"Des Vaterlands Liebling, der Feinde Schrecken"
Otto von Bismarck, der Schmied der deutschen Einheit, auf Medaillen und seit 2015 auf einer Gedenkmünze



Zahlreiche Bismarck-Medaillen wurden bereits 1905 von Julius Eduard Bennert publiziert. Zu den 357 Medaillen wurden später in einem zweiten Teil des Katalogs weitere Stücke gelegt. Die Prägung bezieht sich auf den sogenannten Kulturkampf. Auf der undatierten Medaille drängt Germania mit Bibel und Schwert den Papst zurück, unter dessen Mantel eine Schlange hervorkommt.



Die Inschrift "Dem Deutschen Volke" wurde über erst 1916 über dem Portal des Reichstagsgebäudes angebracht, als Kaiser Wilhelm II. seinen Widerstand gegen diese ihm suspekte Widmung aufgegeben hatte. Die Medaille ehrt Bismarck und seine Nachfolger im Amt des Reichskanzlers Caprivi sowie Hohenlohe-Schillingsfürst.



Der Kanzler peitscht auf der Karikatur im Deutschen Reichstag Gesetze durch. Für viele Zeitgenossen war diese Art zu regieren ein Gräuel.



Der Lotse Otto von Bismarck geht unter den Augen des russischen Zaren von Bord, und der junge Kaiser übernimmt das Staatsruder. Britische Karikatur aus dem Jahr 1890, als Wilhelm II. den Kanzler wenig ehrenvoll entließ.





Das Bismarckdenkmal in Hamburg ist auf der 1906 prägten Medaille abgebildet, versehen mit einer auf sein Wirken bis in die ferne Zukunft deutenden Inschrift.



Kaiser Wilhelm II. entließ 1890 Bismarck unter wenig ehrenvollen Umständen und errichtete sein "persönliches Regiment". Es dauerte genau 125 Jahre, bis 2015 dem Reichskanzler eine reguläre Münze gewidmet wurde, denn bis dahin gab es nur Medaillen mit seinem Bildnis. (Fotos/Repros: Caspar)

Otto von Bismarck liebte reichliches Essen und Trinken, rauchte viel und wurde uralt, ein Workaholic, der bis unmittelbar vor seinem Tod am 30. Juli 1898 politisch aktiv war. Zahlreiche Denkmäler wurden zur Erinnerung an den deutschen Reichskanzler errichtet und noch mehr Medaillen mit seinem Bildnis geprägt. Unübersehbar ist die Masse der bunt bemalten Tabakspfeifen, Trinkbecher und Wandteller, der Klappmesser, Küchenhandtücher und Kissenplatten, der Reservistenkrüge, Ruhmesblätter und Ehrendiplome mit dem Bildnis und Wappen des Reichskanzlers. Dazu kommen Nachbildungen von Denkmälern und Büsten, gefertigt von "ersten Künstlern". Der Fürst erscheint auf Medaillen mit Helm oder Schlapphut oder ganz barhäuptig, in Uniform oder Zivilrock. Er kommt als antiker Held mit nackter Brust daher, als Siegfried der Schmied, Feldherr zu Pferde und als Redner vor dem Parlament mit strengem Blick und heruntergezogenem Schnurrbart. Bismarck wird auf Medaillen als "des Vaterlands Liebling und der Feinde Schrecken" gefeiert, als Unsterblicher und Titan, als Paladin Wilhelms I. und "Alldeutschlands Schutzgeist". Beliebt waren Darstellungen, die ihn und seinen kaiserlichen Herren Wilhelm I. beziehungsweise führende Militärs des kaiserlichen Deutschland, allen voran Albrecht von Roon und Helmuth von Moltke, gemeinsam zeigen.

Vielen "Erinnerungstalern" mit immer den gleichen Köpfen, Wahlsprüchen und Wappen sieht man an, dass sie zum Zwecke des schnellen Gelderwerbs von fixen Medaillenverlegern hergestellt und vertrieben wurden. Nur wenige Stücke können als wirklich gelungene Kunstmedaillen angesprochen werden. Interessant ist auch, dass von großen Medaillen und Plaketten verkleinerte Ausgaben hergestellt wurden. Manche bekamen von den Herstellern Henkel und Ösen und konnten so wie ein Orden an der Brust getragen werden.

