"Aus Liebe zur Wahrheit"

Die für 2017 geplante Luthermünze kombiniert das Bildnis des Reformators mit seinen 95 Thesen aus dem Jahr 1517



Patrick Niesel war mit seinem Entwurf für die silberne Luthermünze erfolgreich.



Die Staatliche Münze Berlin bringt zum Reformationsjubiläum eine achtteilige
Medaillenserie gemeinsam mit einem Faksimile der Lutherschen Thesen von 1517
heraus. Das Original des Drucks befindet sich im Besitz der Berliner Staatsbibliothek.




Die Lutherstube auf Wartburg war Zufluchtsort von Martin Luther, den man hier
Junker Jörg nannte. Auf Anraten von Philipp Melanchthon übersetzte
der Kirchenrebell im Herbst 1521 das Neue Testament in nur elf Wochen
aus der griechischen in die deutsche Sprache. (Fotos: Wuthenow/BADA, Caspar)

Für das kommende Jahr ist nicht nur die Ausgabe einer deutschen Goldmünze zur einhundert Euro, sondern auch eine silberne Gedenkmünze zu zwanzig Euro anlässlich der Fünfhundertjahrfeier der Reformation vorgesehen. Das neue Silberstück wird in Berlin nach einem Modell von Patrick Niesel aus Schwaig geprägt. Der Künstler hat sich mit seinem Entwurf gegen zahlreiche andere Vorlagen durchgesetzt, die das Porträt des Wittenberger Theologen zeigen, ihn aber auch stehend zeigen oder ganz andere Motive wie eine Stadtansicht oder nur Schriftlösungen präsentieren. Die Jury musste zwischen ansehnlichen Vorschlägen entscheiden, von denen es manche verdient hätten, dass man sie geprägt hätte. Zudem standen die Künstlerinnen und Künstler vor der Aufgabe, etwas anderes als die allbekannten Luthermünzen und Medaillen der vergangenen Jahrhunderte zu schaffen und sich auch von populären Vorlagen vor allem aus der Wittenberger Cranach-Werkstatt abzuheben, die unzählige Prägungen und Standbilder inspiriert haben.

Patrick Niesel hat sich von einem Lutherporträt inspirieren lassen, dass 1529 von Lucas Cranach dem Älteren geschaffen wurde, doch hat er es zeitgenössisch abgewandelt und interpretiert. Der Reformator ist in kräftigen umrisshaften Strichen von vorn dargestellt, Haare und Talar sind nur angedeutet. Das ebenfalls auf dem Münzbild angedeutete Thesenpapier, das Luther am 31. Oktober 1517 an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte, betont dessen epochale Bedeutung für die längst fällige Erneuerung der Kirche zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Der lateinische Text mit dem großen Initial O beginnt mit den Worten "Aus Liebe zur Wahrheit und im Verlangen, sie zu erhellen". Die nun folgenden 95 Sätze waren so revolutionär, dass sie mithilfe der 70 Jahre zuvor erfundenen Buchdruckerkunst schnell verbreitet wurden. Die Mächtigen der damaligen Zeit, ganz gleich ob sie geistliche oder weltliche Fürsten waren, fühlten sich angegriffen und reagierten mit Drohungen, Verboten und der Forderung an Luther, sich von seiner Forderung nach einer Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern zu distanzieren und reumütig in den Schoß der alleinseligmachenden Kirche zurückzukehren und alles beim Alten zu lassen. Die Jury befand, die lineare Darstellung des Antlitzes von Luther unterstreiche in ihrer Modernität die Relevanz des Ereignisses für unsere Gegenwart. "Die als Textur erscheinenden Fragmente aus den 95 Thesen betonen die epochale Bedeutung der Reformation. Die Komposition von Typografie und Motiv ist sowohl auf der Bild- als auch auf der Wertseite hervorragend gelungen", schreibt das Preisgericht und hebt hervor, die ebenfalls zeichenhaft angelegte Adlerfigur erscheine in würdiger Darstellung. Als Randschrift wurde der berühmte Ausspruch von Martin Luther vor dem Reichstag in Worms "Hier stehe ich, ich kann nicht anders".

Sammler von Luthermünzen und Luthermedaillen sehen gespannt den Ausgaben aus Gold und Silber entgegen, die in hoffentlich in nicht allzu ferner Zeit erscheinen werden. Schon jetzt kann man sich auf Medaillen freuen, die die Staatliche Münze Berlin ebenfalls zum Lutherjahr 2017 prägt. Die Serie besteht aus acht Silbermedaillen. Den Anfang macht eine mit dem markanten Porträt des Kirchenrebellen und Bibel-Übersetzers geschmückte Medaille, auf deren Rückseite die bekannte Lutherrose mit einem Kreuz in der Mitte abgebildet ist. Die von Stefanie Lindner und Laura Nikolaus gestalteten Medaillen zeigen ferner Luthers Geburtshaus in Eisleben, die Wittenberger Thesentür, die Schlosskirche zu Wittenberg, die Wartburg bei Eisenach als Zufluchtsort von Luther, Luthers Verhör 1521 vor dem Reichstag zu Worms, Katharina von Bora, mit der Luther seit 1525 verheiratet war und die drei Töchter und drei Söhne zur Welt brachte. Die achte Medaille würdigt Martin Luther als Übersetzer des Neuen Testaments der Bibel aus dem Griechischen in die deutsche Sprache. Das Medaillenset wird mit einem Faksimile der 95 Thesen samt Übersetzung in einer anspruchsvoll gestalteten Sammelmappe angeboten. Nachfragen bei der Staatlichen Münze Berlin Tel. 030/23140638.

(2. Mai 2016)

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"