Gastgeber des Immerwährenden Reichstags

Neues Buch über Regensburger Münzen, Medaillen und Notgeld



Das hervorragend illustrierte Regensburg-Buch mit 163 Seiten
kostet 39,90 Euro (ISBN 978-3-86646-136-9).




In Münzbüchern des 16. Jahrhunderts sind neben vielen anderen Talern auch solche der
Stadt Regensburg abgebildet, unschwer zu erkennen an den gekreuzten Schlüsseln




Der Einzug der Gesandten in das Regensburger Rathaus, den Sitz des Immerwährenden
Reichstag, war ein prächtiges Spektakel, das durch solche Grafiken gefeiert wurde.




Der vierfache Dukat von 1641 gehört zu den besonderen Kostbarkeiten der
Regensburger Münzgeschichte.




Ein wichtiges Zeugnis für die Prosperität der Reichsstadt ist die auch auf Münzen und
Medaillen abgebildete Steinerne Brücke, die ein bemerkenswertes Denkmal
mittelalterlicher Bau- und Ingenieurkunst darstellt. Abgebildet ist sie auf einem Taler
aus dem Jahr 1791. (Repros: Caspar)

In Regensburg wurden seit dem 9. Jahrhundert Münzen mit unterschiedlicher Intensität geprägt, und die Stadt konnte ihr Münzrecht bis zum Verlust ihrer Reichsfreiheit im Jahr 1803 bewahren. Der letzte Taler trägt die Jahreszahl 1802, hingegen stammen die letzten Münzen der Bischöfe von Regensburg aus dem Jahr 1809. Die numismatischen Hinterlassenschaften der Stadt und des Bistums sind gut erforscht und stellen ein attraktives Sammelgebiet dar, für das der Handel ein reichhaltiges Angebot bereithält. In ihrem neuen Buch "Kleine Regensburger Münzgeschichte - Münzen, Medaillen und Notgeld" vermitteln Jasmin Beer, Klemens Unger, Hubert Emmerig, Heinrich Wanderwitz, Mona Stocker, Hans-Ludwig Grabowski und Peter Germann-Bauer interessante Einsichten in die Regensburger Münzgeschichte. Sie begann schon in der Antike, wie die vielen in der Stadt und ihrer Umgebung gefundenen Römermünzen zeigen, und sie endete mit dem Notgeld, das in großer Zahl während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) und danach in der schrecklichen Inflationszeit ausgegeben wurde.

Wichtige Privilegien und Rechte erhielt die Stadt in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Von König Philipp von Schwaben und Kaiser Friedrich II. erteilt, ebneten sie ihr den Aufstieg zur Freien, selbstverwalteten Stadt. Die Folge war, dass die darob erbosten bayerischen Herzöge nach Landshut umzogen. Angesichts einer starken, selbstbewussten Bürgerschaft blieben Konflikte mit dem Bischof und dem Herzog von Bayern nicht aus. Zwar gelang diesem 1485/86 der Anschluss der Stadt an das Herzogtum Bayern-München, doch konnte sie schon bald ihre Reichsunmittelbarkeit wiederherstellen, doch musste aber den Verlust des so wichtigen Status als Freie Stadt hinnehmen. Auf den Stand einer gewöhnlichen Reichsstadt herabgestuft und auch schlecht verwaltet, erlebte Regensburg innere Unruhen und 1519 einen Pogrom, durch den die damals größte jüdische Gemeinde Deutschlands nicht nur schrecklich leiden musste, sondern auch vertriebenen wurde.

Großartige Neuerwerbungen

Das Spektrum der Regensburger Prägungen reicht von kupfernen Kleinmünzen bis zu goldenen Repräsentationsgeprägen, mit denen die Reichsstadt ihre besonderen Beziehungen zur kaiserlichen Zentralgewalt in Wien und ihren hohen Rang als Gastgeber des Immerwährenden Reichstags betonte. Die Gold-, Silber und Kupfermünzen unterschiedlicher Größe sind gut erforscht und katalogisiert. 1779 brachte der Stadtsyndikus und Stadtschreiber Georg Gottlob Plato sein "Regensburgisches Münz-Kabinet" heraus, das lückenhaft ist, keine Nachrichten über die Münz- und Geldgeschichte enthält und nur noch als Dokument spätbarocker Sammelleidenschaft taugt. 1978 und 1989 wurden die Münzen der Stadt und des Bistums von Egon Beckenbauer beziehungsweise von Hubert Emmerig und Otto Kozinowski umfassend kommentiert und publiziert.

Das jetzt publizierte Buch aus dem Battenberg Gietl Verlag Regenstauf fasst die wichtigsten Stationen der Regensburger Münz- und Geldgeschichte zusammen und ist sehr gut geeignet, Sammler für die Emissionen der Stadt zu begeistern. Es erschien zur Ausgabe der neuen Hundert-Euro-Münze "UNESCO Welterbe - Altstadt von Regensburg mit Stadtamhof", deren Schöpfer Friedrich Brenner gleich zu Beginn vorgestellt wird. Die gut gestaltete Goldmünze und das Buch sind ein hervorragendes Geschenk an die Stadt zur zehnten Wiederkehr ihrer Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO.

