Regensburg ganz in Gold - Die für 2016 geplante Hundert-Euro-Münze bildet die alte Reichsstadt aus der Vogelperspektive ab



Der von Friedrich Brenner geschaffene Entwurf gestattet einen Blick auf die Regensburger Altstadt und den Ortsteil Stadtamhof sowie die Steinerne Brücke.



Auf dem Konventionstaler von 1793 mit dem Bildnis von Kaiser Leopold II. erkennt man das Panorama der Reichsstadt Regensburg und die Steinerne Brücke. (Fotos BADV/Caspar)

In Regensburg wurden seit dem 9. Jahrhundert Münzen mit unterschiedlicher Intensität geprägt, und die Stadt konnte ihr Münzrecht bis zum Verlust ihrer Reichsfreiheit im Jahr 1803 bewahren. Der letzte Taler trägt die Jahreszahl 1802; hingegen stammen die letzten Münzen der Bischöfe von Regensburg aus dem Jahr 1809. Die numismatische Hinterlassenschaften der Stadt und des Bistums stellen ein interessantes Sammelgebiet dar, für das der Handel interessante Angebote bereithält. Das Spektrum der Regensburger Prägungen reicht von kupfernem Alltagsgeld bis zu goldenen Repräsentationsgeprägen, mit denen sich die Reichsstadt ein numismatisches Denkmal setzte, ihre Beziehungen zur kaiserlichen Zentralgewalt in Wien und ihren besonderen Rang als Gastgeber des Immerwährenden Reichstags betonte. Die Gold-, Silber und Kupfermünzen unterschiedlicher Größe sind gut erforscht und katalogisiert. 1779 brachte der Stadtsyndikus und Stadtschreiber Georg Gottlob Plato sein „Regensburgisches Münz-Kabinet“ heraus, das lückenhaft ist, keine Nachrichten über die Münz- und Geldgeschichte enthält und nur noch als Dokument spätbarocker Sammelleidenschaft taugt. 1978 und 1989 wurden die Münzen der Stadt und des Bistums von Egon Beckenbauer beziehungsweise von Hubert Emmerig und Otto Kozinowski umfassend publiziert.

Im kommenden Jahr erscheint in der Serie der goldenen Hundert-Euro-Münzen mit Motiven aus Städten und Regionen in Deutschland, die auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes stehen, eine Ausgabe, die sich der alten Reichsstadt Regensburg widmet. Die Jury hat einen Entwurf von Friedrich Brenner mit dem ersten Preis ausgezeichnet, „der die über 2000-jährige faszinierende Geschichte mit der Modernität der Jetztzeit zeigt“, so die Begründung. Dargestellt ist die an der Donau gelegene Stadt in der Vogelperspektive. Dicht an dicht drängen sich die aus Regensburg Glanzzeiten stammenden Häuser, Kirchen, Tore und andere Baulichkeiten. Die Umschrift erwähnt nicht nur die Regensburger Altstadt, sondern auch den Ortsteil Stadtamhof, der 1050 erstmals urkundlich erwähnt wurde und lange unter der Oberhoheit der Wittelsbacher stand. Da „Stat am Hoff“, wie man damals sagte, eine strategisch wichtige Lage an der auf vielen Kupferstichen, aber auch auf Münzen und Medaillen dargestellten Steinernen Brücke hat, versuchte die Reichsstadt Regensburg, sich diese strategisch wichtige Ortschaft einzuverleiben, was dann im ausgehenden Mittelalter auch gelang. Der mit dem zweiten Preis ausgezeichnete Erntwurf von Heinz Hoyer schildert nach einem Kupferstich aus dem Jahr 1657 von Matthäus Merian, wie die von der aufgehenden Sonne beschienene Reichs- und Domstadt ausgesehen hat. Auch dieses Modell wäre die Ausprägung wert gewesen.

Regensburg ist eine der ältesten Städte in Deutschland. Ihre Ursprünge reichen bis in die Römerzeit zurück, wie archäologische Ausgrabungen zeigen. Der lateinische Name Ratisbona kommt auf unzähligen Geprägen vor, verbunden mit dem aus zwei gekreuzten Schlüsseln gebildeten Stadtwappen. Die Schlüssel sind das Attribut des Apostel Petrus, der in Regensburg als Stadtheiliger verehrt wurde und wird. Seit 2006 steht die mit zahlreichen Bau- und Kunstdenkmalen gesegnete Dom- und Universitätsstadt auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Obwohl sie 1542 protestantisch wurde, residierte hier immer ein katholischer Bischof. Durch Fernhandel bis nach Paris, Venedig, Kiew und in andere Himmelsrichtungen reich geworden, erlebte die Stadt zunächst im Mittelalter eine wirtschaftliche Blüte und stieg zu einer der wohlhabensten und einwohnerstärksten Städte im Römisch-deutschen Reich auf. Zu sehen ist dies an bedeutenden romanischen und gotischen Kirchen sowie repräsentativen Bauten der Stadtverwaltung und der Bürger. Ein wichtiges Dokument für die Prosperität der Reichsstadt ist die auch auf Münzen und Medaillen abgebildete Steinerne Brücke, die zwischen 1135 bis 1146 errichtet wurde und ein bemerkenswertes Denkmal mittelalterlicher Baukunst darstellt.

Im frühen 16. Jahrhundert erlebte die Regensburg eine Phase des wirtschaftlichen Niedergangs und innerer Unruhen, die Kaiser Maximilian I. veranlassten, mit militärischer Gewalt wieder Ordnung zu schaffen und der Stadt eine Regimentsordnung aufzunötigen, die im Großen und Ganzen bis zum Verlust der Autonomie im Jahr 1802 in Kraft blieb. Die römisch-deutsche Herrlichkeit der Stadt, in deren Mauern der Immerwährende Reichstag zusammenkam, fand im Sommer 1806 ein Ende. Drei Jahre später wurde Regensburg im Krieg Frankreichs gegen Österreich und England von den Franzosen beschossen, belagert und besetzt. Danach fielen die Stadt, die Fürstabtei Sankt Emmeran und weitere Herrschaften an Bayern.

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"