Schlossdiebe wurden grausam bestraft
Wer sich an königlichem Eigentum vergriff, war des Todes, da kannten die Hohenzollern kein Erbarmen



Nachdem die beiden Schlossdiebe Runck und Stieff auf besonders schmerzhafte Weise gequält worden waren, hat man ihre Leichname auf dem Galgenberg zur allgemeinen Abschreckung zur Schau gestellt.



Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., hier abgebildet auf Talern in der Ausstellung des Berliner Münzkabinetts im Bodemuseum, ließ Mord und Totschlag sowie Diebstähle und andere Verbrechen durch drakonische Strafen an Leib und Leben ahnden.



Friedrich Wilhelm I. war ein frommer Herrscher und wusste durch seine Reisen, was im Hohenzollernstaat läuft und nicht läuft. Die Grafik aus dem späten 19. Jahrhundert zeigt im Hintergrund den Kronprinzen, der 1740 seinem Vater als Friedrich II. folgte.



Öffentliche Hinrichtungen waren ein Spektakel der Extraklasse, bei dem viele Menschen herbei strömten. Das Flugblatt von 1725 schildert den Tod der Mordbrennerbande Neumann. (Foto/Repros: Caspar)

Besonders grausam wurden 1718 die Schlossdiebe Valentin Runck und Daniel Stieff bestraft, die ihre Stellung am preußischen Hof schamlos zur eigenen Bereicherung ausgenutzt hatten. Schlosskastellan Runck und Hofschlosser Stieff hatten Zugang zum königlichen Schatz und zu anderen im Berliner Schloss aufbewahrten Preziosen. Ungeniert bedienten sie sich an goldenen und silbernen Kostbarkeiten und verkauften sie, unvorsichtig wie sie waren, an Berliner Juweliere und andere Personen.

Zu dem Diebesgut gehörten Goldstücke aus der königlichen Münzsammlung. Einer der Käufer zeigte die Medaillen dem Bibliothekar, Direktor des königlichen Münzkabinetts und Orientalisten Maturin Veyssière de La Croze, der den Diebstahl erkannte und ihn dem König meldete. Friedrich Wilhelm I. war entsetzt und ließ den Hofschlosser verhaften. Der Chronist David Fassmann beschrieb in einem Buch über das Leben und die Taten des Soldatenkönigs, wie es Runck und Stieff weiter ergangen ist. Stieff habe sich durch "Verkaufung" etlicher Medaillen und eingeschmolzenen Goldes verdächtig gemacht, weswegen er "gefänglich eingezogen" wurde.

Unter Folter ließ sich nichts aus ihm herausbekommen, im Gegenteil bemühte sich der Gefangene, die Schuld auf andere abzuwälzen. Angeblich habe er die Goldstücke auf der Straße gefunden. Es dauerte nicht lange, bis auch der Komplize Runck in den Blick der Justiz geriet. Der Schlossverwalter wurde verhaftet und bekannte laut Fassmann, "dass er mit dem Hofschlosser viele Medaillen und andere Kostbarkeiten aus den königlichen Zimmern, Spinden und Schränken, Kisten und Kästen gestohlen; wie sie dann auch gesonnen gewesen, den Diebstahl noch weiter miteinander fortzusetzen." Es dauerte nicht lange, bis das Gericht Runck und Stieff zum Tod verurteilt. In solchen Dingen kannten die Hohenzollern kein Erbarmen. Schon bei kleinen Eigentumsdelikten war es im frühen 18. Jahrhundert, die Täter vor dem Haus hinzurichten, in dem sie in fremde Kassen und Schränke gegriffen hatten.

Die beiden Verbrecher hat man auf besondere Weisung des über den Vertrauensbruch besonders erbosten Königs auf ihrem Weg zum Hinrichtungsort besonders gequält. Auf einem Karren rücklings halbnackt sitzend, wurden sie drei Stunden durch die Stadt gefahren und dabei an den Ecken der Hauptstraßen mit glühenden Zangen gekniffen. "Als sie nun in Begleitung einer starken Wache zum Gericht gebracht waren, welches auch schon zuvor mit einem Kreis von der Soldateska, drei Mann hoch, umgeben gewesen, wurde der Hofschlösser von unten auf gerädert, welches der Kastellan Runck, desgleichen die beiden Weiber, mitansehen müssen. Hernach ist auch der Runck ebenfalls von unten auf gerädert worden. Als dieses geschehen, hielten die Priester eine bewegliche Rede an die Menschen, die sowohl zu Fuß als zu Pferde und in Karossen gegenwärtig waren. Hierauf hat man die beiden Körper an den höchsten eisernen Galgen hinaufgezogen und mit eisernen Ketten daran fest gemacht; die Weiber aber sind auf einem Wagen nach Spandau gebracht worden". Das heißt, sie wurden zur Zwangsarbeit zur Zitadelle gebracht. Man warf ihnen vor, dass sie ihre Männer wegen der Diebstähle nicht angezeigt hatten.

Der Stadthistoriker Adolf Streckfuß fügt in seinem Buch "500 Jahre Berliner Geschichte" der Schilderung des spektakulären Falls hinzu, dass bei diesen und allen übrigen Hinrichtungen stets Prediger zugegen waren, "um sie auf dem letzten Lebenswege zu trösten und um zugleich sich selbst den Ruhm einer Sünderbekehrung zu erwerben. Das Schauspiel der Hinrichtung gewann dadurch in den Augen der großen Menge ein erhöhtes Interesse und wirkte höchst nachteilig auf die Phantasie derselben. Es ist sicher, dass weder Hängen, noch Rädern, noch Kneipen mit glühenden Zangen die Zahl der Verbrechen in Berlin verminderte." Gerade zu Zeiten, da besonders viele Hinrichtungen stattfanden, sei die Stadt angesichts der vielen herumstreichenden Bettler und liederlichen Personen besonders unsicher gewesen. "Es war ein Wagestück", schreibt Streckfuß weiter, "nachts allein die Straßen der Residenz zu durchwandern, und wer dies in den Vorstädten versuchen wollte, durfte fast sicher sein, ausgeplündert zu werden."

22. Januar 2017



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