Undichte Dächer, bröckelnde Mosaiksteine
Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt Sanierung der Friedenskirche im Potsdamer Park von Sanssouci





Friedrich Wilhelm IV., der Romantiker auf dem Thron, wacht vor der Großen Orangerie, die er im Stil italienischer Villen zur Aufbewahrung empfindlicher Pflanzen sowie als fürstliches Gästehaus und Galerie erbauen ließ.





Die im Marlygarten unweit des Grünen Gitters gelegene Friedenskirche ist ein Zeugnis für die Italiensehnsucht, von der Friedrich Wilhelm IV. als preußischer Kronprinz und ab 1840 als König befallen war. Angeregt wurden er sowie Persius, Stüler und weitere Architekten durch ein Kupferstichwerk "Denkmale der christlichen Kirchen Roms".



Der Gottesdienstraum der Friedenskirche sieht auf den ersten Blick intakt aus, doch wenn man genau hinschaut, dann sieht man an verschiedenen Stellen, das hier der "Zahn der Zeit" schon mächtig vorangeschritten ist. Das Apsismosaik der Kirche Sankt Cipriano auf der Insel Murano bei Venedig wurde 1834 vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) angekauft.



In der Gruftkapelle der Friedenskirche ist das Königspaar Friedrich Wilhelm IV. und Elisabeth bestattet.



Im Säulenhof mit seinen rundbogigen Arkaden hält Moses betend die Hände zum Himmel. Die Marmorgruppe ist das letzte Werk von Christian Daniel Rauch und wurde nach dessen Tod im Jahr 1857 von Albert Wolff vollendet. (Fotos: Caspar)

Vor der Neuen Orangerie steht das Marmordenkmal ihres Erbauers, des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. Er ist barhäuptig und in einfacher Uniform ohne Ordensschmuck dargestellt, wie sein großes Vorbild Friedrich II. auf einen Spazierstock gestützt. Der Ort für dieses von Gustav Bläser geschaffene Monument von 1873 ist mit Bedacht gewählt. Denn der "Romantiker auf dem Thron", dessen Herz mehr an der Kunst und Architektur als an der Politik hing, ließ das riesige Gebäude nicht nur als Aufbewahrung von empfindlichen Orangenbäumen und anderen exotischen Gewächsen im Winter bauen und zeichnete dazu Entwürfe, die an italienische Villen erinnern. Er ließ das nach Plänen von Friedrich August Stüler erbaute Orangerieschloss auch als Gästehaus für fürstliche Besucher erbauen, womit er an die Tradition seines Vorgängers auf dem preußischen Thron, Friedrich II., anknüpfte, dem er sich stark verbunden fühlte. Aufmerksamkeit verdient der Raffaelsaal hinter dem Königsdenkmal. Hier ließ Friedrich Wilhelm IV. Kopien von Gemälden des italienischen Renaissancemalers Raffael an die Wände hängen, darunter eine qualitätvolle Fassung der berühmten Sixtinischen Madonna, des wohl berühmtesten Bildes der Dresdner Gemäldegalerie.

Während Friedrich Wilhelm IV. (gestorben 1861) und seine aus Bayern stammende Gemahlin Elisabeth (gestorben 1873) in der Königsgruft der Friedenskirche im Park von Sanssouci bestattet sind, fand Friedrich II., der Große, erst 1991, von der Hohenzollernburg Hechingen überführt, in der von ihm angelegten Gruft auf der Terrasse von Schloss Sanssouci seine letzte, endgültige Ruhe. Nach seinem Tod am 17. August 1786 hatte der neue König Friedrich Wilhelm II. seinen Vorgänger und Onkel entgegen einer ausdrücklichen testamentarischen Verfügung nicht in dieser Gruft bestatten, sondern den Sarg neben dem des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. in der Gruft der Potsdamer Garnionkirche aufstellen lassen. Beide im Zweiten Weltkrieg sicherheitshalber ausgelagerte Särge kamen nach einer Zwischenstation in der Marburger Elisabethkirche bis 1991 auf die Burg Hohenzollern, dem Stammsitz der Dynastie. Nachdem der Sarg des Großen Königs unter Trommelwirbel und im Beisein von Politprominenz und Angehörigen des Hauses Hohenzollern in die Gruft auf der Terrasse von Sanssouci gesenkt worden war, hat man den Eingang durch eine einfache Sandsteinplatte mit der Inschrift FRIEDRICH DER GROSSE verschlossen. Zu jeder Jahreszeit werden hier Blumen niedergelegt. Gleich nebenan liegen im Rasen Steinplatten mit Namen von Hunden, die der König hier hatte begraben lassen.

