Mielkes Welt - Neue Dauerausstellung bietet eine Fülle weitgehend unbekannter Dokumente zur Geschichte der Stasi



Im Original erhalten ist das Arbeitszimmer im Haus 1, von dem aus Minister Mielke sein Imperium leitete.



Erich Mielke gab sich volkstümlich, sportlich und trinkfreudig, doch er war ein knallharter, skrupelloser Machtmensch, vor dem sogar hohe Partei- und Staatsfunktionäre zitterten.


Die Gießkanne, ein Schlips, ein Beutel und andere Behälter dienten beim Fotografieren von so genannten feindlich-negativen Elementen als Tarnung.



Viele brisante Stasi-Dokumente entgingen vor 25 Jahren dank des Eingreifens von Bürgerrechtlern der Vernichtung im Reißwolf.



Uniformen, Waffen und andere Ausrüstungsstücke eines Stasi-Angehörigen finden in der Ausstellung große Aufmerksamkeit. (Fotos: Caspar)

Die neue Ausstellung „Staatssicherheit in der SED-Diktatur“ wurde am 15. Januar 2015 im Haus 1 des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) an der Normannen- und Ruschestraße im Berliner Bezirk Lichtenberg eröffnet. Anlass war der Sturm auf die Zentrale des DDR-Geheimdienstes vor 25 Jahren, bei dem aufgebrachte Bürger die Büros und andere Räume erstürmten und durchsetzten, dass die Vernichtung brisanter Dokumente unterbrochen wurde. Die Dokumentation zeigt, wie sich die „Krake Stasi“ über das ganze Land ausbreitete und nahezu alle Lebensbereiche seiner Bewohner nach dem Motto „Wir müssen alles wissen“ in Bild, Schrift und Ton erfasste. Gezeigt wird, wie es dem MfS gelang, Politik, Wirtschaft und Kultur im Westen zu unterwandern. Der jetzt mit neuen Bild- und Tonstationen ausgestattete und übersichtlicher als früher gestaltete Gedenk- und Lernort zeigt auf eindringliche Weise, wie die Stasi im Auftrag der alles beherrschenden Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED) die Menschen mit kalter Effizienz bespitzelte, inhaftierte und drangsalierte.

An Beispielen wird gezeigt, wie das von Erich Mielke in der zweiten Etage von Haus 1 geleitete Ministerium als feindlich-negative Elemente diffamierte Regimegegner und oppositionelle Gruppen unterwanderte. In den Vitrinen sind ausgeklügelte Abhör- und Beobachtungsapparaturen sowie solche zur Postkontrolle ausgestellt. Interne Dokumente schildern, wie im Interesse des Machterhalts der Staatspartei SED perfide Methoden zur Zermürbung und Manipulation, der Erpressung und auch der Korrumpierung eingesetzt wurden und was die Opfer erlitten haben. Große Aufmerksamkeit in der gut besuchten Ausstellung ziehen zum Teil winzige Apparate auf sich, mit denen Menschen gefilmt, fotografiert und abgehört wurden. In Vitrinen und an Monitoren kann man sich mit hoch geheimen Anweisungen und Lehrfilmen vertraut machen, mit denen Spitzelarbeit bis weit in familiäre und intime Bereiche hinein betrieben wurde. Der stand dafür ein ganzes Arsenal von technischen Mitteln von Nachschlüsseln bis zu gefälschten Papieren zur Verfügung. Die Ausstellung zeigt Beispiele für „Wanzen“ und Minikameras, mit denen Wohnungen und Arbeitsräume überwacht wurden. Mit einer solchen aus Frankreich importierten Kamera konnte man sogar um die Ecke blicken. Die Exponate sind ein kleiner Teil der Materialien, die vor 25 Jahren der Vernichtung durch das in der Agonie befindliche Ministerium entgingen. Ein damals eingesetzter Reißwolf zeigt, wie man 1989/90 brisante Dokumente zerschnipselte; eine wasserdichte Metallhülse erinnert daran, dass im „Ernstfall“ Mikrofilme mit kompromittierenden Schriftstücken und Bildern an geheimen Orten im Wasser versenkt werden sollten.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters erklärte bei der Eröffnung der in drei Etagen von Mielkes Amtssitz aufgebauten Dokumentation über Mielkes Welt, dass die SED und die Staatssicherheit als ihr verlängerter Arm jedes Infragestellen staatlicher Autorität im Keim zu ersticken versuchte und welcher Aufwand dabei getrieben wurde, ein Aufwand, der letztlich die DDR nicht zu retten vermochte. Die neue Dauerausstellung über die Stasi als Schild und Schwert der Partei wurde vom Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen gemeinsam mit dem Bürgerverein Antistalinistische Aktion gestaltet. Sie ist Montag bis Freitag von 10 bis 18 und am Wochenende von 12 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 6, ermäßigt 4,50 Euro. Weitere Informationen unter: www.bstu.de und www.stasimuseum.de.

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