Nofretete ist der Star -
Gipsformerei stellt seit fast 200 Jahren originalgetreue Repliken alter Kunstwerke her



In der Malerwerkstatt erhalten die Repliken der Nofretete ihre endgültige Fassung. Werkstattleiter Thomas Schelper schildert die Arbeitsabläufe.



Nach dem Gipsabguss konnte das vor dem Charlottenburger Schloss stehende Bronzedenkmal Friedrichs des Großen neu geschaffen werden.



Figuren aus dem ehemaligen Berliner Schloss existieren in der Gipsformerei als Repliken. Nach ihnen könnten Teile der ehemaligen Innenausstattung im neu erbauten Humboldt-Forum gezeigt werden.



In Regalen sind die Formen eingelagert. Da sie nummeriert sind, kann man sie schnell finden und für Neugüsse verwenden. (Fotos: Caspar)

Seit fast 200 Jahren stellt die Gipsformerei der Staatlichen Museen hochwertige Kunstrepliken her. Von Zeit zu Zeit finden Führungen durch die Werkstätten statt. Die ältesten Formen für die Nachbildungen von Reliefs, Büsten und vollplastischen Figuren stammen noch aus der Zeit des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., der 1819 das von dem Bildhauer Christian Daniel Rauch geleitete Institut gründete. Das traditionsreiche Haus ist die weltweit größte Kunstwerkstatt dieser Art und steht mit Museen und Sammlern auf allen Kontinenten in Verbindung. Wie Werkstattleiter Thomas Schelper bei einem Rundgang durch die Schau- und Arbeitsräume sowie das mit Formen und Figuren bis an die Decke besetzte Depot berichtet, verfügt die Gipsformerei über fast 7000 unterschiedlich große Gussformen. Nach ihnen können antike, mittelalterliche und neuzeitlicher Kunstwerke in einem komplizierten Verfahren in Gips nachgebildet werden. Wer möchte, kann auch Bronzefiguren bestellen. Allerdings gehen solche Aufträge an externe Kunstgießereien.

Die Kopien, ob aus Gips strahlend weiß oder bunt bemalt, ob aus Metall oder wetterbeständigen und Kunststoff bestehend, werden von Museen, Privatleuten und andere Bestellern gebraucht, wenn sie solche Nachbildungen besitzen oder ausstellen möchten. Eine Auswahl steht zum Verlauf im Ausstellungsraum bereit. Bei der Wiederherstellung der zerstörten Quadriga auf dem Brandenburger Tor taten Gussformen und Modelle der Charlottenburger Kunstmanufaktur gute Dienste, als die berühmte Figurengruppe in den späten 1950-er Jahren wiederhergestellt wurde. Nachdem der Große Saal des Pergamonmuseums und weitere Räume wegen umfangreicher Bauarbeiten geschlossen sind, sollen auf der anderen Seite des Kupfergrabens Stücke der Antikensammlung in einer temporären Ausstellung gezeigt werden. Da die Reliefplatten des Pergamonaltars nicht ausgebaut werden können, springt die Gipsformerei mit originalgetreuen Nachbildungen ein.

Star unter den Repliken ist zweifelsohne die berühmte Büste der altägyptischen Königin Nofretete, deren vielbewundertes Original im Neuen Museum auf der Museumsinsel steht. In der Gipsformerei wie das Porträt der „berühmtesten Berlinerin“, wie man manchmal sagt, in einem komplizierten Verfahren so genau nachgeformt und bemalt, dass man Mühe hat, das Original von der Kopie zu unterscheiden.

Die Gipsformerei an der Sophie-Charlotte-Straße 17-18 in 14059 Berlin unweit des S-Bahnhofs Westend ist Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr und am Mittwoch von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Jeweils am ersten und dritten Mittwoch im Monat gibt es Führungen durch die Werkstätten (Kosten: 3 Euro). Die nächsten Termine sind 18. März 16 Uhr, 1. April 10 Uhr, 15. April 16 Uhr (mit einer Gussvorführung, 6 Euro), 6. Mai 10 Uhr und 20. Mai 16 Uhr. Anfragen unter der Telefon 030/3267690 und weitere Informationen im Internet unter www.smb.museum.

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