Juden wurden bestohlen -
Berliner Zoo arbeitet braune Flecke seiner Vergangenheit auf



Was sich zwischen 1933 und 1945 an rassistischen Exzessen hinter dem Elefantentor des Berliner Zoologischen Gartens abspielte, wird erst heute aufgearbeitet und 2016 auch in einer Ausstellung dargestellt. (Foto: Caspar)

Der Berliner Zoo will seine politische Vergangenheit in der NS-Zeit erforschen und aufarbeiten. So soll geklärt werden, unter welchen Umständen nach 1933 jüdischen Aktionären des Zoologischen Gartens Wertpapiere gestohlen und anschließend gewinnbringend weiter verkauft wurden. Im "Actien-Verein" hatten sich seit dem 19. Jahrhundert Berliner Juden für den Zoo engagiert und merklich zur allseits bewunderten Entwicklung dieser Berliner Institution beigetragen, die ein beliebter Ort der Begegnung, Zerstreuung und Repräsentanz des großstädtischen Bürgertums war. Mit der Errichtung der NS-Diktatur betrieben Aufsichtsrat und Vorstand des Zoos mit Eifer den Ausschluss der jüdischen Aufsichtsratsmitglieder, Aktionäre und Besucher. Juden wurden als Freunde des Zoos ausgegrenzt und ihrer Anteile beraubt. Nach 1945 hat man von den beschämenden Vorgängen ungern gesprochen. Auf eine Geste der Entschädigung oder wenigstens des Bedauerns warten die Erben der "Arisierten" noch immer. Aktuellen Schätzungen zufolge soll etwa ein Drittel der 4000 Zoo-Aktien im Besitz jüdischer Eigentümer gewesen sein. TextAbsatz1

An der in einem Ehrenhain aufgestellten Bronzebüste des früheren Zoodirektors Lutz Heck berichtet eine Informationstafel über dessen Rolle in der NS-Zeit. Der bekannte Tierforscher und Buchautor war von 1932 bis 1945 Berliner Zoodirektor und hat sich in dieser Position erfolgreich um die Modernisierung der im 19. Jahrhundert geschaffenen Anlage bemüht. Auf der anderen Seite war er bereits 1933 Förderndes Mitglied der SS und ab 1937 Parteigenosse der NSDAP. Eng mit Reichsmarschall Hermann Göring befreundet und mit diesem seiner Jagdleidenschaft frönend, sorgte Heck für die Enteignung der jüdischen Zoo-Aktionären und verbot überdies Juden schon 1938 in vorauseilendem Gehorsam, den Zoo zu besuchen, noch bevor entsprechende staatliche Verordnungen erlassen waren. Einzelheiten der NS-Geschichte des Berliner Zoos werden 2016 in einer Ausstellung im 1871 eröffneten Antilopenhaus dokumentiert, ein Buch von Monika Schmidt erinnert an die Arisierung und nennt die Namen der Opfer des NS-Rassenwahns.

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