Wiedergeburt als Humboldtforum - Christian Wermuth zeigt auf Medaille von 1704 Idealansicht des Berliner Schlosses



Christian Wermuth orientierte sich bei seiner 1704 geschaffenen Schlossmedaille an einer älteren Idealansicht.



Das aktuell im Bau befindliche Humboldtforum soll 2019 eröffnet werden und Berliner Museumsschätze aufnehmen. (Repro/Foto: Caspar)

Der Zug in Richtung Wiederaufbau des Berliner Schlosses ist nicht mehr anzuhalten, 2019 soll der Hohenzollernbau als Humboldtforum seine Besucher empfangen. Hier wollen die Staatlichen Museen zu Berlin ihre bisher noch in Dahlem befindlichen Sammlungen außereuropäischer Kulturen und die Humboldt-Universität Exponate ihrer wissenschaftlichen Sammlungen präsentieren. Eine berühmte Medaille von Raimund Faltz aus dem Jahr 1700 mit der Darstellung von Berlin und Cölln sowie der kurfürstlichen Neugründungen Friedrichstadt und Dorotheenstadt zeigt ganz in der Mitte den Standort des Schlosses auf einer von den Spree umspülten Insel. Eine weitere Faltz-Medaille von 1692 bildet die mit zahlreichen Skulpturen geschmückte Schlossbrücke und den Hohenzollernsitz noch als Renaissancepalast ab. Da der auf der Medaille porträtierte Kurfürst Friedrich III. nach der preußischen Königskrone strebte und in einer großartigen Hauptstadt zu residierenden wünschte, ließ er sein Schloss großartig und repräsentativ erweitern und verschönern.

An dem landesherrlichen Sitz wurde bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein gebaut, erst im Stil der Gotik, dann im späten 16. Jahrhundert in den Formen der Renaissance sowie des Barock und Neubarock. Große Architekten, Bildhauer und andere Künstler wie Andreas Schlüter, Martin Grünberg, Eosander von Göthe, Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, Johann Gottfried Schadow, Karl Friedrich Schinkel, August Stüler und Ernst von Ihne haben maßgeblich an der Gestaltung des Schlosses außen und innen mitgewirkt, haben aus ihm berühmtes und vielfach gepriesenes Gesamtkunstwerk gemacht. In königlicher Zeit ab 1701 wurde es in einen riesigen Palast verwandelt, der zu den bedeutendsten Schöpfungen barocker Schlossbaukunst gehörte. Nur in Ausnahmefällen residierten die Hohenzollern im Berliner Schloss, sie bevorzugten andere Paläste vor allem in Potsdam. Lediglich bei besonderen Staatsakten bot es die prächtige Kulisse für monarchische Selbstdarstellung. Kaiser Wilhelm II. ließ vor und nach 1900 das Hohenzollernschloss prächtig ausgestalten. Auf dem III. Parteitag der SED kündigte der damalige Parteichef Walter Ulbricht im Sommer 1950 den Abriss des im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer stark beschädigten, nach Meinung von Experten aber aufbaufähigen Schlosses an. Er tat dies gegen vielfältige Proteste in der DDR, aber auch in der Bundesrepublik Deutschland und im Ausland. In den 1970-er Jahren wurden auf dem Schlossplatz der Palast der Republik erbaut, der in den 1990-er Jahren wegen Asbestbelastung abgetragen wurde. An seiner Stelle entsteht jetzt das Schloss als Humboldtforum.

Als 1704 der Gothaer Stempelschneider Christian Wermuth eine Medaille mit dem Brustbild Friedrichs I. und einer Idealansicht des Schlosses schuf, stand ihm nur ein Stich aus dem Jahr 1698 zur Verfügung. Vieles von dem, was seinerzeit geplant war und in Angriff genommen wurde, ist nach dem Thronwechsel von 1713 aus Kostengründen nicht verwirklicht worden. Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., der Sohn und Nachfolger Friedrichs I., setzte andere Schwerpunkte, baute seine Armee aus und verordnete seinem Land ein strenges Sparregime. In Potsdam, Königs Wusterhausen und an anderen Orten lebend, ließ er am Berliner Schloss einige noch ausstehende Arbeiten vollenden und strich die großartigen Pläne von Schlüter und weiteren Baumeistern zusammen. Darunter befinden sich der auf der Medaille von 1704 angedeutete Turm über dem Haupteingang sowie die barocken Figuren, die in der Dachzone aufgestellt werden sollten. Zwar hat Karl Friedrich Schinkel über einhundert Jahre später angeregt, als Reverenz gegenüber Schlüter dem Schloss nachträglich seinen üppigen Dachschmuck zu geben, doch wurde dieser Vorschlag aus Kostengründen nicht verwirklicht. Hingegen hat sich König Friedrich Wilhelm IV. des unvollendeten Schlossturms angenommen. In seinem Auftrag setzte der Architekt Friedrich August Stüler einen riesigen Kuppelturm auf das Schloss. Weithin sichtbar thront er genau an der Stelle, die schon auf der Faltz-Medaille von 1704 und dem Stich von 1698 hervorgehoben wird.

Eine zur Zweihundertjahrfeier der Königlichen Akademie der Künste im Jahr 1896 von Otto Schulz geschaffene Medaille zeigt das Doppelbildnis Friedrichs I. und Kaiser Wilhelms II. und auf der Rückseite eine sitzende Muse mit Palmenzweig und Palette in den Händen, im Hintergrund ist das Schloss mit der die Stadt dominierenden Kuppel zu erkennen. Medaillen von 1906 zur Silberhochzeit des Kaiserpaars und 1908 anlässlich des Besuchs des Kaiserpaars beim Verein für die Geschichte Berlins zeigen ebenfalls das Schloss. Diese und weitere Medaillen sind in dem Buch von Martin Heidemann „Medaillenkunst in Deutschland von 1895 bis 1914. Hrsg. von der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst in Verbindung mit den Staatlichen Museen zu Berlin Münzkabinett“ (Berlin 1998) erfasst.

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