„Unser Schadow“ - Stiftung Stadtmuseum Berlin würdigt im Ephraimpalais berühmten Bildhauer und Zeichner



Johann Gottfried Schadow und sein Werk werden in einer Ausstellung lebendig, die das Stadtmuseum bis zum 29. Juli 2014 im Ephraimpalais zeigt. Die Büste von Emil Wolff (links) zeigt den Meister im Alter von über 80 Jahren.



Schadows berühmte Gruppe der Prinzessinnen Luise, ab 1797 Königin Luise von Preußen, und ihrer Schwester Friederike, unterstreicht Schadows Meisterschaft als Bildhauer.



Der auf den Boden gelegte Pferdekopf von der Quadriga auf dem Brandenburger Tor symbolisiert die schwierige Zeit, die Preußen nach der Niederlage gegen Frankreich im Jahr 1806 durchmachen musste.



Johannes Grützke schuf Vorlagen für Schadow-Teller, mit denen Königliche Porzellanmanufaktur Berlin an den vor 250 Jahren geborenen Künstler erinnert. (Fotos: Caspar)

Er war schon zu seinen Lebzeiten eine Legende; die Berliner nannten ihn liebevoll „unseren Schadow“. Zum 250. Geburtstag richtet die Stiftung Stadtmuseum bis zum 29. Juni 2014 im Ephraimpalais für den berühmten Bildhauer und Zeichner Johann Gottfried Schadow aus. Die Stiftung Stadtmuseum kann nach Worten der Generaldirektorin Franziska Nentwig bei der Gestaltung der Geburtstagsausstellung aus dem Vollen schöpfen. Sie besitzt einen großen Teil der Hinterlassenschaften des Künstlers, der seit 1805 in der Schadowstraße 10 unweit des Brandenburger Tors wohnte und überregional durch die Prinzessinnengruppe, die Quadriga auf dem Brandenburger Tor, ein Standbild Friedrichs des Großen und weitere Bildwerke, aber auch durch eine Vielzahl von Porträtzeichnungen und Karikaturen bekannt ist und geschätzt wird.

Zu Beginn des Rundgangs in der obersten Etage des Ephraimpalais erinnert ein aus silbernen Blättern bestehender Lorbeerkranz an die Verehrung, derer sich der Künstler erfreute. In den anderen Räumen wird Schadow als mal strenger, mal launiger Familienvater und Gastgeber lebendig, und es wird das geistige und ästhetische Umfeld des Meisters beleuchtet, der 1850 mit 86 Jahren starb. Die seit 1994 größte Schadow-Ausstellung macht ferner mit der von ihm vertretenen Kunstlehre und der Kunsttheorie bekannt und zeigt auch, welche Meinung der Meister über Eros, Liebe und Tod hatte und wie er zu Tanz, Theater und Tönen stand.

Ein einschneidendes Ereignis im Leben des Bildhauers, Grafikers und Akademiedirektors und seiner Zeitgenossen war die Niederlage Preußens im Krieg gegen Frankreich und der Einzug von Napoleon I. am 27. Oktober 1806 durch das Brandenburger Tor. Schadow musste zusehen, wie Beauftragte des französischen Kaisers die aus dünnem Kupferblech bestehende Quadriga von dem Säulenbau abnahmen und als Trophäe nach Paris verschleppten. Mit großer Genugtuung erlebte er, wie die Friedensgöttin Eirene mit ihren vier Pferden 1814 im Triumphzug nach der Niederlage und Entmachtung ihres Entführers nach Berlin zurück kehrte. Symbolisch haben die Ausstellungsgestalter das dramatische Geschehen durch einen liegenden Pferdekopf und dazu gehörige Zeitzeugnisse dokumentiert. Er blieb als einziges originales Stück von der Vierergruppe übrig. Schadow machte sich mit Karikaturen über den Kaiser und die französischen Besatzer lustig. Die treffsicher gezeichneten Blätter und weitere Grafiken sind in der Ausstellung ein besonderer Augenschmaus, ebenso Gemälde, die der Schadow besonders verbundene Maler Johannes Grützke speziell für die Ausstellung beigesteuert hat. Im dazu gehörigen Katalog (Preis: 12 Euro) kann man Wissenswertes über Johann Gottfried Schadow, sein Leben und sein Werk nachlesen, und man erfährt dann auch, warum man ihn liebte und wegen seines bärbeißigen Tons manchmal auch fürchtete. Begleitet wird die Ausstellung durch ein interessantes Vortragsprogramm, außerdem bietet die Stiftung Stadtmuseum immer am Sonntag um 15 Uhr öffentliche Führungen an.

INFO Die bis zum 29. Juni 2014 laufende Ausstellung „Unser Schadow“ ist Dienstag sowie Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr und am Mittwoch von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Eintritt 5, ermäßigt 3 Euro, Besucher unter 18 Jahren haben freien Eintritt. Weitere Informationen unter http://www.stadtmuseum.de.

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