Napoleons Waterloo -
Wie der vor 200 Jahren erbeutete Hut des Kaisers ins Berliner Zeughaus kam



In einer Vitrine des Deutschen Historischen Museums wird der schwarze Zweispitz des vor 200 Jahren vernichtend geschlagenen Franzosenkaisers Napoleon I. gezeigt. (Foto: Caspar)

Vor 200 Jahren erlebte der französische Kaiser Napoleon I. in der Schlacht von Waterloo eine vernichtende Niederlage. Ein im Deutschen Historischen Museum ausgestellter schwarzer Hut erinnert an dieses sprichwörtliche Waterloo. Bei der Entscheidungsschlacht in Belgien am 15. Juni 1815 büßte Napoleon I. nicht nur seinen für ihn so charakteristischen Zweispitz und weitere Utensilien ein. Viel wichtiger war, dass er von seinen Gegnern erneut zur Abdankung gezwungen und bald darauf auf einem britischen Schiff auf die ferne Insel Sankt Helena verbannt wurde, wo er 1821 nur 52-jährig starb. Wie der schlichte Hut aus schwarzem Filz mit einer Kokarde in den Farben der französischen Trikolore ins Berliner Zeughaus, den Sitz des Deutschen Historischen Museums (DHM), kam, kann man in der Dauerausstellung erfahren. Der preußische Major Heinrich Eugen von Keller hatte im Juni 1815 zwei Reisewagen des vom Schlachtfeld flüchtenden Franzosenkaisers beschlagnahmt und fand darin nicht nur jenen Hut, sondern auch Orden, Diamanten, Waffen, Tafelsilber und andere Preziosen aus dem Besitz des Herrschers, der ganz Europa in Angst und Schrecken versetzt hatte.

Ob dem kaiserlichen Feldherrn bei seiner Flucht der Hut vom Kopf gefallen ist, wie kolportiert wurde, bezweifelt Thomas Weißbrich, der im DHM für historische Uniformen, Fahnen, Orden und ähnliche Hinterlassenschaften zuständig ist. Der „kleine Hut“, wie man den im Unterschied zu den goldstrotzenden Hüten damaliger Marschälle und Generale nennt, könnte aus einem Vorrat stammen, den der Kaiser immer bei sich hatte, wenn er mal einen solchen Kopfschutz brauchte. Der preußische Feldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher, dem Major von Keller den Hut und den Degen übersandt hatte, war über die Beutestücke glücklich und gab sie nach Berlin weiter. König Friedrich Wilhelm III. ließ die Trophäen in der Kunstkammer des Berliner Schlosses ausstellen und erinnerte daran, dass Napoleon neun Jahre zuvor nach der Schlacht von Jena und Auerstedt den Degen und Schwarzen Adlerordens Friedrichs des Großen mitgenommen hatte. Aus dem Berliner Schloss gelangten die Hinterlassenschaften des abgehalfterten Kaisers Napoleon I. in das Zeughaus Unter den Linden. Major von Keller erhielt von seinem König den Pour le Mérite, Preußens höchsten Militärorden, und fand nichts dabei, einige Stücke aus der Beute, die er in Waterloo gemacht hatte, nach England zu verkaufen, wo Napoleon I. eine besondere Hassfigur war.

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