Das ganze Deutschland stimmt mit Jubel ein

Als früheste Prägung gilt eine Medaille zur Eröffnung des Landtages am 26. Januar 1850, in dem Otto von Bismarck den Kreis Westhavelland vertrat. Eine ebenfalls sehr frühe Prägung stellt den (seit 1865) Grafen Otto von Bismarck dar. Die Zinnmedaille von 1870 auf den Krieg gegen Frankreich bildet König Wilhelm I. von Preußen, den Kronprinzen Friedrich (III.) und den Prinzen Friedrich Karl sowie Bismarck und General von Moltke ab. Auf der Rückseite greifen deutsche Truppen an. "Das ganze Deutschland stimmt mit Jubel ein - ein donnernd Hoch der braven Wacht am Rhein" lautet beiderseits die Inschrift.

Der deutsch-französische Krieg und seine Ergebnisse brachten weitere Bismarck-Medaillen hervor, die während der deutschen Besetzung von Paris hergestellt und verkauft wurden. Unter diesen Jetons mit Bildnissen des Fürsten Bismarck auf der Vorderseite sowie Porträts führender Politiker der französischen Republik sind Spottmedaillen eine Ausnahme. Manche Medailleure waren unsicher, was den neuen Titel Wilhelms I. betrifft, weshalb dieser auch auf Bismarck-Medaillen als "Kaiser der Deutschen" genannt wird. Der Kanzler wird auf weiteren Prägungen als Redner im Reichstag mit dem Ausspruch "Wir Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt" zitiert. Dieses Wort kommt auf zahllosen ihm gewidmeten Medaillen vor, die in großer Zahl auf den Markt geworfen wurden.

Glanz und Gloria

Es versteht sich, dass die Medaillen und anderen Erinnerungsstücke etwa zu den diversen Sedanfeiern, Jubiläen der Reichsgründung, Denkmalweihen, Grundsteinlegungen usw. nur Glanz und Gloria wiedergeben, keineswegs die Irrungen und Wirrungen, die Zickzackwege und Gewalt in der von Bismarck repräsentierten Politik und schon gar nicht die herrischen Züge im Charakter des Politikers, der nur die Autorität seines Königs und Kaisers Wilhelm I. anerkannte. Dieser hatte durchaus mit Bismarcks "Kanzlerdiktatur" Probleme. "Es ist nicht leicht, unter einem solchen Kanzler Kaiser zu sein", gestand Wilhelm I. Ein Mitarbeiter Bismarcks, Heinrich Abeken, bemerkte über seinen Chef: "Er will der Alleinherrscher sein, nur Befehle erteilen, aber keine Meinung hören; es ist ihm schon unbequem genug, dass er im Conseil mit den Ministern oder den Generalen andere Meinungen hören und gelten lassen muss; aber im eigenen Hause darf das nicht sein." Ein anderer Mitarbeiter, Christoph von Tiedemann, erinnert sich: "Sein Selbstgefühl war, ähnlich wie bei Friedrich dem Großen und Napoleon, mit einer starken Dosis Menschenverachtung gepaart, und diese verleitete ihn nicht selten, Freunde und Feinde zu unterschätzen. Er sah in den Freunden dann nur willenlose Werkzeuge seiner Pläne, Schachfiguren, die er beliebig auf dem Brette seiner Politik hin und her schieben und auch opfern konnte, wenn dies ins Spiel paßte, in seinen Feinden nur Schurken und Dummköpfe. Freunde konnte er nur gebrauchen, wenn sie sich vollständig mit ihm identifizierten."

Schmied und Baumeister des Reichs

Die Eröffnung des Berliner Reichstagsgebäudes im Jahr 1894 nach zehnjähriger Bauzeit wurde, wie andere herausragende Ereignisse des wilhelminischen Reiches, durch Medaillen gefeiert. Auf den Prägungen erscheinen die Spitzen des Reiches - Kaiser Wilhelm II., "Fürst Bismarck der Baumeister des Deutschen Reiches" allein sowie die drei ersten Reichskanzler Bismarck, Caprivi und Hohenlohe, während auf der Rückseite der nach Plänen von Paul Wallot errichtete Parlamentsbau dargestellt ist.

