Otto Dix und der blaue Planet -
Neue deutsche Sondermünzen aus Silber und Neusilber erwartet



Die neue Münze zu Ehren von Otto Dix kombiniert das Porträt des Künstlers mit einem Motiv aus seinem Werk und seiner Signatur. (Foto: BADV)


Für 2016 sind wieder fünf deutsche Gedenkmünzen im Nennwert von 20 Euro angekündigt. Sie bestehen aus einer Legierung von 92,5 % Silber und 7,5 % Kupfer, haben einen Durchmesser von 32,5 mm und wiegen 18 Gramm. Im einzelnen werden geprägt: "Rotkäppchen" aus der Serie über Grimms Märchen (Entwurf: Elena Gerber, Randschrift ... UND LAUF NICHT VOM WEG AB); 125. Geburtstag von Nelly Sachs (Entwurf Georg Mann, Randschrift FRIEDEN DU LEISESTE ALLER GEBURTEN); 200. Geburtstag von Ernst Litfaß (Entwurf: Susanne Jünger, Randschrift RUNDUM INFORMIERT RUNDUM INFORMIERT; 175 Jahre Deutschlandlied (Entwurf: Claudius Riedmille; Randschrift SIND DES GLUECKES UNTERPFAND); 125 Geburtstag von Otto Dix (Entwurf: Friedrich Bremer, Randschrift DU MUSST ALLES SELBER SEIN!). Bei Dix möchte man ausrufen "wieder einmal ein Maler auf einer deutschen Gedenkmünze". Das Silberstück wird nach einem Modell von Friedrich Brenner geprägt. Die Jury befand, die Bildseite verbinde in virtueller Collage das Porträt von Dix, der von 1891 bis 1969 lebte, mit dem Zitat aus einem seiner expressiven Gemälde und der von ihm verwendeten Signatur. "Dadurch entsteht eine Komposition, die in gewisser Weise das Montageprinzip von Dix und die Virulenz seines Frühwerks in einer neuen künstlerischen Sprache widerspiegelt", stellt das Preisgericht anerkennend fest. In ihrer grafischen Strenge erscheine die Wertseite zunächst als Kontrast zur Bildseite, bei näherer Betrachtung aber fänden sich in der grafischen Aufteilung, in der Typografie und in einzelnen grafischen Elementen gelungene Bezüge. Der Adler präsentiere sich in würdiger Gestalt. Auch andere Einsender für den Wettbewerb lehnen sich mehr oder weniger gelungen an Selbstporträts des kongenialen Gestalters der Schrecken des Ersten Weltkrieges sowie der elenden Lage des einfachen Volkes beziehungsweise der mondänen Welt der so genannten Zwanziger Jahre an. Zur Wiedergabe eines Dix-Bildes mochte sich kein Wettbewerbsteilnehmer entschließen, dabei geht eigentlich der Trend dahin, die deutschen Gedenkmünzen von Porträts zu befreien, wo sich das anbietet.

Der aus einer nahe Gera lebenden Arbeiterfamilie stammende Maler und Grafiker Dix war ein exzellenter Porträtist und kritischer Beobachter der Geschehnisse um ihn herum. Er verstand es, altmeisterliche Malweisen mit ungewöhnlichen Sichten und Kompositionen im Stil der Neuen Sachlichkeit zu verbinden. An der Dresdner Kunstakademie lehrend, war Dix einer der ersten Professoren, der 1933 von den Nazis entlassen, aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen und 1937 als "entartet" als einer diffamiert wurde, der "gemalte Wehrsabotage" betreibt, womit seine schockierenden Kriegsbilder und die bis zur Unkenntlichkeit entstellten und zerfetzten Soldatenkörper gemeint waren. Ein Großteil seiner Bilder wurde auf Anordnung des Propagandaministers Joseph Goebbels beschlagnahmt und gewinnbringend in der Schweiz versteigert. Was sich nicht vermarkten ließ, haben die Nazis 1939 mit anderen "Entarteten" in Berlin verbrennen lassen. Otto Dix wurde am Leben gelassen. Er ging nach Süddeutschland in die innere Emigration, malte Landschaften und religiöse Motive. Freunde und Mäzene haben ihn unterstützt und seine Werke gekauft, der offiziellen "Blut und Boden-Kunst" zum Trotz. Nach dem Ende des Hitlerstaates wurde Dix in beiden deutschen Staaten mit vielfältigen Ausstellungen und Ehrungen bedacht. Doch musste er auch erleben, dass man ihn missverstand, denn er war weder ein Vertreter des sozialistischen Realismus, wie man ihn in der DDR bevorzugte, noch war er einer von den Abstrakten, die in der Bundesrepublik verehrt wurden. Dix hielt Dresden nach dem Krieg die Treue, wo er ein Atelier besaß und auch seine Lithographien drucken ließ. Dass er jetzt durch eine Gedenkmünze geehrt wird, wird Sammler freuen. Sie könnte mit weiteren Stücken Ausgangspunkt einer von heute nach gestern zurückreichenden Kollektion zum Thema "Maler auf Münzen und Medaillen" sein.

Die Umstellung bei den deutschen Gedenkmünzen von Kupfernickel auf Feinsilber ist nach Informationen des Bundesministeriums der Finanzen in der Öffentlichkeit gut angekommen. Mit Edelmetall lässt es sich zur Freude auch der entwerfenden Künstler gut prägen, die Reliefs fallen etwas höher aus als bei Neusilber, also Kupfernickel. Die Gedenkmünze zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung kam in Spiegelglanz in einer Auflage von 250 000 Stück heraus und ist ausverkauft, die Normalausführung in Stempelglanz ist mit ihren 1,75 Millionen Exemplaren noch erhältlich. Erwartet wird 2016 als Weltneuheit eine deutsche Fünf-Euro-Münze. Sie besteht aus dem äußeren Ring und der Pille jeweils aus unedlem Metall. Zwischen ihnen befindet sich ein blauer Polymerring, der je nach herstellender Münzstätte unterschiedlich schimmert. Motto der in der Version Stempelglanz und Spiegelglanz in allen fünf Prägeanstalten hergestellten Novität ist die Erde, unser blaue Planet. Auf der von Stefan Klein entworfenen Vorderseite erkennt man Europa, Asien, Afrika und Teilen des amerikanischen Kontinents. Auf dem Ring außerhalb des blauen Kreises sind Planeten, Sterne und ein Stück Sonne zu sehen. Die Adlerseite wurde von Alina Hoyer entworfen. Das neue Geldstück wird am 14. April 2016 ausgegeben. Von der "innovativen Münze" wird erwartet, dass sie als Einsteig für neue und vor allem junge Sammler gute Dienste tun wird, denn insgesamt geht die Nachfrage nach deutschen Sammlermünzen zurück. Die Leute haben offenbar andere Sorgen und Hobbys, und außerdem ist es nicht ganz einfach, sich mit neuen Münzen einzudecken.

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