"Gott mit uns"

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 ging es mit der Herrschaft des französischen Kaisers Napoleon I. bergab



Das Rundbild zeigt, wie sich bei der Völkerschlacht bei Leipzig
die feindlichen Truppen gegenüber standen, der Spruch
ruft zu Eintracht und Zusammenhalt auf.




Auf dem Sockel des Berliner Blücherdenkmals wird geschildert, wie die
verbündeten Monarchen in Leipzig eine Siegesparade abhalten.
Der Mann mit der Schriftrolle ist Karl vom und zum Stein,
der sich der besonderen Gunst von Alexander I. erfreute,
am Berliner Hof aber eine Persona non grata war.




Am 19. Oktober 1813 hielten die Verbündeten in Leipzig eine Siegesparade ab,
aber noch lange war nicht klar, wie die Befreiungskriege verlaufen werden.




An die Völkerschlacht erinnern in und um Leipzig zahlreiche Gedenksteine.
Am bekanntesten ist das riesige Völkerschlachtdenkmal mit der
Inschrift GOTT MIT UNS, das am 18. Oktober 1913, auf den Tag genau
einhundert Jahre nach jener Entscheidungsschlacht,
feierlich eingeweiht wurde.




Vier Groschen musste man beim Kauf des auch als Warnung an alle
"Länder-Verwüster" verfassten Triumphliedes über den Ex-Kaiser
Napoleon I. zu bekommen. (Fotos/Repros: Caspar)

Nach langem Zögern entschloss sich der preußische König Friedrich Wilhelm III. am 17. März 1813, ein Zeichen für den nationalen Krieg gegen die Franzosen zu geben. In seinem Aufruf "An Mein Volk" rief der Monarch mit flammenden Worten, die Waffen zu erheben. "Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer! Ihr wisst, was Ihr seit fast sieben Jahren erduldet habt; Ihr wisst, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden... Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß, und nicht geringe die Zahl und die Mittel unserer Feinde... Aber, welche Opfer auch von Einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein." Auf dieses Fanal reagierte der französische Kaiser mit Krieg gegen Preußen und weitere Länder, die sich von der französischen Dominanz und Herrschaft befreien wollten. Im Laufe des Jahres 1813 gab es mehrere verlustreiche Schlachten, und es bestand auch die Gefahr, dass die Franzosen Berlin besetzen und der Hohenzollernherrschaft ein Ende bereiten. Durch die Schlacht von Großbeeren am 23. August 1813 gelang es preußischen Truppen und Volkssturmmännern, die Gefahr abzuwenden.

Höhepunkt der bewaffneten Auseinandersetzungen war die Völkerschlacht vom 16. bis 18. Oktober in der Nähe von Leipzig. Hier standen 190 000 Franzosen mit ihren Hilfsvölkern einer Übermacht von mehr als 300 000 Österreichern, Russen, Preußen und Schweden gegenüber. Die alliierten Truppen griffen mit voller Wucht die Franzosen an, die sich in Dörfern und Gehöften in der Umgebung verschanzt hatten. Die Entscheidung in dem blutigen Häuserkampf und auf offenem Feld fiel am 18. Oktober 1813. Nach neunstündigem Ringen sah Napoleon I., dass er das Kriegsglück nicht mehr wenden kann, und befahl die Einstellung der Kampfhandlungen. Unter Zurücklassung von 30 000 Mann, die in Leipzig die Stellung halten sollten, zog er sich mit den ihm noch verbliebenen Truppen in Richtung Westen zurück. Am Tag nach der Völkerschlacht nahmen die verbündeten Monarchen auf dem Leipziger Marktplatz eine Siegesparade ab.

