"Auch du, mein Brutus"
Was es mit den Dolchen auf einem um 43 vor Christus geprägten römischen Denar auf sich hat



Brutus und seine Spießgesellen müssen so stolz auf ihre Mordtat gewesen sein, dass sie sie sogar auf einem Denar mit eindeutigem Bild verewigt haben.



Das Berliner Münzkabinett zeigt im Bode-Museum eine Auswahl von Caesar-Münzen und weiteren Geprägen aus der Antike bis zur Gegenwart.



Die aus grünem Schiefer gefertigte Büste des Julius Caesar wurde 1767 vom preußischen König Friedrich II., dem Großen, aus einer Pariser Sammlung erworben und kann im Alten Museum auf der Museumsinsel neben dem der Königin Kleopatra betrachtet werden.



Die von Pam Taylor geschaffene und 1987 auf dem Shakespeareplatz in Berlin-Charlottenburg gegenüber der Deutschen Oper aufgestellte Büste ehrt William Shakespeare, dem wir großartige Dramen sowie manche auch heute verwendete geflügelte Wörter verdanken. (Fotos: Caspar)

Mit historischen Zitaten ist es so eine Sache. Wo kein Mikrofon, kein Stenograph, kein seriöser Berichterstatter dabei war, wo es keine authentische Quelle, keinen glaubwürdigen Augenzeugen gibt, schießen die Spekulationen ins Kraut. Die zitierten Personen können sich nicht mehr gegen Unterstellungen und falsche Zitate wehren, sie sind schon längst zu Staub und Asche vergangen. So legte William Shakespeare dem im Jahre 44 vor Christus durch Messerstiche niedergestreckten Julius Caesar den erstaunten Ausruf "Auch du, mein Brutus" in den Mund, während der römische Schriftsteller Sueton den Sterbenden mit "Auch du, mein Kind" zitierte. Gelehrte haben sich den Kopf darüber zerbrochen, ob der schwer getroffene Caesar noch in der Lage war, seinen einstigen Freund und Weggefährten wahrzunehmen und anzusprechen. Wahrscheinlicher ist es, dass er wortlos ins Jenseits trat. Auf jeden Fall ranken sich manche Legende um den jähen Tod des Mannes, aus dessen Namen der Herrschertitel Kaiser abgeleitet wurde, der den Julianischen Kalender einführte und nach dem der siebente Monat benannt ist, nämlich der Julius oder Juli.

Mit dem Kind war M. Iunius Brutus gemeint, der sich mit weiteren streng republikanisch gesonnenen Senatoren gegen den Staatsmann, Feldherrn und Diktator Caesar auf Lebenszeit verschworen hatte, weil sie fürchteten, er könne eine Monarchie errichten. Der Cäsarenmörder ließ sich, stolz wie er war, auf einem berühmten und gelegentlich auch im Münzhandel angebotenen Silberdenar mit seinem Kopf darstellen. Zwei Dolche auf der Rückseite flankieren eine Freiheitsmütze, lateinisch pileus libertatis. Sie sind unleugbare Hinweise auf die Bluttat, ebenso die abgekürzte Inschrift EID MAR, eidus martiis, mit dem das Datum, die Iden des März, genannt wird.

Ich kam, ich sah, ich siegte

Der aus einer altrömischen Adelsfamilie stammende Julius Caesar hatte eine steile Karriere in der römischen Hierarchie hinter sich, war Senator und Konsul, Verwalter von Provinzen und ein erfolgreicher Befehlshaber. Aus dem mehrfach in Schauspielen und Filmen kolportierten Liebesverhältnis mit der ägyptischen Königin Kleopatra ging der gemeinsame Sohn Caesarion hervor. Als Caesar im August 47 vor Christus bei Zela den König von Bosporus schlug, soll er im Telegrammstil einem Freund "Veni, vidi, vici - Ich kam, ich sah, ich siegte" gemeldet haben. Der berühmte Ausspruch wurde zum geflügelten Wort, zum Inbegriff für einen schnell errungenen Sieg. Antike Autoren haben sich verbürgt, dass Caesars von Selbstbewusstsein strotzende Nachricht echt ist. In die Hauptstadt Rom zurückgekehrt, absolvierte der Feldherr die für einen Sieger wie ihn bestimmten Triumphzüge. Dabei soll jener stolze Spruch auf einer Tafel herumgezeigt worden sein. Caesar war nun unumschränkter Alleinherrscher, der Widersacher entweder aus dem Weg räumen ließ oder durch Ämter und großzügige Gaben an sich band, sozusagen "Zuckerbrot und Peitsche" benutzte beziehungsweise das Prinzip von "Teile und herrsche" anwandte, um seine Ziele durchzusetzen.

