Das verschwundene Museum -
Was mit Berliner Kunstschätzen im und nach dem Zweiten Weltkrieg geschah



Was dem Krieg zum Opfer fiel, ruft die im Bode-Museum eingerichtete Ausstellung „Das verschwundene Museum“ in Erinnerung.



Viele im Bode-Museum gezeigte Skulpturen wie dieser Königskopf sind nur noch als Torso erhalten. (Foto: Caspar)

Gleich nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden die Berliner Museen geschlossen, doch erst Anfang 1945 hat man Gemälde, Skulpturen und all die anderen Kostbarkeiten aus der zerbombten und umkämpften und Reichshauptstadt evakuiert. Was mit ihnen vor und nach 1945 geschah, schildert eine neue Ausstellung im Bode-Museum auf der Museumsinsel. Dem 70. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 2015 gewidmet, erinnert die Ausstellung daran, dass die seinerzeit von den deutschen Besatzern geplünderte Sowjetunion sowie die westlichen Alliierten zunächst alles als „Beutekunst“ mitnahmen, was sie in Kunstdepots, Bunkern und Bergwerken fanden. Die von der Gemäldegalerie und der Skulpturensammlung in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Russischen Museumsdialog und der Gipsformerei gestaltete Dokumentation ruft in Erinnerung, dass in den fünfziger Jahren das meiste in die DDR und die Bundesrepublik zurück kam. Aber es blieb vieles in Moskau und Leningrad, wie Günter Schauerte, der Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz bei der Eröffnung der in sechs Abschnitte eingeteilten Ausstellung erklärte. Er schilderte die von Höhen und Tiefen gezeichnete Entwicklung bei der Aufklärung dessen, was einst ausgelagert und als Kunstbeute requiriert wurde, aber auch was unwiederbringlich verbrannt ist.

Britta Kaiser-Schuster vom Deutsch-Russischen Museumsdialog und Julien Chapuis, der Leiter der Skulpturensammlung und des Museums für Byzantinische Kunst als Kurator der Ausstellung, und weitere Redner sprachen die Hoffnung aus, dass die erfreuliche Zusammenarbeit zwischen deutschen und russischen Museen bei der Klärung der Schicksale nicht unter der derzeitigen Krise im Zusammenhang mit den Vorgängen in der Ostukraine und den expansionistischen Bestrebungen der aktuellen Kreml-Führung leidet. Vieles von dem, was die Berliner Museumsbestände tatsächlich erlitten haben, ist noch nicht geklärt. „Es kam nicht alles nach Russland, Unschätzbares ist vor 70 Jahren ,privat’ geplündert worden, und das nährt unsere Hoffnung, dass das eine oder andere Stück irgendwann wieder auftaucht. Solche Fälle hat es schon gegeben“, sagt Britta Kaiser-Schuster und weist auf die ergebnisreiche Forschungskooperation zwischen Museologen beider Ländern hin, die auch im Internet dokumentiert ist.

Was Anfang Mai 1945 von den großformatigen Bildern im Friedrichshain-Bunker verbrannt ist, kommt nicht wieder. Die Ausstellung zeigt eingerahmte Großfotos dieser Verluste sowie Skulpturen, die seinerzeit nur noch beschädigt geborgen werden konnten. Viele seinerzeit zerstörte Figuren und Reliefs sind im Bode-Museum als Abgüsse der Gipsformerei der Staatlichen Museen präsent. Diese Repliken sowie die torsohaft oder nur als Fotos überlieferten Kunstwerke lassen erkennen, welches Unheil Kriege, ob sie vergangen sind oder heute toben, beim kulturellen Erbe der Menschheit anrichten. Die Ausstellung „Das verschwundene Museum“ ist Dienstag, Mittwoch sowie Freitag bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr und am Donnerstag von 10 bis 20 Uhr geöffnet.

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