Triumph über die Schweden - Schlacht von Fehrbellin 1675 wurde durch Denkmäler und Siegestaler gefeiert



Der im Jahr 1800 errichtete Gedenkstein an der Straße zwischen Linum und Fehrbellin erinnert an die Schlacht im Jahr 1675.



Die Büste des siegreichen Kurfürsten Friedrich Wilhelm schmückt den Sockel des Aussichtsturms am Ende einer langen Allee.



Die geflügelte und vergoldete Viktoria grüßt von der Spitze des 1875 errichteten Denkmals.



Von Sammlern gesucht und teuer bezahlt werden die Fehrbelliner mit der Angabe LINUM 18. JUN. 1675. (Fotos: Caspar)

Wenn man vor hundert Jahren Schulkinder fragte, was sie mit dem Ortsnamen Fehrbellin verbinden, werden sie wie aus der Pistole geschossen geantwortet haben „Sieg des Großen Kurfürsten über die Schweden“. Heute wissen nur wenige etwas mit der Schlacht anzufangen, die am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin nördlich von Berlin tobte. Beteiligt waren das aus 5600 Dragonern bestehende Heer des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und die 11 000 Mann starken Truppen des schwedischen Königs Karls XI. Wider alle Erwartungen siegte nach wenigen Stunden die zahlenmäßig unterlegene Streitmacht des Kurfürsten beim Dorf Hakenberg unweit von Fehrbellin im heutigen Kreis Ostprignitz-Ruppin. Die Schweden zogen sich, mehr als 2000 Tote zurücklassend, zurück und verschanzten sich in der kleinen Landstadt Fehrbellin. Der brandenburgische Kurfürst soll ihre Beschießung mit der Begründung abgelehnt haben: „Ich bin nicht gekommen, mein Land zu verbrennen, sondern zu retten; es würde solches meine armen Untertanen antreffen; Gott wird doch helfen“. Er hatte Glück, denn die Schweden machten sich in aussichtsloser Lage aus dem Staub und hinterließen „verbrannte Erde“ und einen Teil ihrer Bagage. Bei einem späteren Zusammentreffen im fernen Ostpreußen soll allein der Name des Brandenburgers genügt haben, sie in die Flucht zu schlagen.

Zwei Denkmäler wurden zu Beginn und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei Hakenberg in der Nähe des Schlachtfeldes errichtet. Sie haben alle Stürme der Vergangenheit überstanden und wurden in den vergangenen Jahren restauriert. „Friedrich Wilhelm der Große kam sah und siegte den XVIII Juni MDCLXXV - Hier legten brave Brandenburger den Grund zu Preußens Größe“ ist auf dem Gedenkstein mit einer Urne obenauf aus der Zeit um 1800 zu lesen. Am Ende einer langen Allee erhebt sich ein Turm, der 1875 zur Zweihundertjahrfeier der Schlacht errichtet wurde. Er ist mit einer Büste des Großen Kurfürsten geschmückt und trägt auf der Spitze eine vergoldete Siegesgöttin. In der Form ähnelt der Turm der Siegessäule auf dem Großen Stern in Berlin, deren vergoldete Victoria auf der Spitze weithin sichtbar ist. Wer eine schmale Stiege mit über einhundert Stufen erklommen hat, kann vom Fehrbelliner Denkmalturm einen wunderbaren Blick auf die märkische Landschaft genießen.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich vor 340 Jahren die Kunde vom Sieg bei Fehrbellin durch Europa, bei dem der Ruf „In Staub mit allen Feinden Brandenburgs“ in Heinrich von Kleists Drama über den Prinzen von Homburg auf wundersame Weise Wirklichkeit geworden war. Der überragende Erfolg in der Schlacht begründete den Ruhm des Hohenzollernherrschers, den man alsbald den Großen Kurfürsten nannte. Schweden war als Machtfaktor zumindest in Norddeutschland ausgeschaltet, und das arme, noch vom Dreißigjährigen Krieg gezeichnete Kurbrandenburg begann, im Konzert der Völker und Staaten seinen Part zu spielen. Ein Vierteljahrhundert später setzte sich der Sohn des Siegers von Fehrbellin, Kurfürst Friedrich III., in Königsberg die Krone eines Königs „in“ Preußen aufs Haupt und nannte sich Friedrich I. Dessen Urenkel, König Friedrich II., der Große, bemerkte, Friedrich Wilhelm habe durch sein Genie das ersetzt, woran es ihm eigentlich mangelte – Truppen und geschickte Generale. „Er entwarf seine Pläne und führte sie auch aus, dachte als Feldherr und focht als gemeiner Soldat“. Diese Erkenntnis war für Friedrich II. wichtig, weil auch er mit relativ geringen Ressourcen in den Schlesischen Kriegen gegen eine Übermacht kämpfte und hoffte, er würde wie sein Urgroßvater Glück haben und als Sieger vom Schlachtfeld zurückkehren, was allerdings nicht immer geschah.

Der Sieg von Fehrbellin gab einen schönen Stoff für Legenden her. In der zeitgenössischen Publizistik und späteren Historiographie sowie auf Kupferstichen, Gemälden, Münzen und Medaillen wurden der Einsatz der Brandenburger und die Niederlage der Schweden ausgiebig gefeiert. Besonders angetan hatte es den Erzählern die Art und Weise, wie Friedrich Wilhelm von seinem Stallmeister Froben gerettet wurde. Dieser ritt in gefährlicher Situation vor seinem Herren und „fing“, wie Chronisten schrieben, die Kugeln auf, die eigentlich dem Kurfürsten galten. Ein schwedischer Überläufer hatte diesem verraten, dass Scharfschützen es auf das weiße Pferd und seinen kurfürstlichen Reiter abgesehen hatten. Friedrich Wilhelm und sein Stallmeister wechselten die Pferde, und so schoss ein Schwede auf den Stallmeister. Die dramatische Szene ist auf dem Sockel eines barocken Kurfürstendenkmals in Rathenow dargestellt. Friedrich Wilhelm bereitete Froben ein ehrendes Begräbnis im Berliner Dom

Die Schlacht von Fehrbellin wurde auf Siegestalern mit der Jahreszahl 1675 sowie Medaillen gefeiert. Von den Gedenkmünzen gibt es Varianten mit dem reitenden Kurfürsten, der sich vor der Schlachtenkulisse mit erhobenem Schwert dem Feind entgegen stürzt, sowie einer langen lateinischen Inschrift, die über den Sieg und seine Folgen berichtet. Andere Taler kombinieren den kurfürstlichen Reiter mit einer Friedensgöttin, die das kurbrandenburgische Zepterwappen sowie einen Lorbeerzweig und Palmenwedel in den Händen hält. Dass verschiedene Stempel geschnitten wurden, die sich in Details wie Stellung des Wappens, Haltung der Personen oder Interpunktion bei den Inschriften unterscheiden, deutet auf eine große Zahl dieser von Sammlern teuer bezahlten Gedenkstücke, mit denen der Kurfürst verkündete „Ein einziger Friede ist besser als zahlreiche Siege“ und sich als großer Triumphator und Kriegsheld in Szene setzte.

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