Bundesweite Spendenkampagne

Die im Marlygarten des Parks Sanssouci gleich am Grünen Gitter nach Plänen von des Hofarchitekten Ludwig Persius und nach dessen Tod 1845 von Friedrich August Stüler erbaute Friedenskirche ist mit den Jahren zu einem Pflegefall geworden. Die dreischiffige Säulenbasilika ohne Querhaus besitzt einen 42 Meter hohen Glockenturm, auch Campanile genannt. Mit ihren Nebenbauten ist das Gotteshaus oberitalienischen Klosterbauten nachempfunden. Als Vorlage für die Kirche diente ein idealisierter Kupferstich von San Clemente in Rom. Die Grundsteinlegung erfolgte am 14. April 1845, die Weihe fand am 24. September 1848 statt. An den Nebenanlagen wurde noch bis 1854 gebaut.

Die kaputten Dächer über den Seitenschiffen, die Gefahr von Substanzverlusten am wertvollen venezianischen Apsismosaik aus dem frühen 13. Jahrhundert, Schäden am Glockenturm und an anderen Stelen bereiten der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg große Sorgen. Aus diesem Grund hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) 2015 eine bundesweite Spendenkampagne, die erneut Früchte trägt. Dank eingegangener Spenden konnte Heidi Gerber, Projektreferentin der DSD, einen zweiten Fördervertrag an den Generaldirektor der Stiftung, Hartmut Dorgerloh, übergeben. Damit stehen weitere 198.000 Euro für die Instandsetzung der Friedenskirche zur Verfügung, die 1990 mit anderen Bauten und Parkanlagen aus dem 18. und 19. Jahrhundert in Potsdam und Berlin in den Rang des UNESCO-Welterbes erhoben wurden. Die Finanzierung der gesamten Baukosten in Höhe von 960.000 Euro ermöglichen zu gleichen Teilen Monika Grütters, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (BLDAM) sowie die DSD.

Die Wiederherstellungsarbeiten am und in der Friedenskirche haben im Oktober 2017 mit der Aufstellung des Fassadengerüstes begonnen und sollen im Herbst 2018 abgeschlossen sein. Im ersten Bauabschnitt werden die Dacheindeckungen der Seitenschiffe, die Rinnen und Fallrohre sowie die vom Schwamm befallenen Dachkonstruktionen erneuert. Saniert werden ferner schadhaftes Mauerwerks und Putzflächen. Außerdem werden die Blitzschutzanlage und Elektroleitungen erneuert. In einem zweiten Bauabschnitt erfolgt die Restaurierung des Apsismosaiks. Die Maßnahme umfasst die Reinigung der Oberfläche, die Einbindung gelockerter Mosaiksteine in das Gefüge und die Stabilisierung sowie partielle Ergänzung des Mörtelbetts. Zeitgleich werden Pläne für die Sanierung des Glockenturms (Campanile) ausgearbeitet. Alles in allem für die Instandsetzung der Potsdamer Friedenskirche mehr als sechs Millionen Euro veranschlagt. Für die Rettung des Bauwerks machen sich nach Angaben der Schlösserstiftung zahlreiche prominente Vertreter des öffentlichen Lebens gemeinsam mit dem Bauverein Friedenskirche Potsdam e. V., der SPSG und der DSD stark. Unter ihnen befinden sich Georg Friedrich Prinz von Preußen, die Landtagsabgeordnete Klara Geywitz, "Tatort"-Kommissar Jörg Hartmann und Gemeindemitglied Ursula Weyrauch.

4. Dezember 2017

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