Zweiter Entdecker Amerikas -
Staatsbibliothek zu Berlin übernahm feierlich Reisetagebücher Alexander von Humboldts



Hermann Parzinger, Ottmar Ette, Johanna Wanka, Monika Grütters und die Bibliothekarin Jutta Weber (v. l. n. r.) freuen sich, dass die Amerikanischen Reisetagebücher Alexander von Humboldts nun wissenschaftlich erschlossen werden können.



Alexander von Humboldts mit Zeichnungen garnierte Notizen wurden mit Hilfe vieler Sponsoren für die Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz gesichert. (Fotos: Caspar)

In einem Festakt übernahm am 4. März die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die Ende 2013 angekauften Tagebücher des Weltreisenden und Naturforschers Alexander von Humboldt. Im Laufe dieses Jahres will die Stiftung die in Leder gebundenen Bände der Öffentlichkeit präsentieren. In Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, der Bundesministerin für Bildung und Forschung Johanna Wanka, der Kulturstaatsministerin Monika Grütters und weiterer Ehrengäste würdigte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger im neuen Lesesaal der Bibliothek Unter den Linden die Aufzeichnungen als Jahrhundertzugang für die Staatsbibliothek, für Berlin und Deutschland. Dank vieler Spender und Sponsoren und des Entgegenkommens der Nachkommen des Gelehrten sei verhindert worden, dass das für zwölf Millionen Euro erworbene Konvolut außer Landes geht. Monika Grütters würdigte den Gelehrten als zweiten Entdecker Amerikas. Der Erwerb der Dokumente sei alles andere als einfach gewesen, er zeige exemplarisch, dass wir alles nur Erdenkliche unternehmen müssen, um die Abwanderung national wertvollen Kulturguts ins Ausland zu verhindern. Deshalb soll noch in dieser Legislaturperiode ein neues Gesetz vorgelegt werden, um Glanzstücke wie die Humboldt-Tagebücher für unsere Kulturnation und vor allem für kommende Generationen zu bewahren, zu schützen und zu sichern, betonte Grütters. Dank vieler Spender und Sponsoren und des Entgegenkommens der Nachkommen des Gelehrten sei verhindert worden, dass das für zwölf Millionen Euro erworbene Konvolut für wahrscheinlich einen höheren Preis an ausländische Interessenten geht.

Der Festredner Ottmar Ette kündigte an, dass die zwischen 1799 und 1804 bei Reisen durch Nord- und Südamerika verfassten Tagebücher von Experten der Staatsbibliothek und der Universität Potsdam untersucht, entziffert, digitalisiert und publiziert werden, wobei der in der Staatsbibliothek befindliche Nachlass des Weltreisenden in die Betrachtung einbezogen werden soll. An dem Projekt sind die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, das Ibero-Amerikanische Institut und das Ethnologische Museums Preußischer Kulturbesitz beteiligt. Neben seinen Briefen sind die Amerikanischen Reisetagebücher Alexander von Humboldts die bedeutendsten erhaltenen Originaldokumente seiner Reisen durch Nord- und Südamerika. Bis zu seinem Tod im Jahr 1859 nutzte der Gelehrte die aus etwa 4000 eng beschriebenen Seiten teils in deutscher, teils in französischer Sprache für seine Veröffentlichungen. Unter den rund 1600 in der Staatsbibliothek zu Berlin verwahrten Nachlässen ist der von Alexander von Humboldt eine der wichtigsten Quellen zur neueren europäischen Wissenschaftsgeschichte. Die etwa 50 000 Blätter spiegeln die weit gefächerten Interessensgebiete sowie die Arbeitsweise des Wissenschaftlers wider. Eigenhändig beschriftete Mappen enthalten Notizen, vollständige Manuskripte, Zeitungsausschnitte, Briefe und anderes Material zu Themen wie Sklaverei, Ethnien, Naturgeschichte, Flora und Fauna, Meeresströmungen, Mineralogie und weitere Fachgebiete.

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