Symbol der Einheit und Freiheit - Frankfurter Paulskirche wird auf neuer Zwei-Euro-Münze dargestellt



Die neue Zwei-Euro-Münze „Hessen 2015“ wurde von dem Berliner Designer Heinz Hoyer geschaffen.



Die Medaille von 1848 verbindet das Bildnis des von der Nationalversammlung zum Reichsverweser gewählten Erzherzog Johann von Österreich mit der Ansicht der Frankfurter Paulskirche. (Foto/Repro: Caspar)

Kaum ein Bauwerk ist so verflochten mit der neueren deutschen Geschichte, mit dem Streben nach Mitbestimmung und Demokratie wie die Paulskirche in Frankfurt am Main. Sie erscheint auf einer neuen Zwei-Euro-Münze, mit der sich 2015 das Bundesland Hessen vorstellt. Der Berliner Münzdesigner Heinz Hoyer hat es sehr gut verstanden, das Gotteshaus auf der Bimetallmünze im Kranz der Europasterne zu platzieren. Die Paulskirche war in den Revolutionsjahren 1848/49 Tagungsort der Deutschen Nationalversammlung, hier wurden große Reden für die deutsche Einheit und die Verwirklichung der Menschenrechte gehalten, und auch heute ist das in eine Tagungsstätte umgewandelte Gotteshaus Ort repräsentativer Veranstaltungen wie der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels und von Ehrenbürgerschaften oder von Reden bedeutender Politiker. Zahlreiche Gedenktafeln und Denkmäler an und neben der Paulskirche erinnern an Ereignisse und Gestalten auf dem langen, steinigen Weg zur Erlangung demokratischer Verhältnisse in Deutschland.

Die Frankfurter Paulskirche wurde seit 1789 anstelle der baufälligen Barfüßerkirche nach Plänen von Andreas Liebhardt als evangelisch-lutherische Hauptkirche der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main in dem regionaltypischen Rotsandstein erbaut und 1833, nach mehreren Unterbrechungen, vom Stadtbaumeister Johann Friedrich Christian Hess in klassizistischem Stil vollendet. Dem runden Kuppelbau ist ein hoher Turm angefügt. Links und rechts des tempelartigen Eingangs hat die Stadt Frankfurt 1898 anlässlich des 50. Jahrestags der Eröffnung der Deutschen Nationalversammlung Gedenktafeln anbringen lassen, die die geschichtliche Rolle des ersten frei gewählten deutschen Parlaments bei der Herstellung der deutschen Einheit und demokratischer Verhältnisse würdigen. In der Mainmetropole konnte die Volksvertretung vor politischen und militärischen Eingriffen jener Feudalmächte sicher sein, denen das Parlament gegen den Strich ging und die sich von ihm nicht das kleinste Stückchen Macht nehmen lassen wollten. Da es in Frankfurt keinen anderen geeigneten Tagungsort gab, zog die Nationalversammlung am 18. Mai 1848, drei Monate nach der Märzrevolution, in die Paulskirche ein. Bereits im Dezember wurden die „Grundrechte des Deutschen Volkes“ verabschiedet, die in die Reichsverfassung vom 28. März 1849 einflossen. Die dort niedergelegten Prinzipien fanden nach der Novemberrevolution von 1918 und der Abschaffung der Monarchie Aufnahme in die Weimarer Verfassung und sind auch in unserem Grundgesetz präsent.

So fortschrittlich und zukunftsorientiert die so genannte Paulskirchen-Verfassung war, gemessen an den damaligen Verhältnissen, so wenig ließ sie sich verwirklichen. Die Kräfte der Reaktion waren zu stark, um ihr im damaligen Deutschen Bund Geltung zu verschaffen. Unter den gegebenen Umständen hatte die hauptsächlich aus Professoren, Juristen, höheren Beamten und nur ganz wenig aus Handwerkern und Arbeitern bestehende Nationalversammlung nicht lange Bestand. Nach einjähriger Arbeit tagte sie zum letzten Mal am 30. Mai 1849 in der Paulskirche und löste sich später ganz auf. Der Versuch des Parlaments, dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. die Würde eines deutschen Kaisers anzutragen, wurde von diesem brüsk abgelehnt. Er sah in der Krone einen „Reif von Dreck und Letten“ und meinte, nur die deutschen Fürsten könnten ihn, wenn überhaupt, auf den Schild heben und zum Oberhaupt des Reiches machen. Anders als es die Nationalversammlung wollte, geschah dies am 18. Januar 1871, als König Wilhelm I. von den in Versailles versammelten Fürsten zum Deutschen Kaiser ausgerufen wurde.

Die auch auf Medaillen von 1848 und danach abgebildete Paulskirche stand nach dem Ende der Nationalversammlung drei Jahre leer und nahm 1851 wieder den Gottesdienst auf. Im April 1944 durch Fliegerbomben schwer getroffen und bis auf die Umfassungsmauern ausgebrannt, wurde sie unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, als Frankfurt noch in Trümmern lag, aufgebaut und bereits am 18. Mai 1948 zur Hundertjahrfeier der Deutschen Nationalversammlung eröffnet – außen originalgetreu rekonstruiert, innen mit neuer künstlerischer Ausstattung. Mit dem Wiederaufbau wurde die Paulskirche in eine Gedenk- und Tagungsstätte umgewidmet.

Wenn man im Uhrzeigersinn um die Paulskirche geht, dann sieht man Bronzetafeln zum Gedenken an den ersten Präsidenten der Nationalversammlung Heinrich von Gagern und Carl Schurz, den Streiter für Freiheit und Menschenwürde, wie es auf der Tafel heißt. Eine 1964 aufgestellte und von Hans Wimmer geschaffene Steinfigur eines sich gegen Gewalt und Tod aufbäumenden Mannes ist, verbunden mit den Namen von 53 Konzentrations- und Vernichtungslagern, den Opfern des nationalsozialistischen Terrorregimes gewidmet. Es schließt sich eine von der Stadt Graz gestiftete Büste des österreichischen Erzherzogs Johann an, der als Reichsverweser in den Revolutionsjahren eine große Rolle spielte.

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"