Der letzte Ritter

Der aus dem Haus Habsburg stammende Kaiser Maximilian I. glänzte mit prächtigen Münzen



Das noch von Kaiser Maximilian I. in Auftrag gegebene
Maximiliansgrab in der Innsbrucker Hofkirche wird von
28 Bronzefiguren bewacht und konnte erst 1584 vollendet werden.




Der formvollendet gestaltete Reitertaler von 1509 dokumentiert, welche Länder
Maximilian I. untertan waren und auf welche Gebiete er Ansprüche erhob.




Auf dem Schautaler präsentiert sich Kaiser Maximilian als der mächtigste Mann
in Europa, der Hochzeitstaler darunter mit den Bildnissen des jungen
Maximilian und der Maria von Burgund wurde erst 1509 geprägt. (Fotos: Caspar)

Eigentlich wollte er sich in Rom von Papst Julius II. zum römisch-deutschen Kaiser krönen lassen, wie andere Inhaber des höchsten weltlichen Amtes im christlichen Abendland vor ihm. Doch verlegte die mächtige Stadt Venedig Maximilian, dem ältesten Sohn Kaiser Friedrichs III., der Weg in die Ewige Stadt, den Weg, so dass er sich am 4. Februar 1508 im Dom zu Trient zum Kaiser ausrief. Der Papst erteilte dem Herrscher über das Heilige Römische Reich deutscher Nation und seiner neuen Würde seinen Segen. Der hochpolitische Akt hatte zur Folge, dass sich Maximilian I. auf seinen Münzen und Medaillen nicht mehr römischer König, sondern "Imperator Semper Augustus" nennen konnte. Seine Nachfolger verwendeten bis zum Ende des Reiches 1806 den gleichen Titel.

Undatierte Prägestücke oder auch Medaillen lassen an ihrer Titulatur erkennen, ob sie vor oder nach 1508 entstanden sind. Auf einem dieser kunstvoll geschnittenen Doppelguldiner, den man auch Doppeltaler nennen könnte, erscheint das Reichsoberhaupt reitend in voller Rüstung mit einer Fahne und dem Doppeladler darauf. Auf der Rückseite sind in zwei Reihen 26 Wappen jener Länder zu erkennen, die dem Kaiser untertan waren oder auf die er Ansprüche erhob. Der in Hall in Tirol hergestellte Krönungstaler war offensichtlich so beliebt, dass er mehrfach auf Weisung des Herrschers nachgeprägt wurde, um ihn für Repräsentations- und Geschenkzwecke zu verwenden.

Am 22. März 1459 in Wiener Neustadt geboren und einer sorgfältigen Erziehung unterzogen, war Maximilian einer der mächtigsten und reichsten Fürsten des ausgehenden Mittelalters. Jung an Jahren heiratete er anno 1477 Maria, die reiche Erbtochter Herzog Karls des Kühnen von Burgund. Die daraus resultierenden Ansprüche auf die burgundischen Besitzungen wurden nach Karls tragischem Soldatentod dessen Schwiegersohns streitig gemacht, weil auch der französische König auf sie Ansprüche erhob. Im Ergebnis bewaffneter Auseinandersetzungen war der Habsburger genötigt, Frankreich das Herzogtum Burgund und die Picardie zu überlassen. Die zunächst aus dynastischen Gründen geschlossene Ehe mit Maria von Burgund gedieh zu einer glücklichen Verbindung, aus der zwei Kinder, Philipp der Schöne, und Margarete hervorgingen, die spätere Statthalterin der Niederlande. Philipp der Schöne erklomm später den spanischen Königsthron, sein Sohn Karl, der Enkel Maximilians I., stand als Kaiser Karl V. ab 1519 an der Spitze des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation.

Die Ehe mit Maria von Burgund dauerte nicht lange. Die so sehr geliebte Gemahlin starb bereits im Jahr 1482. Ihr setzte Maximilian ein ungewöhnliches numismatisches Denkmal. Es handelt sich um einen mit der Jahreszahl 1479 versehenen, in Wahrheit aber nach 1511 in Hall geprägten Hochzeitstaler, auf der der Thronfolger als Neunzehnjähriger und Maria als Zwanzigjährige porträtiert sind. Dieser Schautaler ist ein interessantes Beispiel dafür, wie man im frühen 16. Jahrhundert Münzen und auch Medaillen für persönliche und politische Zwecke eingesetzt hat. Für diesen seltenen Schautaler gibt es eine Medaille als Vorlage, die zur Erinnerung an jene Hochzeit von 1477 geschaffen wurde. Da sie ein hohes Relief besitzt, konnte man von diesem Meisterwerk wegen der damals noch recht unzureichenden Prägetechnik nur wenige Exemplare anfertigen. Deshalb wurde der in Hall tätige Münzeisenschneider Ulrich Ursentaler beauftragt, Stempel nach jener Medaille anzufertigen, um mit ihnen flache Schaumünzen anfertigen zu können. Der Graveur entledigte sich seines Auftrags mit Bravour, allerdings unterlief ihm ein Fehler, denn die Hochzeit fand nicht 1479 statt, wie es unter dem liebenswürdigen Bildnis der Braut vermerkt ist, sondern zwei Jahre früher. Auch diese schöne Schaumünze wurde später nachgeprägt.

Als "letzter Ritter", Reformer des Reiches und Kunstmäzen erwarb der Kaiser großen Ruhm. Er war ein machtbewusster Herrscher, der ritterliche Turniere über alles liebte sowie mit diplomatischem Geschick und Waffengewalt, vor allem aber mit einer auch von anderen Habsburgern betriebenen Familien- und Heiratspolitik versuchte, den Bestand seines Reiches und der eigenen Hausmacht zu wahren und zu mehren. Durch die Verheiratung seiner Kinder und Enkelkinder fielen dem Haus Habsburg die Kronen von Spanien, Ungarn, Böhmen und Neapel sowie weitere Besitztümer und Titel zu. Ziemlich unrealistisch war der Plan des Herrschers, seiner Kaiserkrone auch noch die Tiara des Papstes hinzuzufügen. Nachdem er erfahren hatte, dass Julius II. erkrankt ist und vielleicht bald stirbt, bat er das Bankhaus Fugger um Geld, um seine Wahl zum geistlichen Oberhaupt des christlichen Abendlandes vorzubereiten. Da sich die Fugger aber nicht mit dem wieder gesundeten Pontifex maximus anlegen wollten und das kaiserliche Ansinnen ablehnten, nahm Maximilian I. von seinem Plan Abstand, Papst zu werden. Er starb am 12. Januar 1519. Eine ihm gewidmete, reich mit Figuren und Wappenschildern geschmückte Grabanlage gehört zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der Innsbrucker Hofkirche.



Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"