Thaler Gold aus Bremen
Silbermünze mit ungewöhnlichem Namen erinnert an Mühen um Reform des Geldwesens in der Hansestadt



Bremen gab die Handelsmünze Thaler Gold nur 1863, 1865 und 1871 aus, die Prägung von 1864 ist eine Medaille von der Größe und dem Gewicht dieser Silbermünze.



Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden unzählige außer Kurs gesetzte Münzen dem Tiegel überantwortet, diese Stücke aus Bremen haben die Einschmelzungen überdauert. (Repro: Caspar)

Als der Taler erstmals 1486 in Tirol und danach in anderen Regionen geprägt wurde, hieß er noch Neue Münze oder Guldengroschen. Diese Bezeichnung unterstrich, dass das ungewöhnlich große und schwere Silberstück so viel wert ist wie ein Goldgulden. Erst mit dem Aufkommen des Joachimsthalers bürgerte sich der Name Thaler oder Taler ein. Alle wissen, dass Taler aus Silber bestehen, doch was ist mit dem Bremer Nominal "Thaler Gold"? Diese ungewöhnliche Bezeichnung findet man auf Gedenkmünzen der Hansestadt, die zwischen 1863 und 1871 geprägt wurden.

Das Erzstift Bremen begann mit der Ausgabe von Denaren, Brakteaten, Witten und anderen Silbermünzen sowie im 14. Jahrhundert von Goldgulden. Die Stadt gelangte 1369 in den Besitz des Münzrechts, das sie aktiv bis 1866 ausübte und 1904 erneut aufleben ließ. Die Frage nach dem Thaler Gold führt in die Bremer Münzgeschichte des 19. Jahrhunderts. Damals ließ das Münzwesen in der altehrwürdigen Hansestadt an Unbequemlichkeit und Buntscheckigkeit nichts zu wünschen übrig, wie Hermann Jungk in seinem bis heute viel zitierten Buch "Die Bremischen Münzen" aus dem Jahr 1875 schreibt. Da das Werk mit münzgeschichtlicher Einleitung und umfangreichem Katalog sowohl der Münzen und Medaillen der Stadt als auch des Erzbistums auch als Reprint erhältlich ist, leistet es auch heute gute Dienste.

Im 19. Jahrhundert hat man in Bremen, und nicht nur dort, alles versucht, um durch Verträge und Konventionen Ordnung und Übersicht in das lebenswichtige Geldwesen, denn der Umgang mit allen möglichen Sorten war mühsam und teuer. Bremen hat 1840 beschlossen, die neuen gröberen Sorten vom Taler abwärts nach Möglichkeit dem aktuellen Goldpreis anzunähern. Der daraufhin in Bremen kreierte Taler Gold war eine Handelsmünze, man berechnete ihn zu 72 Groten. Ausgeprägt wurde allerdings nicht der Taler, sondern zwischen 1840 und 1864 nur das Halbstück im Wert von 36 Groten. Auf ihm wird wie bei unzähligen älteren Geldstücke das gekrönte Bremer Schlüsselwappen von zwei Löwen als Schildhalter flankiert.

Bremen hatte seit 1747 keine eigenen Goldmünzen geprägt, aber natürlich liefen in der Stadt zahlreiche fremde Nominale aus dem gelben Edelmetall um. Für Zahlungen größerer Beiträge wurde der französische Louisd'or bevorzugt. Diese hochwertige Goldmünze hat man mit fünf Talern berechnet, mit anderen Worten war der Taler Gold ein Fünftel des Louisd'or oder vergleichbarer Goldstücke wert. Das allerdings war nur eine Faustregel, denn in Wahrheit unterlag das Verhältnis zwischen Silber und Gold manchen Schwankungen.

Laut Obrigkeitlicher Verordnung vom 25. Juli 1870 war der Taler Gold in Bremen gesetzliches Zahlungsmittel, ebenso hat man in der Hansestadt britische, US-amerikanische, russische, französische und weitere aktuell hergestellte Goldmünzen anerkannt und mit ihnen Geschäfte abgewickelt. Die erwähnte Verordnung war eine Übergangslösung, denn schon bald wurde im neu gegründeten Deutschen Reich die Mark eingeführt und mit dem Nebenherbestehen der unterschiedlichsten Nominale Schluss gemacht. Sehr zum Leidwesen der Münzsammler verschwanden unzählige münz- und kunstgeschichtlich interessante Münzen auf Nimmerwiedersehen in den Tiegeln der Präge- und Scheideanstalten.

Die Bezeichnung THALER GOLD findet sich nicht auf regulären Bremer Geldstücken, sondern nur auf vier verschiedenen Gedenkmünzen. Die kleine Serie beginnt 1863 mit einer Sonderprägung zur Fünfzigjahrfeier der Befreiungskriege von 1813 bis 1815, die der unter französischer Besatzung leidenden Hansestadt die Souveränität zurück gab. Der nächste Taler Gold von 1864 steht zwar in Münzkatalogen, ist im Grunde aber kein Geldstück, sondern eine Medaille in Talergröße mit der Ansicht der neu eröffneten Börse. Wie die Ausgabe von 1864 sind auch die von 1865 und 1871 recht einfallslos mit dem Stadtwappen sowie einer Inschrift versehen. Die Ausgabe von 1865 ehrt das Zweite Deutsche Bundesschießen in der Hansestadt und passt daher auch in eine Sammlung mit Münzen und Medaillen, die anlässlich von Schützen- und ähnlichen Wettbewerben hergestellt wurden. Schließlich erinnert der Thaler Gold von 1871 "an den glorreich erkämpften Frieden vom 10. Mai 1871", womit der Friedensschluss zu Franzfurt am Main zwischen dem siegreichen Deutschen Reich und der unterlegenen Französischen Republik gemeint ist. Die Auflagezahlen schwanken bei diesen Gedenkprägungen zwischen 5000 (1864) und 60 270 (1871). In den Angeboten des Münzhandels kommen diese und weitere Bremer Münzen und Medaillen vor, die erwähnten Ausgaben "Thaler Gold" sind zu moderaten Preisen erhältlich.

10. August 2017

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