Wiedergeburt von Schloss Charlottenburg
Das Prägeprogramm für die deutschen Kurs- und Gedenkmünzen ist auch 2018 breit und bunt



Der Berliner Münzdesigner Bodo Broschat hat das Schloss Charlottenburg gekonnt in das enge Rund der Zwei-Euro-Münze eingefügt.



Vom früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt weiß man, dass er auch rauchte wie ein Schlot. verboten war. Bodo Broschat hat bei seinem Entwurf für die Zwei-Euro-Münze von 2018 dieses wichtige Detail angedeutet.



Im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört, ist das Schloss Charlottenburg in die Jahre gekommen und bedarf einer umfassenden Verjüngungskur, die noch nicht ganz abgeschlossen ist.



Vielen aus dem 18. Jahrhundert stammenden Paraderäumen der königlichen Familie sieht man nicht an, dass sie Rekonstruktionen nach allen Regeln der Denkmalpflege sind.



Wiederhergestellt sind die Wohn- und Schlafräume der 1810 verstorbenen Königin Luise, die mit ihrer Familie im Schloss Charlottenburg viele Jahre verbrachte und mit ihrem Gemahl Friedrich Wilhelm III. und weiteren Angehörigen im nahe gelegenen Mausoleum bestattet ist.



Das Grabmal aus Marmor der aus Mecklenburg-Strelitz stammenden Monarchin wurde von Christian Daniel Rauch geschaffen, eine Zweitfassung kann im Neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses besichtigt werden. (Fotos: Caspar, Repros: BAV/Wuthenow)

Wer das von Bodo Broschat gestaltete Zwei-Euro-Stück von 2018 mit dem Berliner Schloss Charlottenburg betrachtet, wird nicht gleich wissen, dass es im Wesentlichen eine Rekonstruktion aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist, freilich eine sehr präzise, auf Archivunterlagen, alten Bauplänen, Fotografien und Beschreibungen beruhende, in die auch zahlreiche seinerzeit aus den Trümmern geborgene Reste aus Stein, Holz und Stück einbezogen wurden. Bis zum Ende der Monarchie im Jahre 1918 hatten die Hohenzollern vor allem in Berlin und Potsdam und gelegentlich auch im Schloss Charlottenburg residiert, das Preußens erster König Friedrich I. für seine Gemahlin Sophie Charlotte, die Namensgeberin von Charlottenburg, im frühen 18. Jahrhundert als Sommerresidenz errichtet wurde. Dem im 18. und 19. Jahrhundert um- und ausgebauten und durch weitere Bauten ergänzten Palast wurde im Zweiten Weltkrieg übel mitgespielt. Zweimal wurde die barocke Residenz inmitten eines weitläufigen Parks am 23. November 1943 und noch viel schlimmer im Februar 1945 von Bomben getroffen. Danach war das Schloss wie viele andere Berliner Bauten nur noch eine traurige Ruine, und es war nicht klar, was aus ihr werden soll.

Da große Teile der ehemaligen Reichshauptstadt in Trümmern lagen und Wohnraum dringend benötigt wurde, war es bei Politikern im damaligen Westberlin und in der Bevölkerung nicht einfach, ausgerechnet für den Wiederaufbau der Hohenzollernresidenz zu werben. Dieser Aufgabe unterzogen sich die Kunsthistorikerin Margarete Kühn und weitere Visionäre mit ganzer Hingabe. Die Direktorin der Schlösserverwaltung kannte den Palast noch vor seiner Zerstörung, und sie empfand es schmerzlich, ja unerträglich, dass die Ruine dem Erdboden gleich gemacht werden könnte, denn solche Pläne gab es damals. Kühn und Kollegen suchten in den Trümmern nach verwertbaren Relikten und stellten sie für den geplanten Wiederaufbau sicher. Außerdem wurden alle greifbaren Bilder und Dokumente für diesen Zweck gesammelt.

Der Diskussion in einer Zeit, als in Berlin, ganz gleich in welchem Sektor, große Not herrschte und die Menschen andere Sorgen hatten als sich für die Wiederauferstehung der Charlottenburger Schlossruine zu erwärmen, kam zugute, dass 1950 in Ostberlin das ebenfalls von Bomben getroffene, aber immerhin besser erhalten gebliebene Stadtschloss auf Befehl der SED abgerissen wurde, ein Bau, der aktuell als Humboldt Forum seine Wiedergeburt erlebt. Es lag nahe, für den Wiederaufbau des Charlottenburger Schlosses auch mit dem Argument zu werben, sich von den kommunistischen Machthabern und Kulturvernichtern im Osten abzuheben, so die damalige Diktion in den westlichen Sektoren der geteilten Stadt. Margarete Kühn und ihre Mitstreiter fanden in Vertretern der britischen Besatzungsmacht Fürsprecher für ihren Plan, und so konnte der Wiederaufbau mit der Sicherung der Ruine und aller materiellen Überreste begonnen. Die Rekonstruktion fand 1957 mit der Wiederherstellung der Kuppel ihren vorläufigen Abschluss, doch waren die Arbeiten außen und innen damit noch lange nicht beendet.

3. Dezember 2018



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