Bekannte Unbekannte
Bundesrepublik Deutschland ehrt den Designer Peter Behrens und den Chemiker Ernst Otto Fischer mit Gedenkmünzen







Peter Behrens kommt uns auf dem neuen 20-Euro-Stück von 2018 näher. Mit sparsamen Mitteln bildet die Silbermünze das Dibenzolchrom mit der Doppelkegelstruktur ab. (Fotos: Wuthenow/BVA Berlin)

Wie in den vorigen Jahren werden auch 2018 in Deutschland neue Kurs- und Gedenkmünzen in hoher Auflage geprägt. Die Werte zu zwei Euro zum 100. Geburtstag des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt sowie der gleiche Wert als der Länderserie mit der Ansicht des Berliner Schlosses Charlottenburg werden demnächst blitzblank in unseren Portemonnaies klappern, denn sie werden in allen fünf deutschen Prägeanstalten als Kursmünzen hergestellt. Hingegen sind die Auflagen der Werte zu 5 Euro sowie aus Silber zu 20 und aus Gold zu 50 und 100 Euro beschränkt. Wer sie haben möchte, muss sie im Handel und bei der Verkaufsstelle für Sammlermünzen der Bundesrepublik Deutschland bestellen, bekommt sie aber auch auf Münzmessen und durch den Tausch mit Sammlerfreunden.

Erwartet werden 2018 folgende Ausgaben: 5 Euro "Subtropische Zone" mit orangenem Polymerring sowie 20 Euro "800 Jahre Hansestadt Rostock", 20 Euro "Froschkönig" aus der Serie Grimms Märchen, 20 Euro "275 Jahre Gewandhausorchester Leipzig", 20 Euro "150. Geburtstag von Peter Behrens" und 20 Euro "100. Geburtstag von Ernst Otto Fischer". Sammler können sich ferner auf die Goldmünzen zu 20 Euro "Uhu" aus der Serie Heimische Vögel, 50 Euro "Kontrabass" aus der Serie Musikinstrumente und 100 Euro "Schlösser Augustusburg und Falkenlust" freuen.

Nicht jeder wird wissen, wem da in diesem Jahr numismatische Ehren zugestanden werden. Wenn man sich mit den Münzen und den Biographien näher beschäftigt, wird man die "Bekannten Unbekannten" in die Abteilungen Architektur beziehungsweise Naturwissenschaften legen können. Den vielseitigen Maler, Architekten, Designer und Schriftgestalter aus dem frühen 20. Jahrhundert Peter Behrens wird man noch kennen. Die Münze würdigt einen Mann, der als Pionier des modernen Industriedesigns international und national große Anerkennung fand und einer der prägenden Künstler der Moderne war. Auf Behrens gehen Planungen für Industriebauten und Fabrikhallen sowie Entwürfe für Bücher und Buchstaben, für Kannen und Vasen aus Porzellan, Glas und Metall, ferner für Bestecke, Tapeten, Kleider und Stoffe, Teppiche, Gobelins, Werbegrafiken und Plakate zurück.

Die von der Berliner Künstlerin Anna Steinmann gestaltete Münze kombiniert das Bildnis des auch "Mister Werkbund" genannten Künstlers mit einer von ihm entworfen Turbinenhalle, die für Berlin als großartigen Standort der Elektroindustrie, Elektropolis genannt, repräsentativ ist. Die Wertseite zeigt einen stilistisch an der Bildseite orientierten Adler, und auf dem Münzrand kann man mit vertieften Buchstaben das selbstbewusste Bekenntnis in einer autobiografischen Schrift "IM UEBRIGEN AUTODIDAKT" lesen. Wer mit Behrens überhaupt nichts anfangen kann, dem sei gesagt, dass der Künstler vielen anderen Dingen auch die Inschrift "Dem deutschen Volke" über dem Berliner Reichstagsgebäude entworfen hat. Jeden zweiten oder dritten Tag kann man die 1916 angebrachte Widmung im Fernsehen lesen.

Die Silbermünze zur Erinnerung an Ernst Otto Fischer würdigt einen deutschen Chemiker und Professor für Anorganische Chemie, der für seine Forschungen auf dem Gebiet der Metall-Kohlenstoff-Bindungen gemeinsam mit dem Britten Geoffrey Wilkinson 1973 den Nobelpreis für Chemie bekam. Katrin Pannicke aus Halle an der Saale zeigt ausnahmsweise mal kein Bildnis des Jubilars, sondern hat für ihren Entwurf das mit wenigen Strichen und Punkten ausgeführte Modell des Dibenzolchroms mit der Doppelkegelstruktur für das enge Münzrund abgewandelt, für das Fischer 1973 den Nobelpreis erhielt. Dem Entwurf wird von der Jury eine moderne, zukunftsgerichtete visuelle Sprache und typografische Eleganz bescheinigt. Ernst Otto Fischer habe maßgeblich zum theoretischen Verständnis chemischer Bindungen beigetragen, aber auch zur industriellen Anwendung metalorganischer Verbindungen, vor allem in der Katalyse. Auf dem Münzrand sind die Worte "NATURWISSENSCHAFTEN SIND WEDER GUT NOCH BOESE" zu lesen. Angesichts des Missbrauchs der Naturwissenschaften durch politische und wirtschaftliche Systeme aller Art wird man sich fragen, ob dieses von Fischer selbst verwendete Motto wirklich gut gewählt ist und in unsere Zeit passt.

3. Dezember 2017

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