Wie Wilhelm II., der die oberste Volksvertretung insgeheim "Reichsaffenhaus" nannte und dem Architekten Wallot seine Verachtung fühlen ließ, hatte auch Bismarck von Parlamentariern und demokratischer Meinungsbildung keine gute Meinung. Der Ausspruch des damaligen preußischen Ministerpräsidenten vom 30. September 1862 vor der Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses "Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden - das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen-, sondern durch Eisen und Blut" wurde zum geflügelten Wort. In seinen Memoiren "Gedanken und Erinnerungen" nahm der Politiker eine bezeichnende Veränderung vor, als er jenen Reden, Vereinen und Majoritätsbeschlüssen den Kampf gegenüberstellte, "der nur durch Blut und Eisen erledigt werden könne". Schon 1863 stellte er seiner eigenen Tätigkeit ein schlechtes Zeugnis aus, als er schrieb: "Ich habe niemals geglaubt, dass ich in meinen reifen Jahren genötigt werden würde, ein so unwürdiges Gewerbe wie das eines parlamentarischen Ministers zu betreiben. Als Gesandter hatte ich, obschon Beamter, doch das Gefühl, ein Gentleman zu sein. Als Minister ist man Helot. Ich bin heruntergekommen und weiß doch selber nicht wie".

Wie Hausdiebe vertrieben

Den Medaillen des Jahres 1890 und der folgenden Zeit sieht man nicht an, daß Bismarck einen politischen Sturz hatte hinnehmen müssen. "Wie Hausdiebe" wurde der 75jährige mit seiner Familie aus dem Reichskanzlerpalais an der Berliner Wilhelmstraße vertrieben. Diesen Rauswurf versuchte der Kaiser mit überschwänglichen Lobesworten für den zum Herzog von Lauenburg erhobenen Bismarck zu versüßen, doch der Bruch war da und wurde nie wieder gekittet. Das "persönliche Regiment" des Imperators mit Weltherrschaftsallüren und kolonialen Ambitionen ließ eine gerade in dieser Hinsicht weitaus vorsichtiger taktierende Persönlichkeit wie Bismarck nicht zu.

Der Un-Ruheständler war in seinem Schloss Friedrichsruh bei Hamburg von zahllosen Neugierigen umlagert, die sich glücklich schätzten, wenn sie den von seinen Hunden begleiteten "Alten vom Sachsenwald" gelegentlich erblicken konnten. Was er von den Medaillen hielt, die mit seinem Bildnis hergestellt wurden, ist nicht überliefert. Bismarcks Landsitz Friedrichsruh, ein Geschenk Wilhelms I., war nach des Eisernen Kanzlers Sturz im Jahr 1890 so etwas wie die heimliche Hauptstadt des Reiches. Hier empfing der Fürst Journalisten, denen er bissige Kommentare in die Feder diktierte, gerichtet gegen den zwirbelbärtige Kaiser in Berlin und Potsdam und seine politischen Helfer. Nebenbei schrieb Bismarck seine Memoiren. Die despektierlichen Äußerungen über den Kaiser und seine Kamarilla wurden erst nach der Abschaffung der Monarchie in der Novemberrevolution 1918 öffentlich.

Im Jahr 1815 im altmärkischen Dorf Schönhausen geboren, verbrachte Otto von Bismarck sein erstes Lebensdrittel als Gutsherr, obwohl er Jura studiert hatte und kurzzeitig in preußischen Staatsdiensten stand. In der Zeit des Vormärz beschritt er die politische Laufbahn. Dem in der 1848er Revolution in Bedrängnis geratenen preußischen König Friedrich Wilhelm IV. wollte er mit seinen Schönhausener Bauern zu Hilfe eilen. Ihm und seinem Bruder Wilhelm I. empfahl er sich als Erzkonservativer. In den Einigungskriegen 1864 gegen Dänemark, 1866 gegen Österreich und 1870/71 gegen Frankreich bereitete der Politiker den Boden für die Gründung des deutschen Kaiserreiches unter preußischer Hegemonie vor. Innenpolitisch drängte der 1871 in den erblichen Fürstenstand erhobene Kanzler den Einfluss der katholischen Kirche zurück.

