Karlsruhe wird 300 Jahre alt - Badische Residenzstadt blickt auf eine ruhmreiche Geschichte zurück und zeichnet ihre Münzen mit dem G



Die klassizistische Fassade der Karlsruher Münzanstalt, eine Auswahl der dort geprägten Geldstücken sowie der Grundriss sind auf den Silbermedaillen abgebildet. (Foto: Caspar)

Wenn in diesem Jahr in Karlsruhe besonders viel vom Markgrafen Karl Wilhelm gesprochen wird, dann hat das einen guten Grund. Er verfügte am 17. Juni 1715, vor nunmehr 300 Jahren, die Anlage einer neuen Stadt, die nach ihm Carols Ruhe oder Karlsruhe heißen sollte. Die zweitgrößte Stadt von Baden-Württemberg feiert daher in diesem Jahr ein großes Jubiläum mit Ausstellungen über den markgräflichen Gründer und andere Themen sowie mit Tagungen und Publikationen, und sie tut das mit einigem Stolz, denn Karlsruhe steht für Toleranz, Kunst, Geschichte und Fortschritt. Ein Traum soll Karl Wilhelm von Baden-Durlach auf die Idee gebracht haben, in waldreicher Gegend eine so genannte Planstadt zu gründen. Wie die Strahlen der Sonne sollten vom Residenzschloss alle Straßen fortlaufen; zum Sitz des Markgrafen lief alles hin. Für solche Anlagen gab es Vorbilder, allen voran Versailles, die Residenz des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV., der vor 300 Jahren starb.

Nach der Grundsteinlegung für das Schloss dauerte es mehr als ein Jahrhundert, bis Karlsruhe eine eigene Münzstätte bekam. Zuvor hatten die badischen Markgrafen (bis 1803), Kurfürsten (1803 bis 1806) und Großherzöge (ab 1806) ihre Münzen und Medaillen in Durlach, Mannheim und an anderen Orten herstellen lassen. Nach längerer Vorbereitungszeit eröffnete Großherzog Carl Leopold Friedrich von Baden 1827 nicht weit vom Karlsruher Schloss eine neue, leistungsfähige Münzstätte und würdigte das Ereignis auch auf Medaillen mit der Ansicht des klassizistischen Münzgebäudes.

Wie das Königreich Württemberg beteiligte sich auch das benachbarte Großherzogtum Baden im frühen 19. Jahrhundert an der Reformierung des deutschen Münzwesens und trat 1837 dem süddeutschen Münzverein bei. Der großherzoglichen Regierung war viel daran gelegen, in der Karlsruher Münze neueste Technik und Produktionsmethoden einzuführen. Deshalb wurde der Graveur und Münzrat Ludwig Kachel nach Berlin, München, Dresden und Wien geschickt, um sich dort in den Münzstätten umzuschauen und deren technisches Know-how mit Blick auf eine mögliche Übernahme in Karlsruhe zu studieren.

Nach der deutschen Reichsgründung von 1871 erhielt die badische Landesmünzanstalt den Buchstaben G, den sie bis heute führt. Wie in den anderen deutschen Münzstätten, so war auch Karlsruhe in reichem Maße an der Herstellung von Reichsmünzen beteiligt. Die ersten Karlsruher Prägungen dieser Art sind Goldstücke zu zehn und 20 Mark aus dem Jahr 1872, die ersten Silberstücke zu fünf und zwei Mark wurden 1874 und 1876 hergestellt, während die ersten Karlsruher Reichspfennige aus den Jahren 1873 und 1874 stammen. Zu den frühesten kaiserzeitlichen Gedenkmünzen gehören die Karlsruher Zwei- und Fünf-Mark-Stücke zum fünfzigjährigen Regierungsjubiläum von Großherzog Friedrich aus dem Jahr 1902. Nach der Zulassung von Drei-Mark-Stücken kamen 1908 diese Silbermünzen mit dem Kopf von Großherzog Friedrich II. heraus. Bei dieser Gelegenheit hat man den bis dahin auf Münzen und Medaillen falsch geschriebenen Titel GROSHERZOG in GROSSHERZOG verbessert.

Die Karlsruher Münzstätte ist die einzige staatliche Prägeanstalt in Deutschland, die noch heute in ihrem ursprünglichen Domizil tätig ist. Die anderen vier Geldfabriken - Berlin (Münzzeichen A), München (D), Stuttgart (F) und Hamburg (J) - sind heute in Neubauten tätig. Von dem Architekten Friedrich Weinbrenner entworfen, wurde die klassizistische Münzanstalt, in deren dreieckigem Giebel das gekrönte Monogramm L von Großherzog Ludwig prangt, Mitte der 1970-er Jahre inwendig modernisiert. In Abstimmung mit der Denkmalpflege hat man die historische Raumstruktur den Erfordernissen eines modernen Münzbetriebs angepasst. Außerdem hat man wegen strenger Umweltauflagen die Schmelze und Beize abgeschafft. Die Münzronden werden seither von der Metallindustrie bezogen. Auch die anderen Münzanstalten stellen ihre Rohlinge nicht mehr selber her, sondern bekommen sie von Zulieferbetrieben. Durch spezielle Einrichtungen ist es möglich, in gesonderten Räumen unter leichtem Überdruck und völlig staubfreien Bedingungen die begehrten Spiegelglanzmünzen herzustellen. Der in den 1970-er Jahren in den Hof des Münzgebäudes eingebaute Tresor kann eine ganze Jahresproduktion aufnehmen.

1998 erfolgt der Zusammenschluss der Geldfabriken in Stuttgart und Karlsruhe zu den Staatlichen Münzen Baden-Württemberg, dem nunmehr größten Münzprägebetrieb in Deutschland. Kurz darauf lief in allen deutschen Münzstätten die Produktion der neuen Euro-Münzen an. Aus eher bescheidenen Handwerksbetrieben der württembergischen Herzöge und badischen Markgrafen hat sich ein erfolgreicher moderner Industriebetrieb entwickelt, der sich auch durch die Herstellung von Medaillen zu zahlreichen Jubiläen und anderen Anlässen einen Namen macht.

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