzt in Sonderausstellungen präsentiert und stehen auch für eine neue Dauerausstellung in Tempelhof zur Verfügung. In zwei Häusern, dem Outpost-Theater und der Nicholson-Gedenkbibliothek, untergebracht, schildert die Dauerausstellung die Beziehungen zwischen den Siegern und den Besiegten und macht anhand von Bildern, Filmen, Landkarten, Briefen, Verträgen, Flugblättern, Zeitungen und vielen anderen Dokumenten sowie Waffen, Fahnen und Uniformen mit der hohen Politik ebenso bekannt wie mit dem Alltagsleben in den Garnisonen der Westmächte in der Viermächtestadt Berlin.

Eines der besonderen Schaustücke der Ausstellung ist ein Stück des innen mit viel Technik und Sandsäcken ausgestatteten Spionagetunnels, der in den frühen 1950-er Jahren im Süden Berlins von westlicher Seite aus in den Osten getrieben wurde, um sowjetische Telefongespräche abzuhören. 1956 entdeckt und vom Osten für Propagandazwecke gegen die „imperialistischen Mächte“ instrumentalisiert, wurde die Röhre 1997 im Auftrag des AlliiertenMuseums freigelegt, um sie als Dokument für den Krieg der Geheimdienste CIA, SIS und KGB ausstellen zu können. Im Hangar 7 möchte Gundula Bavendamm zusätzliche Segmente der Röhre zeigen. Das AlliiertenMuseum dokumentiert darüber hinaus das Verhältnis der westlichen Besatzungsmächte zu den deutschen Behörden, die anfangs nur Befehlsempfänger und ausführende Organe waren und erst langsam zu gleichberechtigten Partnern wurden.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Versorgung West-Berlins durch die von General Lucius D. Clay organisierte Luftbrücke. Da in dieser Zeit und lange danach der RIAS vor allem für viele Ost-Berliner und Bewohner der Sowjetischen Besatzungszone beziehungsweise ab 1949 der DDR eine wichtige Informationsquelle war, ist ihm in der Ausstellung ein besonderer Abschnitt gewidmet. Den sowjetischen und ostdeutschen Behörden war der Rundfunk im amerikanischen Sektor ein besonderes Ärgernis. Viele Ostdeutsche1, die ihn hörten oder sogar mit ihm in Verbindung standen, wurden wegen angeblicher Spionage und Boykotthetze zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt. Dass die Westberliner während der Blockade „Kohldampf“ schoben und froren, wird in der Ausstellung ebenso geschildert wie ihr Hunger nach kulturellen Erlebnissen und nach Zeitungslektüre. Besucher erfahren darüber hinaus, was der Alliierte Kontrollrat tat und befahl, wie die Alliierte Kommandantur funktionierte und wie die Entnazifizierung erfolgte.

Das Museum plant Veranstaltungen am Internationalen Museumstag am 18. Mai, wo auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof das Depot für Großobjekte geöffnet wird, sowie am 30. Mai anlässlich des 65. Jahrestags der Umbenennung der Kronprinzenallee in Clayallee. In der neuen Sonderausstellung in der Nicholson-Gedenkbibliothek befasst sich das AlliiertenMuseum vom 4. Juli bis ins nächste Jahr hinein mit der Nachkriegsgeschichte des aus der NS-Zeit stammenden, nach 1945 in einen Luftwaffenstützpunkt der USA umgewandelten Flughafen Tempelhof. Geöffnet ist das Alliiertenmuseum täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, der Eintritt ist kostenlos. Weitere Informationen im Internet unter www.alliiertenmuseum.de.

1 Damals sagte man im Westen "Mitteldeutsche", "unsere mitteldeutschen Landsleute bzw. Brüder und Schwestern". Nach der Wiedervereinigung, die den Verzicht auf ehemalige deutsche Ostgebiete zur Voraussetzung hatte, erhielten die Wörter "mitteldeutsch" und "ostdeutsch" ihre heutige Bedeutung.

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