Kampf gegen die Sozialdemokratie

Bismarck versuchte, Attentate auf Kaiser Wilhelm I. nutzend, die sich etablierende Sozialdemokratie niederzuringen. Das von ihm initiierte Sozialistengesetz (1878-1890) indes bewirkte eher eine Stärkung der Opposition als deren Abschaffung. Verschiedene Medaillen feiern den "Ablauf des Socialistengesetzes" und erinnern mit Bildern führender Sozialdemokraten sowie von Marx und Engels an den Sieg der SPD bei den Reichstagswahlen von 1890. Dass das Gesetz 1890 nicht verlängert wurde, hat der Fürst als persönliche Niederlage empfunden. Der Deutsche Reichstag zahlte ihm im Übrigen die offen zur Schau gestellte Missachtung heim, als die Mehrheit der Abgeordneten dem Altreichskanzler eine offizielle Großadresse zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 1895 verweigerte.

Vorbildlich für andere Länder war die unter Bismarcks Regie eingeführte Sozialgesetzgebung, die Arbeitern und Angestellten gewisse Sicherheiten bei Krankheit und im Alter gab und versuchte, sie mit den Auswirkungen des Sozialistengesetzes zu versöhnen. Außenpolitisch strebte der Kanzler eine Politik des Ausgleichs im Interesse der Konsolidierung des Kaiserreichs an und schloss Bündnisse mit Russland und Österreich. Die noch unter seiner Ägide begonnene Kolonialpolitik wurde in Verbindung mit der Aufrüstung und Flottenpolitik unter Wilhelm II. zu einem gefährlichen Störfaktor in den Beziehungen namentlich zu Großbritannien.

Der junge Kaiser galt bei seinem Regierungsantritt 1888 als Hoffnungsträger, doch sein "Neuer Kurs" löste keine Probleme, sondern schuf neue. Davon aber erzählen die Jubelmedaillen zum Regierungsantritt kein Wort. Wilhelms II. sprunghafte, unberechenbare Politik. Sein ständiges Säbelrasseln sollte schon bald das Deutsche Reich in große innen- und außenpolitische Schwierigkeiten bringen. "Zwanzig Jahre nach dem Tod Friedrichs des Großen war Jena; zwanzig Jahre nach meinem Abgang wird wieder der Niederbruch kommen, wenn so weiter regiert wird", prophezeite der Altreichskanzler Wie sollte er mit seiner Ahnung vom Ende der Monarchie 1918 Recht haben.

Die Aussöhnung zwischen dem Kaiser und Bismarck bei dessen auch durch zahllose Medaillen gefeierten 80. Geburtstag war nur formaler Natur; die letzte Begegnung 1897 in Friedrichsruh sei von eisiger Kälte gewesen. Als der Fürst ein Jahr später starb, blieb der Bismarck-Clan dem Gedenkgottesdienst in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche fern. Für seinen Sarg im neoromanischen Mausoleum in Friedrichsruh bestimmte Bismarck die Inschrift, die den Toten als "Ein treuer deutscher Diener Kaiser Wilhelms I." bezeichnet und jeden Hinweis auf das deutsche Volk vermeidet. Wilhelm II. ließ, um Bismarck-Ruhm auch auf sein Haupt zu lenken, vor dem Berliner Reichstagsgebäude ein riesiges Bronzemonument errichten. Das 1901 geweihte Werk des Bildhauers Reinhold Begas, das en miniature auch auf einer Lauer-Medaille dargestellt ist, wurde 1938 im Zusammenhang mit Hitlers Planungen für die neue Weltmetropole "Germania" an den Großen Stern im Tiergarten versetzt, nicht weit von der ebenfalls dorthin gebrachten Siegessäule entfernt.

