Gutes belohnen und Böses bestrafen - Herzog Ernst der Fromme und seine glückliche Zeiten beschwörende Münzen



Mit dem Glaubenstaler von 1671 und weiteren Münzen ermahnte Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha seine Familie und seine Untertanen zu Gottesfurcht und Nächstenliebe. (Repro: Caspar)

Herzog Ernst I. der Fromme von Sachsen-Gotha, der von 1640 bis 1675 regierte, wird durch ein bronzenes Standbild auf dem Markt der thüringischen Residenz Gotha direkt vor dem Schloss Friedenstein geehrt. Dem Bildhauer Caspar Finkenberger standen für das Monument Porträts und Beschreibungen aus dem 17. Jahrhundert zur Verfügung, so dass er ihn sehr ähnlich darstellen konnte. Ernst I. gab seiner ab 1643 anstelle der 1567 zerstörten Burg Grimmenstein erbaute Residenz den Namen Friedenstein in der Hoffnung, dass die Verhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges bald zum Erfolg führen werden. Was der Herzog von Krieg und Frieden hielt, bringt der Schlussstein über dem Portal zum Ausdruck. Hier küssen sich die Symbolfiguren des Friedens und der Gerechtigkeit, und darüber kann man das Moto „Friede Ernehret, Vnftriede Verzehret“ lesen.

Ernst I. von Sachsen-Gotha war ein Mann, von dem man heute noch respektvoll spricht, während unzählige seiner Standesgenossen längst vergessen sind. Münzsammlern ist er ein guter Begriff, denn ließ in der von ihm errichteten Münzstätte Gotha zahlreiche Geldstücke prägen, deren Inschriften in deutscher und lateinischer Sprache seine theologischen, moralischen und politischen Grundsätze unterstreichen. Seine Mahnung, Gott zu loben, zu ehren und zu fürchten, sich um den Erhalt von Frieden und Wohlstand zu mühen, im menschlichen Miteinander Liebe, Treue und Ehrlichkeit walten zu lassen, kann man auf vielen Münzen nachlesen. Nicht nur auf Talern und Gulden, sondern auch auf kleinen Werten hat der Herzog seine frommen Ansichten vermerkt. In ihrem Übermaß an Worten und Mahnungen heben sich die Münzen aus der Periode Ernsts des Frommen von denen anderer Fürsten ab, die mit Porträts, Allegorien und Wappen prunken. Empfänger vieler Repräsentationsmünzen waren die eigene Familie und Beamtenschaft, aber auch auswärtige Potentaten, während kleine Friedenswunsch-Münzen und andere Werte an einfache Leute und auch Schüler gingen. Im Münzkabinett auf Schloss Friedenstein in Gotha können diese und weitere Prägungen von der Antike bis an die Gegenwart besichtigt werden. In seinem Buch „Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert“ (Weimar 1987) teilt Wolfgang Steguweit interessante Einzelheiten über die dort entstandenen Geldstücke mit.

Der Gothaer Herzog durfte davon ausgehen, dass seine Untertanen lesen konnten und verstanden, was er ihnen per Münzen anbefahl. Aus der ernestinischen Linie des sächsischen Herrscherhauses der Wettiner stammend, regierte Ernst I. sein Land mit Weisheit und Bedacht, tat sich aber auch als Bauherr und als Mäzen sowie als Buch- und Kunstsammler hervor. Sein Herzogtum entwickelte sich binnen weniger Jahrzehnte zu einem in Europa bewunderten Staatswesen. Seinen Untertanen bescherte der hochgebildete Herzog einen bescheidenen Wohlstand, und er sorgte für ein geordnetes Schulwesen. Die von ihm angeordneten Maßnahmen zur „christlichen Information und Unterrichtung der Erwachsenen und Unwissenden“ sollten Sitte, Moral und Wissensstand der Untertanen heben. Allerdings schoss der Herzog in seinem Eifer manchmal übers Ziel hinaus, denn er ließ seine Untertanen zu deren Ärger dahingehend ausspionieren, ob sie die landesväterlichen Anordnungen auch wirklich einhielten. Er richtete ein staatliches Medizinalwesen ein. Indem er nur noch akademisch gebildeten Ärzten eine Arbeitserlaubnis erteilte und sie anhielt, auch Kräuter zur Heilung der Kranken zu nutzen, unterband er den durch die Lande ziehenden Kurpfuschern das Handwerk.

Von seiner Berufung zum ersten Diener seines Staates hatte Ernst der Fromme eine hohe Meinung. In seinem Testament von 1654 beschrieb er den Anspruch an sich und sein Amt mit folgenden Worten: „Und bestehet des Fürstenamt nicht in groser Pomp und äußerlichen Anstalt, sondern vielmehr in ordentlicher Führung des Regiments und fleißiger gute Aufsicht, dass es im Land allenthalben, sowohl in geist- als weltlichen Sachen, richtig daher gehe, Gottes Ehre befördert, jedermann gleich und unparteyisch Recht ertheilet, Schutz geleistet, das Gute belohnet, das Böse bestrafet, und was sonsten versprochen, fürstlich gehalten werde“. Sofern es in seinen Kräften stand, hat sich Ernst der Fromme an diese Prämisse gehalten, und das sicherte ihm im Gedächtnis späterer Generationen einen guten Platz.

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