Natürlich wusste der zum Gott erhobene Caesar, dass nichts ewig ist und der eben errungene Siegeslorbeer schon morgen welken kann. Seine Mörder, allen voran der ehemalige Freund Brutus, glaubten, durch die Beseitigung des Machtmenschen die römische Republik retten zu können, beschworen aber nur neues Elend hervor. Durch Caesars jähen Tod wurde die von ihm begonnene Erneuerung des Staates unterbrochen, ebenso die rege Bautätigkeit, durch die Rom auf das Prächtigste ausgestaltet werden sollte. Liegen blieb auch der Plan eines Rachefeldzugs gegen die Partner, mit dem Caesar seine Macht weiter festigen wollte.

Brutus überlebte das Messerattentat auf seinen früheren Freund nur um zwei Jahre. Als er in der Doppelschlacht bei Philippi in Makedonien von Octavian und Antonius, die sich zur Aufgabe gemacht hatten, Caesars Tod zu rächen, gestellt wurde, beging er Selbstmord. Shakespeare hat in seinem Drama über Julius Caesar dafür die ebenfalls zum geflügelten Wort gewordene Formulierung gefunden "Bei Philippi sehen wir uns wieder", womit angedeutet ist, dass noch nicht aller Tage Abend ist und jeder einen Preis zahlen muss.

Julius Caesar ging mit weiteren berühmten Aussprüchen in die Geschichte ein. Dazu gehört der von antiken Schriftstellern überlieferte Satz "Die Würfel sind gefallen". Caesar, als er am 10. Januar 49 vor Christus den legendären Grenzfluss Rubikon zwischen Italien und Gallien überschritt, soll aber gesagt haben: "Dorthin führt der Weg, wohin die Zeichen der Götter und die Schandtaten der Feinde rufen. Geworfen ist der Würfel." Caesars bildhafter Satz wurde für eine Entscheidung sprichwörtlich, bei der es nur noch ein Vorwärts und kein Zurück mehr gibt, komme was da wolle. Caesar schwang sich zum Diktator zunächst für zehn Jahre, 44 vor Christus auf Lebenszeit auf. Zwar überhäufte man ihn mit Ehrenbezeugungen. Caesars Herrschaft trug monarchische Züge. Im Gegensatz zur republikanischen Tradition ließ er sich auf Münzen abbilden. Er besaß als Pontifex maximus, das heißt als oberster Brückenbauer, oberste Entscheidungsgewalt in religiösen Fragen. Doch dann wurde seine Karriere jäh gestoppt, und schon bald war das römische Reich keine Republik, sondern ein mehrere Jahrhunderte andauerndes, nach ihm benanntes Kaisertum.

Die Urteile über Julius Caesar gingen und gehen weit auseinander. Manche sahen und sehen in ihm einen skrupellosen Tyrannen von unersättlicher Machtgier und lasten ihm den Untergang der Römischen Republik an. Andere geben zu bedenken, dass zu Caesars Zeiten die republikanische Herrschaftsform ausgedient hatte und es höchste Zeit war, eine neue Regierungsform zu installieren, die dem Reich eine gewisse Stabilität und Zukunftschancen sicherte.

Mein Königreich für ein Pferd

Um noch einmal auf William Shakespeare zurückzukommen. Ihm ist unter anderem der Ausspruch "Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd" zu verdanken. Der Dichter legte ihn dem Titelhelden seines Dramas "Richard III." in den Mund. Diesem blutbefleckten Tyrannen war in der Schlacht von Bosworth das Pferd unter dem Leib getötet worden, zu Fuß kämpft er weiter und stirbt. Mit dem Tod des widerwärtigen, intriganten und machtgierigen Königsmörders endet der Krieg zwischen den Häusern York und Lancaster, England erhält den lang ersehnten Frieden. Im übertragenen Sinne bedeutet der verzweifelte Ausruf, dass in allerhöchster Gefahr nur noch gilt, dass man seine Haut rettet und weltliche Güter, selbst ein Königreich, nicht mehr zählen.

14. April 2017

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