Otto von Bismarck war kaum tot, da boomte schon der Andenkenhandel. Der Friseur des Fürsten verkaufte im Laufe der Zeit gesammelte Haare in goldenen Broschen. Bilder und Schriftstücke mit eigenhändiger Unterschrift wurden wie christliche Reliquien verehrt. Friedrichsruh, Varzin und Schönhausen, die ländlichen Wohnorte des Verstorbenen, konnten den Ansturm der Verehrer kaum fassen. Medaillenanstalten prägten, was das Zeug hält. Auch die Postkartenindustrie kam kaum hinterher. Ärger bekamen zwei unvorsichtige Fotografen. Gegen den Willen der Familie hatten sie heimlich Aufnahmen von dem Verstorbenen gemacht. Als das ruchbar wurde, wurden die meisten Fotos samt Glasplatten vernichtet. Eine Aufnahme blieb erhalten. Sie zeigt den Toten keineswegs in heldischer Verklärung, wie auf Medaillen, Ansichtskarten und in der Presse verbreitet, sondern in dicken Kissen versunken, die Kinnlade durch ein weißes Band hochgebunden. Die voreiligen Urheber dieser Bilder kamen ins Gefängnis.

Ich bin bei euch

Als 1915 der einhundertste Geburtstag gefeiert wurde, wurde mit Bismarck unverhohlen Kriegspropaganda gemacht. Ein "Gedenktaler" der auf diesem Gebiet überaus fleißigen Prägeanstalt Lauer in Nürnberg verkündet: "Gefüge des Reichs auf der Einheit kernfestem Grunde, an den Quadern zerschellt ohnmächtig der Feinde Sturm". Die Kunstprägeanstalt Wilhelm Mayer und Franz Wilhelm in Stuttgart, führend mit "besseren" Bismarck-Medaillen, brachte zum einhundertsten Geburtstag eine Darstellung marschierender und reitender Soldaten heraus. Unter den Augen des aus den Wolken herabschauenden Fürsten schlagen sie den Feind in die Flucht. "Ich bin bei euch" ruft er ihnen zu.

Otto von Bismarck war es nicht vergönnt, dass man ihn auch auf regulären Reichsmünzen dargestellt hat. Zwar erscheint er auf zahllosen Silberstücken, die fast so aussehen, als seien sie kurantes Geld. Die Gesetze ließen zu seinen Lebzeiten und bis ins frühe 20. Jahrhunderts nicht zu, dass man einen nicht regierenden Fürsten diese höchste numismatische Weihe gab. Als 1915 sein einhundertster Geburtstag gefeiert wurde, erwies sich die Idee, ihm eine Münze zu widmen, als nicht durchführbar. Vom Gesetz her wäre es möglich gewesen, analog zum Völkerschlachtdenkmal auf dem Drei-Mark-Stück von 1913 Hugo Lederers Hamburger Bismarck-Denkmal auf eine solche Münze zu setzen. Doch scheiterte der Plan, so ist in Kurt Jaegers Katalog "Die deutschen Münzen seit 1871" zu lesen, paradoxerweise an der übergroßen Popularität des Altreichskanzlers. Nach Meinung des Reichsschatzamt hätten im In- und Ausland mühelos Münzen im Nennwert von einhundert Millionen Mark abgesetzt werden können. Demgegenüber sei der Verkauf der 1913 geprägten Münzen auf die Befreiungskriege und zum silbernen Regierungsjubiläum Wilhelms II. mit je neun Millionen Mark zu gering gewesen. "Die sich darin spiegelnde größere Wertschätzung Bismarcks gegenüber dem Kaiser war für die damalige Zeit ein Grund, den Plan ganz aufzugeben", stellt Jaeger fest. Die Quelle für diesen Hinweis konnte bisher noch nicht gefunden werden.

Zum zweihundertsten Geburtstag des Reichskanzlers erschien am 1. April 2015 eine in der Staatlichen Münze Berlin geprägte Zehn-Euro-Münze mit der Randschrift DIE POLITIK IST DIE LEHRE VOM MÖGLICHEN. Gestaltet von Michael Otto, zeigt die eine helle Gesichtshälfte des alternden Bismarck und verbirgt die andere im Dunkeln. Diese Darstellung sei symptomatisch für Bismarcks Ambivalenz, und diese habe er, Michael Otto, in seinem Entwurf zum Ausdruck zu bringen versucht. Die Jury befand, das Bismarckporträt verdeutliche in eindrucksvoller Weise die Ambivalenz, die mit der Persönlichkeit Bismarcks verbunden ist.

15. Juni 2017

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