Fortuna auf der Kugel - Mit seinen Glückstädter Talern setzte sich der Dänenkönig Christian IV. ein numismatisches Denkmal





Fortuna rollt auf der Kugel und mit einem Segel in der Hand durch die Welt, dargestellt auf einem Glückstädter Taler von 1629.



Glückstadt ehrt vor der Kirche am Markt den Stadtgründer König Christian IV. von Dänemark. (Fotos: Caspar)

Die im 17. Jahrhundert unter dänischer Herrschaft im schleswig-holsteinischen Glückstadt geschlagenen Geldstücke sind im strengen Sinne keine deutschen Städtemünzen. Wir erwähnen sie dennoch, weil Glückstadt schon lange deutsch ist und die dort geschlagenen Münzen bemerkenswerte Zeugnisse feudaler Machtpolitik im frühen 17. Jahrhundert darstellen. Sie passen gut zu den mecklenburgischen Glücks- oder Fortunatalern aus den Jahren 1612 und 1613, die Herzog Adolph Friedrich von Mecklenburg-Schwerin in Gadebusch prägen ließ. Die antike Göttin Fortuna war „zuständig“ für alles, was mit Glück, Zufall und Schicksal zu tun hatte.

Der dänische König Christian IV. hatte 1617 Glückstadt am Ufer der Unterelbe gegründet, die Stadt mit weitgehenden Privilegien ausgestattet und mit starken Festungswerken geschützt. Glückstadt sollte mit der weitaus größeren und viel mächtigeren Hansestadt Hamburg konkurrieren. Mit diesem Plan erlitt der selbstbewusste und bauwütige Herrscher jedoch Schiffbruch. Glückstadt blieb klein und spielte nur als dänische Garnison und Verwaltungszentrum eine Rolle. Die nackte Fortuna auf der Kugel mit dem Segel in den Händen spielt auf den Namen der Festungsstadt im heutigen Bundesland Schleswig-Holstein an. „Dat schall glücken und dat mutt glücken, und denn schall se ok Glückstadt heten!“, soll der König auf plattdeutsch gerufen haben.

Mit dem Versprechen, er werde Religionsfreiheit gewähren, lockte Christian IV. Fremde in die neue Stadt. Nach damaligem Brauch stellte er ihnen kostenlose Baugrundstücke zur Verfügung und gewährte Steuerfreiheit. Aus Portugal vertriebene Juden sowie während des spanisch-niederländischen Krieges aus den Niederlanden geflohene Reformierte, aber auch Katholiken, Menonniten und andere Gruppen siedelten sich an. Bis heute ist die auf dem Reißbrett entworfene fürstliche Planstadt fast wie noch zur Gründungszeit erhalten, vom Schloss abgesehen, das bereits nach 1708 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste.

Speziell für Glückstadt und seine Bewohner wurden große und kleine Silbermünzen sowie solche aus Gold geschlagen. Mit ihnen setzten sich Christian IV. und seine Nachfolger ein bemerkenswertes numismatisches Denkmal. Die Existenz von zahlreichen Stempelvarianten lässt auf eine rege Prägetätigkeit schließen. Alle diese Münzen kommen im Handel selten vor, und sollten einmal die besonders raren Glückstädter Dukaten angeboten werden, sind ihnen hohe Liebhaberpreise sicher. Dass zeitweilig umfangreich gemünzt wurde, mögen die von dem Sammler Christian Lange in einem dickleibigen Katalog von 1908 bis 1912 mitgeteilten Zahlen verdeutlichen. So wurden 1694 in Glückstadt für 70 000 Reichstaler dänische Kronen und für 300 000 Reichstaler Acht-Schilling-Stücke hergestellt. Zu diesen Silberstücken kommen Achteltaler, Sechzehnteltaler (Düttchen), Acht-Schilling-Stücke und weitere Werte. Nicht alle sind mit der Fortuna geschmückt, manche zeigen nur das Bildnis des Königs und eine Wertangabe. Aus der Reihe fallen die so genannten Wächterdukaten von 1674 und 1682 mit drei Kronen beziehungsweise der stehenden Fortuna sowie die undatierten Wächterspeziestaler. Die ins Deutsche übertragene lateinische Randschrift „Wenn andere wachen gebühret erst sich für mich auch zu wachen“ verschafften beiden Nominalen ihren Namen.

In Glückstadt hat man 1718 den Münzhammer aus der Hand gelegt, und die königlich-dänische Geldfabrik siedelte nach Rendsburg um. Die letzten Nachrichten aus der Glückstädter Münzgeschichte stammen aus dem Jahr 1731, als ein gewisser Jacob Abraham die kostengünstige Fertigung von Münzen anbot, damit aber keinen Erfolg hatte. Die Geschichte war bereits über die Glückstädter Münze hinweggegangen.

Wie die mecklenburgischen und Glückstädter Fortuna-Münzen sind auch die etwa zeitgleich geprägten braunschweigischen Schautaler mit der Fortuna auf der Kugel große numismatische Raritäten. Statt eines Fürstenporträts erkennt man dort auf der Kehrseite in vier Bildern, womit die Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen, nämlich mit der Jagd, dem Fischen, dem Ackerbau und dem Bergbau. Dazu passt die ins Kreuz gestellte Inschrift „Die Menschen in der Weldt / Trachten also nach Geldt“. Das Fortuna-Motiv wurde auf braunschweigischen Münzen gelegentlich variiert. So ist auf schwergewichtigen Ausbeutetalern der Erzgrube Lautenthals Glück aus dem späten 17. Jahrhundert die Glücksgöttin auf einer am Boden kriechenden Schnecke dargestellt. Dass es sich bei der Lautenspielerin um die Personifikation der Fortuna handelt, erkennt man an dem Segel, das an dem Instrument befestigt ist. Bei der Bewertung all dieser Silberstücke muss bedacht werden, dass die Auflagen nie groß waren und viele Stücke in Kriegs-, Krisen und Notzeiten eingeschmolzen wurden.

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