Am Ende des Buches wird über großartige Neuerwerbungen berichtet, die das Historische Museum der Stadt Regensburg in den vergangenen 25 Jahren verbuchen konnte. Die 1995 versteigerten Gold- und Silbermünzen aus dem Besitz von Egon Beckenbauer ergänzen auf das Schönste die schon vorhandene Sammlung. Hinzu kamen numismatische Kostbarkeiten aus dem Besitz des Neumarkter Ehepaars Dr. Josef und Else Treutinger, von Dr. Karl Walter Bach, Rudolf Spitzner und einer Regensburger Familie. Die Ankäufe und Spenden zeigen, wie wichtig es ist, wenn Mäzene mit viel Sinn für ihre Heimat dafür sorgen, dass ihre Schätze nicht in alle Welt verstreut werden, sondern an die richtige Adresse gelangen, in diesem Fall an das Historische Museum Regensburg. Allein wäre es sicher kaum in der Lage gewesen, seinen schon vorhandenen Bestand mit solchen Raritäten aufzufüllen.

Regensburg ist eine der ältesten Städte in Deutschland. Die Ursprünge reichen bis in die Römerzeit zurück, wie archäologische Ausgrabungen zeigen. Der lateinische Name Ratisbona kommt auf unzähligen Geprägen vor, verbunden mit dem aus zwei gekreuzten Schlüsseln gebildeten Wappen. Im frühen 16. Jahrhundert erlebte die Reichsstadt eine Phase des wirtschaftlichen Niedergangs und innerer Unruhen, die Kaiser Maximilian I. veranlassten, mit militärischer Gewalt Ordnung zu schaffen und der Stadt eine Regimentsordnung aufzunötigen, die im Großen und Ganzen bis zum Verlust der Autonomie im Jahr 1802 in Kraft blieb.

Obwohl die Stadt 1542 protestantisch wurde, gab es hier immer einen katholischen Bischof. Durch Fernhandel bis nach Paris, Venedig, Kiew und in andere Himmelsrichtungen reich geworden, erlebte Regensburg zunächst im Mittelalter eine wirtschaftliche Blüte und stieg zu einer der wohlhabensten und einwohnerstärksten Städte im römisch-deutschen Reich auf. Zu sehen ist dies an prächtigen Kirchen sowie Bauten der Stadtverwaltung und der Bürger. Regensburgs Lage war im ausgehenden 18. Jahrhundert alles andere als rosig, auch wenn die dort geprägten Münzen und Medaillen mit ihren herrlichen Veduten und Gebäudeansichten Wohlstand und Sicherheit vermuten lassen. Im Jahr 1800 besetzten die Franzosen die Stadt und legten ihr hohe Kontributionsforderungen auf, die die kommunalen Finanzen ganz und gar ruinierten. Die römisch-deutsche Herrlichkeit fand im Sommer 1806 ein Ende, als die Rheinbundstaaten ihren Austritt aus dem alten Reich erklärten, worauf Franz II. in Wien die deutsche Kaiserkrone niederlegte und sich fortan Kaiser Franz I. von Österreich nannte.

Dem Königreich Bayern zugeschlagen

Der 1803 vom Reichstag in Regensburg besiegelte Reichsdeputationshauptschluss beendete den privilegierten Status der Stadt, die in ein selbstständiges Fürstentum mit dem Erzbischof und Kurfürsten von Mainz, Karl Theodor von Dalberg, an der Spitze verwandelt wurde. 1809 wurde Regensburg im Krieg Frankreichs gegen Österreich und England von französischen Truppen beschossen, belagert und besetzt. Napoleon I. nötigte Dalberg, das aus dem Regensburger Hochstift, den Herrschaften Donaustauf, Wörth und Hohenburg, der Stadt Regensburg, der Fürstabtei Sankt Emmeran und weiteren Herrschaften bestehende Territorium an das Königreich Bayern abzutreten, worauf er mit dem neu gebildeten Großherzogtum Frankfurt entschädigt wurde. Regensburg war fortan eine zwar wichtige, aber keine herausragende Kommune unter der Herrschaft der bayerischen Könige. Ludwig I. ließ hoch über der Donau in Donaustauf nicht weit von Regensburg von seinem Architekten Leo von Klenze eine Halle für "rühmlich ausgezeichnete Deutsche" errichten. "Möchte Walhalla förderlich seyn der Erstarkung und Vermehrung deutschen Sinnes! Möchten alle Deutschen, welchen Stammes sie auch seyen, immer fühlen, dass sie ein gemeinsames Vaterland haben, ein Vaterland, auf das sie stolz seyn können; und jeder trage bei, so viel er vermag, zu dessen Verherrlichung", erklärte der Monarch bei der feierlichen Einweihung des griechischen Tempeln nachempfundenen Baus mit zahlreichen Marmorbüsten und vergoldeten Inschriften am 18. Oktober 1842. .

19. Oktober 2016

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