Die bis dahin größte Schlacht der Geschichte kostete nahezu jedem fünften Soldaten das Leben. 22 000 Russen, 16 000 Preußen, 12 000 Österreicher und 300 Schweden waren gefallen, während auf der französischen Seite 90 000 tote Soldaten gezählt wurden. Unzählige Soldaten waren auf beiden Seiten an den Folgen ihrer unversorgten Verwundungen gestorben. Sachsens König Friedrich August I., der als treuer Vasall bis zum Schluss zu Napoleon gehalten und ihm auch zahlreiche Soldaten geopfert hatte, geriet in preußische Gefangenschaft und wurde nach Berlin gebracht. Auf dem Wiener Kongress (1814/5) musste er die Abtretung großer Teile seines Landes an Preußen hinnehmen. Durch die Völkerschlacht bei Leipzig verlor der Kaiser der Franzosen seinen Einfluss auf den Rheinbund, der 1806 unter seiner Vormundschaft von süddeutschen Staaten gegründet worden war. Zahlreiche Mitglieder dieses Fürstenbundes liefen zur antinapoleonischen Koalition über.

Offenbar verstanden es die Verbündeten nicht, die in Richtung Heimat abziehenden Franzosen konsequent zu verfolgen und zu vernichten. So gelang es dem Kaiser, sich hinter den Rhein zurückzuziehen und seine Truppen für die Revanche aufzustellen. Im ersten Halbjahr 1814 wurde die geschwächte französische Armee im eigenen Land geschlagen und der Kaiser zur Abdankung und ins Exil auf die Insel Elba im Mittelmeer gezwungen. Doch statt dort ein bequemes Leben zu führen, sann er auf Rache und Rückeroberung seiner Krone. Napoleon I. kam seinem Ziel sehr nahe, manche Franzosen begrüßten seine Rückkehr und unterstützten ihn, doch währte seine Herrschaft nur hundert Tage.

In Belgien zogen der preußische Marschall Blücher und der britische Heerführer Wellington ihre Truppen zusammen, um Bonapartes Herrschaft ein für allemal ein Ende zu bereiten. Das gelang ihnen erst in der Schlacht von Belle-Alliance am 18. Juni 1815. Dieses Treffen zwischen den preußisch-englischen Truppen und deren Verbündeten auf der einen und dem französischen Heer auf der anderen Seite ist bei uns Schlacht von Waterloo bekannt, weil der englischer Heerführer Herzog von Wellington in einem Dorf dieses Namens sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Blücher und die Preußen hingegen nannten die Schlacht nach Belle-Alliance, einem Gehöft südlich von Brüssel. Wie dem auch sei, der Name des 15 Kilometer südlich von Brüssel gelegenen Dorfes Waterloo wurde zum Inbegriff für eine verheerende Niederlage. In einer kreuzgefährlichen Situation soll Wellington den historischen Satz "Ich wollte es wäre Nacht oder die Preußen kämen" gesprochen haben. Beides hätte eine Entlastung gegeben, denn bei Einbruch der Dunkelheit war es üblich, die Kampfhandlungen einzustellen, zum anderen hätte das preußische Heer den Briten eine bedeutende Entlastung beschert. Tatsächlich eilten die Preußen den Briten zu Hilfe und wendeten das Geschehen. Napoleon erlebte sein sprichwörtliches "Waterloo". Insgesamt kamen in der blutigen Schlacht 61 000 Soldaten ums Leben, 40 000 davon waren Franzosen.

Als am 7. Juli 1815 die Verbündeten zum zweiten Mal in Paris einzogen, wurde Napoleon erneut und nun endgültig zur Abdankung gezwungen. Der von Frau, Sohn und seinen Getreuen verlassene Ex-Kaiser begab sich unter den Schutz der Briten. Dies in der Hoffnung, dass man ihn als "Gast" mit allen ihm zustehenden Ehren behandeln würde. Das allerdings trat nicht ein. Denn um zu verhindern, dass er erneut die Macht ergreift und Europa wieder in Angst und Schrecken versetzt, wurde der Ex-Kaiser ans Ende der Welt, auf die Insel Sankt Helena im Pazifischen Ozean, verfrachtet, wo er am 5. Mai 1821 mit nur 52 Jahren starb. Der Leichnam des Herrschers, vor dem ganz Europa gezittert hatte, wurde 15. Dezember 1840 feierlich im Pariser Invalidendom beigesetzt. Nach seinem Tod setzten sich die Bonapartisten für die Thronansprüche der Familie Bonaparte ein und trugen damit wesentlich zum Aufstieg Kaiser Napoleons III., eines seiner Neffen, bei.

(15. Juni 2016)

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