Streit um die Reichsinsignien - Neues Buch über Nürnberger Medaillen und Schaumünzen



Stolz zeigte Nürnberg die in der Stadt an der Pegnitz aufbewahrten kaiserlichen Kroninsignien auf einer um 1720 geschaffenen Medaille.



Die öffentliche Präsentation eines aus Bengalen stammenden Nashorns in Nürnberg war 1748 die Prägung einer Medaille wert. (Repros: Caspar)

Die Reichsstadt Nürnberg hat sich in ihrer langen Geschichte ähnlich wie Augsburg, Frankfurt am Main oder Hamburg durch eine große Zahl hervorragend gestalteter Medaillen hervorgetan. Akribisch und mit großer Kunstfertigkeit wurden Krönungen und Huldigungen sowie kaiserliche Besuche und andere Haupt- uns Staatsaktionen auf Medaillen und auch auf Gedenkmünzen dokumentiert. Außerdem wurden öffentliche und private Jubiläen, die Errichtung von Gebäuden und Brücken, aber auch Friedens- und Schützenfeste und weitere wichtige Ereignisse durch geprägtes Metall gefeiert. Wer es sich leisten konnte, oder wem die Stadt zu Dank verpflichtet war, feierte sich und seine Verdienste um die Kommune und ihre Bewohner durch aufwändig gestaltete Medaillen. Wie Dieter Fischer und Hermann Maué in ihrem für Museen und Sammler, aber auch für allgemein an der Stadt- und Regionalgeschichte bestimmten Buch „Medaillen und Schaumünzen auf Ereignisse in der Reichsstadt Nürnberg 1521-1806“ feststellen, wollte Nürnberg mit der „Metallenen Chronik“ seine herausragende Stellung im römisch-deutschen Reich weithin und dauerhaft unterstreichen. Das Buch wurde 2014 vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Nürnberg 2014, hat 309 Seiten und zahlreiche Abbildungen und kostet 38,50 Euro (ISBN 978-3-936688-79-5).

Die von hervorragenden Stempelschneidern geschaffenen Medaillen bekunden die Standhaftigkeit der 1525 zur Lutherschen Reformation übergetretenen Reichsstadt in Glaubensfragen, aber auch ihre wirtschaftliche Prosperität und kulturelle Ausstrahlung und Anziehungskraft. Die Serie beginnt bei der berühmten Dedikationsmedaille an Kaiser Karl V. nach einem Entwurf von Albrecht Dürer, und sie endet mit einer Medaille von 1806 anlässlich der Inbesitznahme der alten Reichsstadt durch König Maximilian Joseph von Bayern. Indem darauf der bayerische Löwe seine Pranke auf das Nürnberger Stadtwappen legt, wird gezeigt, wer Herr im Haus ist. Ob die Inschrift GESCHÜTZT UND GLÜCKLICH wirklich die Stimmung der Nürnberger wiedergibt, bleibt dahin gestellt, denn die Reichsstadt verlor ihre exklusive Stellung und fiel auf den Stand einer gewöhnlichen bayerischen Landstadt zurück.

Was auf den Medaillen abgebildet wird, geht aus den detaillierten Beschreibungen der beiden Verfasser zu jedem Stück hervor, und dankenswerterweise werden die meist lateinischen Inschriften im Text und dann noch einmal nach dem Alphabet im Anhang ins Deutsche übersetzt. Das reich illustrierte Buch folgt einem von Herbert Justin Erlanger verfassten Katalog Nürnberger Medaillen von 1806 bis 1984, der bereits 1985 erschien. Wie die Münzen stellen auch die Nürnberger Medaillen ein hochspannendes und lehrreiches Sammelgebiet dar, für das der Münzhandel interessante Angebote bereit hält. Es wird nun durch das wichtige Zitierwerk von Dieter Fischer und Hermann Maué mustergültig erschlossen.

Nürnberg war stolz darauf, dass in seinen Mauern Reichstage abgehalten und lange Zeit die Reichskleinodien aufbewahrt wurden, also die Kaiserkrone, der Reichsapfel, das Zepter und weiteren Insignien, die das Reichsoberhaupt bei seiner Krönung trug. Die Autoren stellen große und kleine Medaillen aus der Zeit um 1720 vor und schildern, dass es vor über 200 Jahren zwischen Nürnberg und Aachen einen bizarren Streit um die Verwahrung der Reichskleinodien gab. Mit dem Hinweis, Nürnberg sei keine Reichsstadt mehr, wies die österreichische Regierung die Bitte um die Rückführung der inzwischen nach Wien verbrachten Preziosen zurück. Bis zur Einverleibung der Republik Österreich in das Deutsche Reich 1938 wurden sie in Wien gezeigt. Hitler verfügte, dass sie nach Nürnberg, die man damals Stadt der Reichsparteitage nannte und Namensgeber der antijüdischen Nürnberger Gesetze war, gebracht und in der Katharinenkirche ausgestellt wurden. Die Reichskleinodien überstanden in einem Kunstdepot den Zweiten Weltkrieg und kehrten danach dauerhaft in die Schatzkammer der Wiener Hofburg zurück. Wie Fischer und Maué schreiben, wurden die Medaillen auf die Verwahrung der Reichskleinodien vom Rat zu Nürnberg großzügig und über einen langen Zeitraum verschenkt, wohl um den Anspruch der Reichsstadt auf die Verwahrung dieser reichsgeschichtlich so wichtigen Preziosen zu untermauern.

Um Missbrauch der zum Prägen der Medaillen verwendeten Spindelpressen zu unterbinden und zu verhindern, dass auf ihnen Falschgeld hergestellt wird, erließ der Rat zu Nürnberg 1686 strenge Regeln, ist im Einleitungsteil des Buches zu lesen. So durften auf den Geräten mit den langen Schwungarmen keine Münzen für den normalen Geldverkehr, sondern nur Medaillen hergestellt werden. Außerdem mussten die Medailleure das Metall von der hiesigen Münze beziehen, und die Stempel durften nur von Nürnberger Graveuren und auf keinen Fall außerhalb der Stadt geschnitten werden. Schließlich war die Benutzung der Pressen auf wenige Personen beschränkt.

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